Zeitplanung Roman

Hallo Ihr Lieben,

heute habe ich mir mal ein Limit gesetzt: Nächstes Jahr vor Weihnachten soll der Roman endlich als Buch vor mir liegen. Um mich nicht zu verzetteln hätte ich ganz gerne mal ein paar Eckdaten, wie das so mit dem Werdegang vom ersten Entwurf bis hin zum fertigen Buch abläuft (zeitlich gesehen). Meine Fragen wären:

  1. Ich schätze, mein Roman wird etwa am Ende 700-800 Seiten haben. Im Moment bin ich im Entwurf auf Seite 340. Da ich noch 5 Stunden am Tag was anderes arbeite, kann ich nicht so viel leisten, sagen wir mal, im Schnitt etwa 2 Seiten pro Tag. Wenn ich den Mittelweg gehe (ca. 740 Seiten jetzt als Beispiel), dann brauche ich so etwa 200 Tage, bis ich den Entwurf im Kasten habe. Dann wäre ich etwa im Mai einmal durch.
    Ist das utopisch?

  2. Wie lange brauche ich anschließend für die eigene Revision? Reichen da 6 Wochen oder ist das mehr?

  3. Wenn ich es an ein professionelles Lektorat weitergeben will:
    a) wie lange brauchen die etwa?
    b) welche Kosten kommen da auf einen zu?

  4. Angenommen der Text ist fix, alles ist super, ich muss nur noch das Buch machen. eBook ist ja schon mal klar. Aber wie lange braucht es für Layout bzw. Cover und Ähnlichem für das Papierformat. Wie lange braucht auch der (mögliche) Druck?

  5. Gibt es noch weitere Dinge, die ich vielleicht beachten muss?

Wäre um jeden Ratschlag dankbar. Will es jetzt endlich in den Händen halten, mein Buch, das mir vor 20 Jahren eingefallen ist und mich seitdem nicht mehr loslässt.

LG,
Vroni

Wenn das dein zehntes Buch ist und du dich gut genug kennst und weißt, wie bei dir die Dinge ablaufen, könnte das passen.

Wenn ich bei 340 Seiten schätzen würde, dass ich noch nicht die Hälfte habe, würde ich Zeitpläne für mich mal sehr sehr wage halten. In geschätzten 400 Seiten kann in einem Roman noch so viel passieren. Viele - nicht alle - Figuren, egal wie gut ich sie durchplane, entwickeln eigentlich immer irgendwann ein Eigenleben und ratz fatz hast du mehr geschrieben als du wolltest oder geplante Szenen verändern sich wie von selbst. Vielleicht hast du irgendwann gar so viel Text, dass du über eine Trilogie nachdenkst bei der Menge.

Ich würde erst einmal weiter schreiben. Wenn der Entwurf fertig ist, hast du (bei 700-800 Seiten) ja noch genug zu tun, wenn du veröffentlichen willst. In der Zeit kann man noch genug planen und weiß dann auch genau, was man benötigt.

Überarbeiten mit einrechnen. Ich frag’ Autoren - besonders die erfolgreichen :wink: - immer gern, wie lange sie nach dem Wörtchen “Ende” noch mit Überarbeitung zubringen.
Das ABSOLUTE Minimum sind 20%, wer weniger Zeit investiert, dürfte noch so viele “Macken” welcher Art auch immer im Buch zurückbehalten, dass es nicht gut ankommt.
Bei den meisten sind’s > 1/3 bis zu über 50% der Gesamtzeit. Ohne, dass ich eine saubere Statistik geführt hätte, würde ich das Mittel auf gut 30% legen.

Wie Hemingway schon sagte: “The first draft is always shit!”

Ich weiß nicht, ob ich mir um 3., 4. und 5. Gedanken machen würde, das sind Zeitkomponenten, die nicht unter deiner Kontrolle liegen und hängen sicherlich auch von der Person ab, die du mit den entsprechenden Aufgaben betraust. Außerdem hast du ja keinen Fixtermin zu dem das Buch im Handel sein muss, die geht es ja nur um einen Termin für dich selbst, auf den du dich freuen kannst. Wenn ich es richtig verstanden habe.
Ich würde mir daher ein Tagesziel von zu schreibenden Wörtern setzen, z.B. auf die oben genannten zwei Seiten. Damit hast du für jeden Tag ein Ziel, das dich darauf hinführt dein Gesamtziel zu erreichen und dich jeden Tag, an dem du es einhältst, mit einem guten Gefühl entlässt. Damit stellst du auch früher oder später selbst fest, ob dein Ziel utopisch ist, oder nicht.

Eine fix kalkulierte Zeit für die Revision finde ich schwierig, das hängt von der Länge des Textes ab und auch von der Qualität des ersten Entwurfs. Ich kenne es nicht so, dass sich eine Geschichte tatsächlich haargenau so entwickelt, wie es der Plan ist und erst wenn man das Ende geschrieben hat, weiß man wirklich, was für eine Geschichte man da schreibt. Das kann schon dazu führen, dass in der Revision viel Zeit hängen bleibt. Außerdem sollte man nach dem ersten Entwurf ja eine kleine Pause einlegen und sich mit was anderem beschäftigen, damit man Abstand vom Text bekommt.

Ich persönlich wurde mal von mindestens 3 Revisionsrunden ausgehen…

Oh, Danke für die vielen Tipps! :slight_smile:

Ja, ist wirklich so, dass ich mir das Ziel selbst gesetzt haben (einfach weil’s jetzt endlich mal Zeit wird!)

Dass sich Figuren anders entwickeln, als ich mir das vorgestellt habe, das habe ich schon gemerkt und dachte, dass das nur von meiner Unprofessionalität herrührt. Finde ich beruhigend, dass das nicht nur mir so geht.

Ich habe seit 10 Jahren drauf gewartet, endlich mal über eine schon lange erdachte Figur in meinem Plot zu schreiben. Da sie erst nach der Hälfte des Buches auftaucht, habe ich gerade das erste Kapitel mit ihr geschrieben. Und ich war so platt, als ich sie wirklich vor mir agieren sah. Sie war ganz anders als immer geplant, viel plastischer, viel lebensfroher und viel frecher. Ich kann sie fast riechen, es ist so faszinierend! Ich freue mich auf meine Reise zu den hinteren Kapiteln. Und ich mach jetzt einfach mal im 2-Seiten-Modus weiter.

Dankeschön :thumbsup: Ich krieg wieder Mut bei dem Ganzen :cool: Ich lasse mich einfach mal treiben und werde sehen, wo ich (zeitlich) lande. Eure Ratschläge werde ich auf jeden Fall beherzigen!

Liebe Grüße,
Vroni

Übrigens das Zitat "The first draft is always shit!"macht mir Mut, einfach drauflos zu schreiben, weil ja eh nur Mist rauskommen kann. Aber damit kann man dann arbeiten und aus dem Stroh irgendwann vielleicht Gold spinnen :wink:

Sich einen Termin zu setzen kann durchaus sinnvoll zu sein, weil es aus einem Traum (“irgendwann mal …”) ein Projekt macht (“bis zum X.X.XX werde ich …”). Wenn es aber darum geht, den täglich erreichten Schreibfortschritt zu schätzen, verschätzen sich die meisten Menschen leicht um 100% und mehr zu ihren Gunsten; wenn man es wirklich wissen will, führt um ein genaues Erfassen* nichts herum.

Ich würde das aus meiner Erfahrung mit Terminen so angehen:

Du hast jetzt 340 Seiten und willst bis Anfang Mai 2018 740 Seiten in Rohfassung haben. Das ist eine Differenz von 400 Seiten, die in den Monaten November bis April (= 26 Wochen) zu bewältigen sind. Macht 400/26 = 15,4 Seiten pro Woche.

Nun druckst Du Dir einen Kalender aus, der die Wochen anzeigt, und schreibst ans Ende jeder Woche das Wochenziel. Am Ende der 1. Woche sind das 340+15,4 = ~355 Seiten. Am Ende der 2. Woche gilt es, 350+2*15,4 = ~371 Seiten zu haben. Und immer so weiter, das ist mit einem Taschenrechner schnell erledigt (ich mache das gern von Hand, weil es, sagen wir, *selbstverpflichtender *und damit motivierender ist als eine Formel in einer Tabellenkalkulation).

Diesen Kalender ziehst Du jeden Abend hervor und notierst den erreichten Seitenstand. Nach einiger Zeit wirst Du merken, ob Du die Ziele erreichst oder nicht: Wenn Du ständig hinterher bist und es in Stress ausartet, ist es besser, den Termin hinauszuschieben und alles nochmal neui durchzurechnen; wenn Du die Ziele zu leicht erreichst, kannst Du ihn enger setzen. Wie auch sonst im Leben ist es am besten, gefordert, aber nicht überfordert zu sein.

*Übrigens hat das Hemingway auch so ähnlich gemacht (er hat abends immer die geschriebenen Wörter gezählt und die Werte schriftlich festgehalten), und ich denke, was für Hemingway gut war, kann für unsereinen nicht schlecht sein.

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Danke! Das ist eine gute Idee und erinnert mich an mein Kalenderband, das ich mir für meine Klausuren im Studium gefertigt hatte. Allerdings war es tageweise aufgebaut mit Meilensteinen drauf (ein Tag = 3x3 cm²). Das hing komplett an der Wand in meinem Studentenzimmer, und täglich wurde ein Tag abgeschnitten :wink:

Manchmal fallen einem Sachen wieder ein … :roll_eyes:

Super Tipp! Das mach ich :slight_smile:

LG,
Vroni

… aber ich mach das erst** nach** meinem täglichen Pensum :smiley:

Naja, AndreasE, sicher ist es sinnvoll, sich ein zeitliches Ziel oder Limit zu setzen. Sinnvoll finde ich es aber auch, sich ein seitliches Limit zu setzen. Also: Bis zum Tag X 2018 möchte 600.000 Zeichen geschrieben haben. Entspricht etwa 333 Normseiten. Was schon ein recht umfangreiches Werk wäre. Nicht nach deinen Maßstäben. Was die Seitenzahl anlangt entsprechen deine Werke ja Enzyklopädien.
Aber egal. 333 Seiten schreibt man bei täglichen Pensum von fünf Normseiten in zwei Monaten. Genau in 66 Tagen.
Je nach Planung des Plots schreibt man durch, ohne großartige weiter recherchieren zu müssen. Und anhand des Fortschrittsbalkens - eingestellt auf geschriebene Zeichen, lässt sich der tägliche Erfolg recht gut ablesen. Und fünf Normseiten pro Tag mit umgerechnet 8000 Zeichen, Leerzeichen inklusive, lassen sich schaffen, ohne zu überfordern
Wer weniger konzentriert plant und seine Recherchen noch nicht abgeschlossen hat, braucht logischerweise etwas länger, denn in die sich selbst gesetzte Schreibfrist fällt dann ja noch die Zeit für Recherchen, in denen man vermutlich nicht schreibt. Aber eigentlich sollte die Planung ja anders verlaufen: Idee, Plot erarbeiten, Recherche, Schreiben.

Hm … Ben, ich glaub’ irgendwie schon, dass Andreas den einen oder anderen Roman termingerecht geplant und abgegeben hat …

Und eben auch von seinen Verlagen auch Vorlagen bekommt, wie viel er schreiben soll - das ist bei Erfolgsautoren natürlich eine andere Zahl als bei Erstlingswerken (woran Erstlinge auch recht häufig kranken, von ihren Erfolgschancen her, bei Verlagen angenommen zu werden).

Hab ich das angezweifelt?

Ich habe nur ergänzen wollen, dass neben einer zeitlichen Vorgabe oder eines zeitlichen Limits auch die Vorgabe eines Umfangs durchaus sinnvoll für eine Planung sein kann.

Öh, eigentlich hat er aus den Angaben eines Zieltermins (Mai 2018) und -Seitenanzahl (740 - die bisher geschriebenen Seiten) eine Durchschnittsanzahl der täglich zu schreibenden Seiten errechnet…

Ben Vart, lies mein Posting nochmal genau. :wink:

Das zeitliche Limit (gemeinhin “Termin” genannt) waren die 26 Wochen.
Und das “seitliche” Limit waren die bis dahin zu schaffenden 400 Seiten.

Was mich an der Debatte verblüfft, ist, mit welch einer Sicherheit sich viele sagen trauen oder sagen können, wie viele Seiten ihr Roman haben wird, wenn er fertig ist. Ich kann das nicht. Überhaupt nicht. Wenn ich einmal angefangen habe zu schreiben, und herausgefunden habe, wie ich in den Roman erzählen will, bekomme ich meist eine sehr vage Vorstellung davon, auf wie viele Seiten das Rohmanuskript hinaus läuft. Wobei das ja nun mal schon gar nichts darüber aussagt, wie viele Seiten der fertige Roman hat. Das Rohmanuskript von „Die Inseln im Westen“ hatte 970 Seiten. Nach dem dritten Durchlauf hatte ich es um gut zweihundert Seiten gekürzt.

Ein zeitliches Limit habe ich mir noch nie gesetzt, was vermutlich damit zusammenhängt, dass ich Hobbyschriftsteller bin und keine Abgabetermine einhalten muss. Da hab ich zu viel von einem Lagerfeuererzähler und viel zu wenig von einem professionellem Autor an mir :slight_smile:

Liebe Grüße,
Peter

Najaaa … Also ein Profi bin ich auch nicht… Aber ich hab ungefähr die Hälfte der Ereignisse runtergeschrieben. uns 2 x 340 sind ja 680. Dann hab ich mir gedacht, dass mir bestimmt noch n bisschen Blabla zusätzlich einfällt. Deshalb hab ich mal für den Rest 400 Seiten über den Daumen geschossen. Aber sicher bin ich mir da auch nicht wirklich.
Deshalb hab ich ja auch einfach mal in die Runde gefragt, was die erfahrenen Schreiberlinge so kalkulieren bzw. überhaupt damit umgehen.

Ich stehe meiner Protagonistin jetzt genau 20 Jahre zur Seite (hab nicht immer geschrieben, das Projekt lag auch schon monatelang auf Eis). Und ich hab langsam die Nase voll! Nicht vom Plot, sondern dass ich das Buch nicht lesen kann! Ich hatte mir nämlich vorgenommen, ein Buch zu schreiben, das ich selbst gerne lesen würde. Und da es kein anderer für mich tut, muss ich mir halt jetzt mal da hintreten, wo die Sonne nicht hinscheint :wink: Aber ohne Ziel würde ich einfach weiterdümpeln.

Im Übrigen muss ich gestehen, dass mir jetzt im Schreibprozess wirklich klar wird, was da Tolles passiert. Da tun sich plötzlich Wege auf, die man vorher noch gar nicht auf dem Schirm hatte und die trotzdem hineinpassen, als wären sie schon von Vorne herein auf dem Reißbrett dazuskizziert worden. Und der Hammer ist, wie sich Figuren entwickeln können. Insofern bleibt der Weihnachts-Termin für nächstes Jahr zwar bestehen, aber er ist vielleicht auch ein bisschen wackelig :smiley:

LG,
Vroni

PS: Ach ja: :wink: Das Lagerfeuer geht auch irgendwann aus… spätestens, wenn das Holz alle ist :wink:

Ich verschätz mich auch oft. Beim „Jesus Video“ damals dachte ich, das werden 350 Seiten. :rofl:

Aber wenn man mal mit einer Geschichte in der Mitte angekommen ist (und dass man das ist, weiß man oft), dann wird es einfacher: Insgesamt werden es dann vermutlich doppelt so viele Seiten, wie man schon hat … :wink:

Es sei denn, es kommen noch Twists. Ich erinnere mich … ist das hier die Plauderecke? (check - nicht, dass mich ein Moderator ermahnt) … OK, isses :smiley: - also ich erinnere mich an das Durchspielen vom genialen Rollenspiel “Gothic”, wo man mittendrin drei-, vier Male dachte, man sei auf dem Höhepunkt, und hatte aber erst ein Viertel erreicht …

Das kann natürlich auch noch passieren. Ich möchte fast sagen: das sollte sogar passieren. Denn dann wird die Schreiberei doch erst richtig spannend! :scream::cool::rage::):thumbsup:

Ja. Hab auch nix dagegen, wenn die kreative Strickmaschine noch ne Kaputze dranstricken will :smirk:

Aber bei Neobooks ist leider bei 700 Seiten Schluss, so wie es aussieht. Und das Bewerben bei Verlagen hab ich vor 10 Jahren aufgegeben. Als Newbie keine Chance, schon gar nicht mit ner Drachen-Geschichte.
Damit will ich nicht jammern. Ich bin einfach nur Realistin geworden. Und nach der Buchmesse dieses Jahr hatte ich erst mal meine Depression davon zu verarbeiten :confused:
Bin aber in einer sehr netten lokalen Autorengruppe, die mir immer den Rücken stärkt.:thumbsup:

LG,
Vroni

Man kann aus jedem Text 10% herauskürzen, und in aller Regel wird er dadurch besser. Also wären auch 770 Seiten Rohfassung no problem. :wink: