Zehn-Seiten-Spiel

Hallo zusammen :slight_smile:

Wenn ich alle meine Bücher gelesen bekomme, kann ich wirklich glücklich 135 Jahre alt werden (wenn ich jetzt keine mehr kaufe!)

Seit einiger Zeit durchpflüge ich meinen Bücherwald mit einem selbst ausgedachten Zehn-Seiten-Spiel. Das ist effizient und schützt mich vor Zeitvergeudung. In meinem „Lesetagebuch“ - neuerdings in meinem Bibliotheksverzeichnis als Papyrus-Datei in den Anmerkungen - halte ich das fest. Das „Spiel“ hat die Regel, zehn Seiten zu lesen und dann fünf Fragen zu beantworten und ein Urteil zu fällen. Sollte ich das Buch zu Ende lesen, kommt dann noch ein Schlußurteil in ein bis zwei Sätzen. Hier mal ein äleres Beispiel:

Zehn-Seiten-Spiel zu …?..

• Habe ich Lust weiter zu lesen? Warum? Wenn nicht, warum nicht?: unbedingt

• Wie ist die Erzählweise, -perspektive? Auktorialer Erzähler

• Wie wird Spannung oder Atmosphäre erzeugt? Armer Mann (John) erbt grenzenlos und bekommt das stückweise mitgeteilt. Atmosphärisch sehr interessant.

• Welche, wie viele Personen, deren Aufstellung? John mit vier Notaren am Start

• Beurteilung bis hierher (1 »sehr gut« - 6): 2

War richtig klasse! Habe das Buch im April 12 zu Ende gelesen. Das ist bisher das Beste, das ich von ihm gelesen habe, hat mir wirklich viel Freude gebracht. Den Schluss hätte ich mir auch anders vorstellen können - aber es ist ja seiner!

Wie machen denn das die anderen Vielleser? Könnt Ihr damit was anfangen? Oder habt Ihr schlauere Fragen?

Aw: Zehn-Seiten-Spiel

Wenn ich unschlüssig bin, ob ich weiterlesen sollte oder nicht, dann formuliere ich bewusst erstmal keine Fragen aus. Aber da mein Hirn mir irgendwarum schon signalisiert, dass ich evtl. mal wieder schön meine Zeit verschwende, prüfe ich im Schnellverfahren nach. Das sieht dann so aus: Ich lese diagonal und damit schnell viele Seiten, ohne den Kontext komplett zu erfassen (bin ja kein Wunderkind, die das angeblich trotzdem können). Sollte ich in den folgenden Seiten wirklich an keiner Stelle hängenbleiben, also etwas Interessantes finden, dann hat sich das Buch für mich erledigt. Finde ich genug interessante Stellen, blättere ich zum Ausgangspunkt zurück und lese aufmerksam bis zur ersten oder zweiten gefundenen Stelle.

Stellt sich heraus, dass die “guten” Stellen Zufall waren, hat sich das Buch natürlich auch wieder erledigt. War der wegbereitende Text nötig, entscheide ich mich für das Buch.

So verfahre ich auch, wenn ich eigentlich schon tief im Buch bin. Es kann also passieren, dass ich ein Buch für mich neu prüfe, obwohl ich schon bei Seite 300 bin.

Mit dieser Methode verpasst man sicher das ein oder andere gute Buch, weil man “Durststrecken” hart bestraft. Aber ich habe eben auch dein Problem: Zuviele Bücher, zu wenig Lebenszeit.

Ein bisschen ist das die Adaptierung von “Kill your Darlings” aufs Leseverhalten bezogen (Ich habe mich nicht gescheut, als großer Fantasy-Liebhaber, auch ein “Herr der Ringe” wegzulegen oder mitten in Band 9 von “Rad der Zeit” einfach die ganze Reihe zu schmeissen… tat beides weh. War mir aber lieber, als mit unguten Gefühl weiterzulesen. Man darf mich dafür gerne als Banausen bezeichnen.)