Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Meine größte Gabe ist wohl meine Phantasie ich höre ein Wort, einen Satz, eine Melodie und sehe eine ganze gelebte Geschichte Bild für Bild an meinem inneren Auge vorbeiziehen. Das passierte natürlich auch in den ungünstigsten Momenten: damals während des Unterrichts in der Schule, jemand vertraute mir etwas persönlich Wichtiges an und wunderte sich über meine augenscheinlich mangelnde Aufmerksamkeit, beim Sex… :astonished: Es war nicht immer leicht, aber immer fand ich einen Weg über das geschriebene Wort, diesen Bildern Ausdruck zu verleihen und zu einer gewissen inneren Ruhe zu finden. Ein Problem allerdings ist die Vielfältigkeit dessen, was meine Wahrnehmungen so lostreten und die Kanalisation, um das alles in etwas Fassbares, Verwertbares und nicht zuletzt Ordnerbares zu wandeln. In Papyrus Autor habe ich das m. E. nach geeignete technische Tool gefunden auch wenn ich noch nicht alle Funktionen voll durchblicke und die Online-Tutorials förmlich herbei sehne (Berlin ist weit) aber wie strukturiere ich den Fluss meiner Ideen?

Ich weiß, ein langes Intro, das anscheinend nichts mit der Überschrift zu tun hat, aber das war nötig, um den Kern meines Problems zu erläutern. Ausserdem löse ich mich gerade von meinen Ängsten, solcherlei hier öffentlich ins Forum zu stellen und ja quasi meinen vielleicht zukünftigen Mitbewerbern eine Schwäche zu offenbaren… :roll_eyes: Weiter geht’s: Ich habe noch nichts veröffentlicht, ganz im Gegensatz zu vielen von euch und verdiene meinen Lebensunterhalt mit etwas völlig anderem. In meinem Kopf lebt eine Geschichte von gigantischen Ausmaßen und würde man sie verfilmen, wäre sie glaube ich die erste ihrer Art. Nicht ganz neu daran ist, dass sich die Welt, wie wir sie heute kennen, darin komplett verändert, die menschliche Existenz schrumpft auf etwa 30% ihres heutigen Volumens zusammen, alles Leben wird quasi neu formatiert.

Wahrscheinlich würden mir viele von euch dazu raten, mich erst einmal an etwas Kleinerem zu versuchen, an etwas Überschaubareren um zu lernen und um mich auszuprobieren. Aber leider ist die Geschichte wie ein Werbe-Popup und lässt sich nicht beiseite schieben. Andreas Eschbach hat hier irgendwo im Forum mal geschrieben:

Das ist mir unter die Haut gegangen und er hat natürlich völlig recht damit. Würde das Buch bereits existieren, wäre es eins von der Sorte, dessen Cover nicht abkühlen würde, weil ich es nicht aus der Hand legen könnte und ich jedes neue Kapitel mit dem Gedanken „nur noch dieses eine…“ anfangen würde, bis mir die Augen aus dem Kopf fallen. Aber das ist nur mein Gefühl, sind meine Gedanken wie soll ich das nur umsetzen??

Es existieren bereits Charaktere, mehr oder weniger gut ausgefeilt, aber durchaus lebendig, es gibt die Story, Handlungsstränge, Situationen en détail und ein possible end. Würde ich Papyrus Autor komplett durchblicken und zu nutzen verstehen, könnte mir dies noch besser dabei helfen, mich nicht zu verzetteln, aber mein größtes Problem besteht eigentlich in der Vielzahl der Bilder, die ich betreffend des Weltuntergangsszenarios habe. Was ich definitiv nicht möchte, ist so eine Hollywood-Szene „Ah und Ohje, Oh Gott oder nur fiese Details und Druck auf die Tränendrüse“ aber man kann die Beschreibung des eigentlichen Vorgangs auch nicht einfach galant überspringen und komplett der Leserphantasie überlassen. Allerdings ist es entscheidend, den Leser an dieser Stelle nicht zu verlieren, und das könnte unter Umständen schnell geschehen. So drehe ich mich rein und raus, was tun? In meinem Kopf fühlt es sich an, als würden die Bilder und Ideen einen Flashmob erster Klasse veranstalten und ich verliere den roten Faden, das Gefühl für die Basisidee… Dies ist ein Aufruf an alle Profis hier, wie kriege ich den Faden wieder gepackt? Was kann ich tun?

Vielen lieben Dank schon jetzt für’s Lesen und eure Zeit!

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Öhm…

Hast Du jetzt schon was zu Papier gebracht oder bist Du noch mit den ‘Flashmobs’ beschäftigt?

Wenn ich das überlesen habe, bitte ich um Nachsicht… :wink:

Wie dem auch sei…

Manchmal geht es mir ähnlich… Da hab’ ich 'ne geile Idee, die an die Oberfläche drängt. Ich löse solche Probleme mit ‘Fragmenten’, die ich dann später in den Hauptstrang einfüge. Funktioniert bei mir echt gut. :cool:

War es das, was Du meintest?

Beste Grüße

Plan B

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Doch doch, es steht schon einiges, das Konstrukt, wenn man so will ist gegeben und ich bin dabei, nach und nach Substanz um das Gerüst zu flechten. Manchmal habe ich auch für bestimmte Bereiche der Geschichte eine Idee, die ich dann auch sofort einfüge, obwohl sie zeitlich gesehen noch nicht an der Reihe wäre. Die Geschichte wächst, aber nicht von unten nach oben sondern eher unregelmäßig… Mein Problem ist, dass der Weltuntergang und wie er geschieht von zentraler Bedeutung für alles ist, was danach kommt. Daher ist es so wichtig WIE ich ihn beschreibe. Nicht falsch verstehen: Es ist keine Geschichte, die im Weltuntergang gipfelt, er gibt der Geschichte lediglich eine tragische Wendung und nimmt eben Einfluss auf alle folgenden Ereignisse. Der Kern der Geschichte ist nicht WAS passiert oder WARUM es passiert, sondern was sich daraus ergibt und wie der Mensch damit umgeht.

Es gibt so viele Möglichkeiten, einen Weltuntergang zu beschreiben, dass ich mich eben total verzettele und nicht mehr genau weiß, wie ich durch den Wust an Bildern blicken soll. Dabei ist es wichtig, bei der Beschreibung genau den richtigen Ton zu treffen. Was dieses Szenario angeht, ist mir schlicht und ergreifend der Faden flöten gegangen und ich weiß nicht, wie ich ihn zurück bekomme.

Wenn du so willst, ist mein Weltuntergang so ein ‘Fragment’ wie du es beschreibst, aber eines, das sich schwer einfügt, einfach auf Grund seiner Bedeutsamkeit. Ich weiß nicht, wie ich das handeln soll…

Ansonsten ist deine Idee prima und ich verfahre auch oft so, aber hier hilft es mir nicht wirklich. :cry: Trotzdem vielen Dank!

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

So ganz versteh’ ich’s immer noch nicht… Sorry… :astonished:

Du hast den Hauptstrang aus den Augen verloren? Ist das so???

Wenn Du dich so richtig verzettelt hast, dann geh’ zurück zum Ausgangspunkt und schreib es neu!!!

Klingt krass - ist aber so! :smiley:

Die Teile, die Du ersetzt, kannst Du wiederum als Fragmente aufheben. Du könntest sie eventuell an anderen Stellen verwenden.

Es ist wie beim Autofahren - steckst Du in ‚ner Sackgasse, leg‘ den Rückwärtsgang ein! :wink:

Beste Grüße

Plan B

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Ganz kapier ich nicht, was du meinst und da liegt vielleicht auch das Problem.

Die Kunst des Schreibens besteht nicht im Schreiben, sondern im Kürzen und Fokussieren.

Da tu ich mich aber selbst schwer.

Ich habe mal versucht einen Einstieg zu finden.

»Bier… Bier…? Es gibt keins. Ich mochte das Zeug nie. Heute würde ich meinen rechten Arm dafür geben es noch einmal kosten zu dürfen aber die Zeiten sind vorbei« Daren schulterte seinen Bogen und lies die halb verwitterte Reklametafel hinter sich. Er wurde immer melancholisch, wenn er die Ruinen von Berlin betrat, auf der suche nach den letzten Konserven, Überbleibsel einer untergegangenen Gesellschaft.

Ich hab Bier gewählt, da es etwas Einfaches ist. Es stellt ein grundlegendes Produkt da, mit dem jeder etwas anfangen kann.

Es gibt keines. Ist eine Einstiegsfrage. Der Leser fragt sich warum gibt es keines.

** ich mochte das Zeug nie; bitteres Gesöff** Warum dann das Drama?

Heute würde ich meinen rechten Arm dafür geben es noch mal kosten zu dürfen aber die Zeiten sind vorbei Warum der Widerspruch? Und Einleitung der Abschließenden Erklärung.

Die Gesellschaft gibt es nicht mehr.

Ich hab mal so ins Blaue hinein geantwortet aber vielleicht bringt dich das ja auf etwas.

Ansonsten noch ein Tipp. Schreib was du weißt, alles andere erzählt dir deine Geschichte, wenn es an der Zeit ist.

Gutes Gelingen

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Nun kommt das Ausmaß meiner Verzettelung ans Licht ich kann nicht mal richtig erklären, wo’s hakt… Liegt nicht an dir.

Ich versuch’s mal so: Ich habe eine Geschichte vor Augen, deren einzelne Handlungsstränge sich langsam aber sicher zu einem dichten Netz verweben. Es ist nicht so, dass ich den Hauptstrang aus dem Auge verloren habe, ich weiß einfach nicht, wie ich diesen PUNKT beschreiben soll. Jede Geschichte hat ja so einen Punkt, sei es eine bestimmte Situation oder etwas, das jemand sagt, tut oder eben auch nicht, der der Geschichte den richtige Dreh verleiht, ohne den es nicht geht. Dabei muss dieser Punkt nicht zwangsläufig im Mittelpunkt der Handlung stehen. Zum Beispiel:

Ein Mädchen und ein Junge treffen sich in einer Bar. Sie unterhalten sich den ganzen Abend, ganz zwanglos, wie selbstverständlich und ohne Scheu. Aber es wirkt langweilig, so, als kennen sie sich schon lange und entdeckten nicht wirklich etwas Neues im jeweils anderen. Dann passiert Folgendes: Jemand drängt sich in der überfüllten Bar an den beiden vorbei und streift das Mädchen dabei versehentlich. Sie verliert leicht das Gleichgewicht und im Bemühen, es wieder zu erlangen, fegt sie ihr Glas von der Theke. Instinktiv will sie es auffangen, das Dilemma verhindern und biegt sich in einer etwas ungelenken Art dem Glas hinterher. Zu langsam, das Glas zerbricht am Boden und die Scherben verteilen sich schon unter den Schuhen der Umstehenden. Als sie sich mit einer leichten Röte im Gesicht wieder aufsetzt und hilflos umschaut, ist sie für den Jungen nicht mehr dieselbe Person: Er hat plötzlich etwas an ihr entdeckt, das sie für ihn einzigartig macht, nur ist er sich dessen noch nicht bewusst. Vielleicht war es die Art ihrer Bewegung oder die Gefühle, die sich so deutlich auf ihrem Gesicht abmalten, ist auch egal. Fakt ist, dass sich seine Haltung ihr gegenüber genau jetzt ändert, er verhält sich offener, interessierter, ist ganz auf sie konzentriert, fühlt sich von ihr angezogen, er umgarnt sie. Dieser kleine Moment spielt also eine große Rolle für den weiteren Verlauf der Geschichte.

Im Vergleich zu einem Weltuntergangsszenario ist er jedoch relativ flott inszeniert und geschrieben. Ich muss den Weltuntergang in meiner Geschichte passieren lassen, aber meine Überlegungen zur Art und Weise ufern halt total aus, ich werde überrannt von meinen vielen Ideen dazu, weiß aber, dass sich dieser Punkt unbedingt richtig anfühlen muss. So, wie wenn man beim obigen Szenario nicht den PUNKT nicht richtig trifft, versteht der Leser nicht genau, wann, warum sich die beiden ineinander verlieben, für ihn sitzen sie im einen Moment zusammen in einer Bar, im nächsten sind sie ein Paar einfach platt.

Ich finde einfach keinen Anfang für diesen PUNKT, daher recherchiere ich weiter, denke weiter darüber nach, male mir aus, … aber ich finde keinen zündenden Ansatz, der passt bzw. sich richtig anfühlt.

Verstehst du nun, was ich meine?

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Hallo Josef,

ja, du hast Recht was du schreibst, höre ich nicht zum ersten Mal und mir ist bewusst, dass das ein Punkt ist, an dem ich noch einiges zu ackern habe… Ich bringe die bunten Bilder aus meinem Innern nicht durch die Quantität der Worte für andere zum Leuchten. Ich sollte mir dein Signatur-Statement zu Herzen und ein Bier aus dem Kühlschrank nehmen und einfach schreiben. Und die Geschichte diktiert mir den Rest, wenn es an der Zeit ist. Das ist gut, richtig gut danke hierfür.

Euch beiden vielen Dank für eure Zeit, Plan B und Josef!

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Ich habe das Gefühl, du willst ein bisschen zu viel beschreiben, auch einer meiner Kardinalsfehler. Auch der vieler anderer Autoren, die Regel “Show, don´t tell” kommt ja nicht von ungefähr. Du solltest den härteren Weg wählen und nicht das Ereignis an sich beschreiben, sondern die Folgen. Und daraus dann den Leser im Laufe der Geschichte das Ereignis selbst rekonstruieren lassen.

Das Problem ist, das DU die Bilder im Kopf hast, du weißt, was wann passiert ist und welchen Hintergrund das Ganze hat, der Leser aber eben nicht. Vor dem Problem stehen ja viele Schreiber von Utopien. Die meisten behelfen sich dann eben mit einem ellenlangen Prolog: “Im Jahre 2123 brach unsere Welt zusammen…” . Legitim, aber nicht elegant.

Insofern würde ich wirklich probieren, den Weltuntergang erst einmal im Hinterkopf zu behalten und den Rest der Geschichte schreiben. Also die Folgen und Ereignisse, die sich daraus ergeben und die ja deiner Beschreibung nach das zentrale Thema deiner Geschichte sein sollen. Und danach würde ich versuchen, das Geschriebene aus der Sicht des Lesers zu betrachten. Vielleicht hat er dann ja schon so ganz nebenbei alle Informationen über den Untergang erhalten, die er braucht? Wenn nicht, kannst du die fehlenden ja nachträglich einstreuen.

Aw: Wie beschreibt man den Untergang der Welt?

Hallo Matthias,

was du schreibst, bestärkt mich in einer ganz bestimmten meiner Ideen und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kristallisiert sich ein Weg heraus, der sich ganz gut anfühlt.

Genau das möchte ich vermeiden, aber es gibt sowieso eine umfassende Ereignisfolge VOR der Katastrophe, zwar keine, die die Schuldfrage klärt, aber Konsequenzen WÄHREND und NACH der Katastrophe nach sich zieht. Wie gesagt, die Geschichte gipfelt nicht im Weltuntergang, und sie beginnt auch nicht damit. Aber du hast Recht: „Show, don’t tell“ muss ich mir noch öfter vor Augen führen.

Hab’ vielen Dank für deinen konstruktiven Ratschlag ich glaub’ ich seh’ da einen Faden baumeln… :laughing: )))