Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo an alle.

Ich will es wagen. Leider kenne ich niemanden der meine Sachen lesen könnte. Ich selber habe keinen Abstand mehr zu dem Geschriebenen. Ich kann es überhaupt nicht mehr einschätzen.

Es soll ein Thriller werden. Im Hintergrund ein Endzeitszenario. Das ist auf das übelste ausgelutscht. Aber es soll auch nur die Bühne für meine Geschichte bieten. Ich habe drei Erzählstränge. Von einem möchte einen Ausschnitt hier einstellen.

Szene: Demir (Hauptfigur) und Bilal wollen einen Kurier überfallen. Die beiden warten schon länger. Sie hören den Polizeifunk mit. Die Seuche bricht zeitgleich mit dem Überfall aus. Ich schalte hier in schnellen Sprüngen zwischen den Handlungssträngen hin und her. Die Szene soll temporeich sein und einen gewissen Druck aufbauen. Aber wie gesagt, ich raffe es einfach nicht mehr.

Hilfe!

„Der Streifenwagen fährt ständig hier vorbei.« Demir war sich sicher.

„Du siehst Gespenster." Bilals Stimmung näherte sich dem absoluten Nullpunkt. „Hier fahren die Bullen immer durch die Gegend."

„Scheiße ist das eine Hitze.« Demir zupfte an dem T-Shirt, das an seiner Haut klebte. Es war fast 23 Uhr. Der Kurier war überfällig.

Vor einer Stunde hatte er Bilal gefragt, wie lange man warten wolle.

„Bis er kommt«, war die Antwort.

Er wollte nicht mehr nachfragen. Sollte Bilal das Kommando zum Rückzug geben. Das der Kurier nicht kam, war eine Erleichterung.

Was hätte er mit den Diamanten anfangen sollen. Eine Schnapsidee. Vier Millionen Euro waren ein strahlendes Licht, das den Verstand blendete.

Jetzt, wo dieses Licht verlosch, kehrte der Realitätssinn wieder. Er wäre im Knast gelandet, oder im Grab.

Für den bulgarischen Reisepass gab es andere Verwendungen. Vielleicht an einen illegalen Migranten verkaufen. Mit etwas glück machte er damit Gewinn.

Demir lehnte sich zurück, schloss die Augen. Er wollte nachhause gehen, einen Joint rauchen und sich einen Film reinziehen.

„Scheiße die Bullen."

Demir saß Kerzengerade. Versetzt hinter ihnen stand ein Streifenwagen. Das Blaulicht flackerte. Zwei Polizisten stiegen aus.

„Das sind die. Die kurven die ganze Zeit um uns herum."

„Ja, ja." Bilal zog das Shirt über das Griffstück der Pistole.

Die Polizisten teilten sich auf. Einer nahm den Bürgersteig, näherte sich der Fahrertür. Der Zweite lief auf der Straße.

Im Außenspiegel konnte Demir erkennen, dass er die rechte Hand an der Waffe hatte. In der Linken hielt er eine Taschenlampe, die hin her wackelte.

Der Lichtstrahl blendete ihn durch den Spiegel. Demir lies das Scheibe herunter. „Guten Abende", sagte er. Der Polizist antwortete nicht.

Der Strahl der Taschenlampe wanderte im Innenraum des BMWs umher. Er hörte, wie es auf Fahrerseite summte. Bilal machte das Fenster auf.

„Ihren Führerschein und die Fahrzeugpapiere."

„Ja, ist gut." Bilal beugte sich in Demirs Richtung, wühlte im Handschuhfach. Da gab es weder Papiere noch einen Führerschein zu finden. Sie waren im Arsch.

In diesem Moment knackte es im Weltgefüge. Die Zeit beschleunigte, als ob der Teufel ihr in den Rücken stieß.

»Nero 4/1 von Nero. Dringend. Frank 4/1 von Nero." Die Stimme quäkte aus dem Funkscanner, der im Ablagefach der Beifahrertür lag.

Bilal sah Demir ihn mit runden Augen an.

Demir sank in sich zusammen. Er Trottel hatte das Ding nicht leisegestellt. Der Polizist der an der Beifahrertür stand trat einen Schritt zurück,

zog die Waffe, öffnete den Mund. Aber statt ihn anzuschreien, griff er nach dem Mikrofon des Funkgerätes, das an seiner Schutzweste hing.

Er legte den Kopf schräg, schien etwas zu hören. Was immer es war, es saugte seine Aufmerksamkeit auf. Er winkte über das Fahrzeugdach hinweg.

Dann schrie er. Demir konnte es nicht verstehen. Zeitgleich rannten die Polizisten zurück zum Streifenwagen, sprangen hinein. Mit quietschenden Reifen jagten sie an Demir und Bilal vorbei.

„Was ist denn jetzt los."

„Wie haben schwein gehabt. Das ist los." Bilal startete den Motor. „Wir verschwinden."

Demir sah nach rechts. Ein schwarzer Audi A 8 passierte sie. Vorne saßen zwei Männer. Die hinteren Scheiben getönt. F- GG 333 stand auf dem Kennzeichen.

„Das ist der Kurier." Demir konnte es nicht glauben.

„Wir ziehen das jetzt durch." Bilal startete den Motor.

Demir nickte. Der Verstand, eben noch eingeschaltet, setzte umgehend aus. Jagdfieber erfasste ihn. „Alles klar."

Er griff nach der Sturmhaube in der Seitenablage und zog sie über den Kopf. Bilal gab Gas. Das Kurierfahrzeug hielt direkt vor der Bank.

Die Beifahrertür sprang auf. Ein Mann in einem grauen Anzug stieg aus.

Mit der rechten Hand trug er eine Aktentasche. Er schlug die Wagentür zu, federte über den Asphalt und stand auf dem Bürgersteig. Der ist zu schnell.

Ihr BMW stoppte hinter dem Audi. Sie sprangen nach draußen. Der Kurier erreichte die Treppe, nahm immer zwei Stufen gleichzeitig.

Demir setzte ihm nach. Kurz sah er aus dem Augenwinkel, wie Bilal sich dem Kurierfahrzeug näherte. Er sollte den Fahrer beschäftigen.

Vermutlich waren beide Männer bewaffnet.

Der Kurier mit den Diamanten befand sich auf halben Weg zum Bankeingang.

„Stehen bleiben!", schrie Demir. Er zog die Waffe aus dem Gürtel.

Der Mann stoppte, drehte sich herum. Er sah Demir nicht, starte an ihm vorbei.

„Las die Tasche fallen!" Er hob die Mündung der Waffe und zielte auf die Brust des Kuriers. Der stand keine zehn Meter von ihm entfernt.

Demir zuckte zusammen. Um ihn herum tobte es wie in der Fankurve bei einem Fußballspiel. Ein schrilles Kreischen, das anschwoll.

Was ist das? Noch immer zielte er mit der Waffe auf den Mann vor ihm. Der Kurier ging rückwärts. Er sah über Demirs Schulter hinweg.

Die auf ihn gerichtete Waffe nahm er nicht zur Kenntnis. Unvermittelt rannte er los. Die Stufen nach unten. Orientierte sich in Richtung Bahnhof.

Demir vergaß den Kurier, drehte sich um. Für eine Sekunde sah er Bilal, der am Kurierfahrzeug stand. Sein Blick wanderte weiter.

Hunderte von Mensch rannten in ihre Richtung. Auf den Bürgersteig, auf der Straße. Sie kletterten über geparkte Autos, stauten sich in einem Transporter,

warfen ihn auf die Seite. Die Masse floss wie eine Schlammlawine zwischen den Häuserfronten hindurch. Ein Schaufenster implodierte unter dem Druck der Körper.

Alarmanlagen lösten aus. Die Menschen sprinteten, krochen, überschlugen sich. Die Gestürzten überrannt von den Nachfolgenden.

Sie kreischten, eine Horde von Furien.

Wenn er stehen blieb, starb er. Rennen, er muss losrennen. Was ist das. Wenn er stehen blieb, war er Tod. Bewegen, bewegen. Das gibt es nicht.

Die Beine wie in Zement gegossen. Demirs Verstand blockierte. Irgendwie in Bewegung kommen. Alles andere zählte nicht. Der langsamste Hase wird gefressen.

Die Masse, keine hundert Meter mehr von der Treppe entfernt, näherte sich im Sprint Tempo. Demir explodierte, rannte die Stufen hinauf, wirbelte durch die Drehtür. Die Bankangestellte in der Information begann zu schreien. Er orientieren sich, riss die Sturmmaske vom Kopf. Wohin. Er drehte sich im Kreis.

Eine Fahrstuhltür öffnete sich. In der Kabine standen ein Mädchen und zwei Männer. Das Mädchen war in seinem Alter. Einer der Mann trug einen Anzug.

Der andere eine blaue Uniform.

Der Wachmann starrt auf die Waffe in Demirs Hand, griff an seinen Gürtel. Demir schoss. Der Mann sackt im Fahrstuhl zu Boden.

Hinter Demir prasselte es gegen die Scheiben des Foyers. Menschliche Hagelkörner.

„In den Fahrstuhl." Demir hielt den Arm mit der Waffe ausgestreckt. Das Mädchen und der Mann im Anzug pressten sich an die Rückwand der Kabine.

Demir sprang zu ihnen. Drückte wahllos auf einen der Knöpfe, sah nach draußen. Die Masse bahnte sich ihren Weg in die Lobby.

Die Glaswand hielt dem Druck der Körper nicht stand, eine der seitlichen Panoramafenster platzte mit einem Knall. Im Fahrstuhl machte es „Kling".

Die Tür ruckte, setzte sich in Bewegung. Da sah Demir die Frau von dem Empfangstressen. Sie rannte auf den Fahrstuhltür zu.

Sie hatte einen Schuh verloren, machte Tippelschritte in ihrem engen Rock. Weniger als fünfzehn Meter entfernt.

Wenn sie den Fahrstuhl erreicht, war er verloren. Nie würde die Tür rechtzeitig schließen. Stopp sie, egal wie. Der langsamste Hase wird gefressen.

Er hob die Waffe, schoss zweimal. Bereits die erste Kugel traf ihr Ziel. Die Frau riss den Mund auf, als wollte sie sich beschweren.

Dann fiel sie der Länge nach hin. Eine Marionette, der man mitten in der Vorstellung die Fäden kappte.

Die die Tür schloss sich. Ein kurzer Ruck, die Kabine nahm fahrt auf. Demir sah auf die Tasten. Er hatte den achtundfünfzigsten Stock erwischt.

Gut, je höher um so besser. Die Kabine glitt an der zweiten Etage vorbei, da explodierte es unter ihnen. Die Menschmasse schlug wie Geröll gegen den geschlossenen Fahrstuhlschacht.

Demirs Hand wackelte, wie bei einem Tremorkranken. Das Magazin in der Pistole klackerte. Mühsam versuchte er, die Atmung zu kontrollieren.

Der Überfall lief nicht wie geplant. Soweit kam er noch mit.

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo JensB,

hast Du den Text in Papyrus geschrieben bzw. importiert und die Rechtschreibung und Grammatikkorrektur eingeschaltet? Das solltest Du unbedingt mal tun. Dann ließe sich auch darüber hinaus an dem Text einiges verbessern.

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Also gut schon mal: Viele kurze, knackige Sätze. Schnelle, einfache Sätze suggerieren Tempo.

Was mir direkt aufgefallen ist: Du schiesst bei deiner wörtlichen Rede etwas übers Ziel hinaus. Es mag daran liegen, dass ich das drumherum nicht kenne, aber es ist schwierig, die beiden zu unterscheiden, wenn sie sprechen.

Ich denke, das ist dir auch aufgefallen, weshalb du zu solchen “Tricks” greifst, wie - Demir war sich sicher.- oder -Bilal startete den Motor.- oder -Demir konnte es nicht glauben.- … das nimmt viel, viel Tempo raus.

Goldene Regel: Die beiden Charaktere sollten ihre eigene “Stimme” finden. Lasse den einen z.B. gereizt mit vielen Flüchen sprechen, den anderen bedachter. (zum Beispiel). So kommt man eher drauf, wer gerade redet. Und für alle Sätze wo es nicht funktioniert → blabla", sagte Demir. “blub”, antwortete Bilal. “Xyz”, schrie Demir. Kurz, knackig, ausreichend.

Ich habe mal gelesen, dass man als Leser diese “wörtliche Rede Tags” wie “sagte”, “schrie” etc. automatisch ausblendet. Wenn du stattdessen jedes Mal erklärst was der Charakter fühlt oder denkt, reisst das einen aus dem Fluss.

Dazu kommt, dass man solche Dinge schon aus dem gesagten rausfinden können sollte. Sprich: Wenn Demir sich sicher ist, brings in seinem Satz rüber. z.B. “Hundert Prozent, das ist jedes Mal der gleiche Streifenwagen”, sagte Demir.

Sind nur Beispiele und wie gesagt, ich finde, es liest sich schon gut schnell, aber für mich waren das Stolperfallen. Ich hoffe, wenigstens ein bischen geholfen zu haben :slight_smile:

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Ich hatte ein bisschen Probleme mit dem Bild, dass die Schaufensterscheiben unter dem Ansturm der Massen zersrpingen, vor allem da, wo Demir die Menge auf sich zukommen sieht. Ich glaube, das würde nicht passieren. Die Masse hat ja eine Bewegungsrichtung. Die wollen nicht seitlich ins Schaufenster, sondern geradeaus. Ich kann mir vorstellen, dass Menschen überrannt und totgetrampelt werden, dass Autos zerbeult und demoliertt werden und dabei auch Windschutzscheiben zerspringen, weil die Menschen über sie hinwegklettern. Vielleicht sogar, dass Menschen, die in den Häusern festsitzen eine Schaufensterscheibe einschlagen, um herauszukommen, weil die Tür durch die Massen versperrt ist, aber ich glaube nicht, dass eine Menschenmasse, auch in höchster Panik, eine Straße so ausfüllen würde, dass sie seitlich Schaufensterscheiben zerdrückt.

Gruß,

Jutta

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo Jens,

ist eh zügig und dynamisch. Nur frage ich mich, ob manche Szenen realistisch sind. Ein paar Beispiele:

  • Demir knallt die alle einfach so ab?

  • Das mit dem Weltgefügeknacken - was ist da los? Hängt das mit dem Funkspruch zusammen? > für mich konfus. Aber vielleicht ist es klar, wenn man das davor kennt.

  • Ist die Bank das Ende einer Sackgasse? Warum rennen alle hinein?

  • Menschen prasseln nicht wie Hagelkörner an eine Scheibe, das sind dumpfe Schläge.

Natürlich soll man zuerst einmal durchschreiben, dass man in der Atmosphäre bleibt und nicht aus dem Fluss fällt und erst danach überarbeiten. Aber wenn Fremde - eigentlich generell andere - den Text ihn lesen sollen, finde ich es hilfreich (vielleicht auch etwas achtsam), Rechtschreibung, Grammatik und Zeiten für dieses Stück passend zu machen. Ich selbst tu mir ansonsten etwas schwer, einen Text ernst zu nehmen.

Gruß

Martin

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo JensB!

Du willst ja primär wissen, ob die Szene Tempo erzeugt. Ich empfinde sie so, natürlich erst ab da, wo die Polizisten sich verkrümeln.

Im Wesentlichen muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Vor allem wer gerade gemeint ist, etwas macht oder sagt, da hapert es. Ist aber eine typische Autorenkrankheit, denn der Autor weiß ja stets genau, wer gemeint ist und erkennt das Manko selbst nicht.

Ich weiß natürlich nicht, das Drumherum, was es mit der Seuche und den Menschenmassen auf sich hat, aber ich denke, das ist hier auch nicht das Thema gewesen.

Ich kann hier nicht einschätzen, inwiefern Detailinfos hier zwingend erforderlich sind. Ein Beispiel (kommt öfters vor):

Zwei kurze Sätze machen natürlich grundsätzlich Tempo, doch so lang wird der Satz auch nicht, wenn du die beiden Sätze zu einem verknüpfst.

Demir sah von rechts einen schwarzen Audi A 8 kommen.

Aber sieht man in der Situation im Dunkeln einen schwarzen Audi kommen? Und dann noch einen A 8? Ist ja wohl wichtig, da der Kurier damit unterwegs ist.

Zwar sind es hier wieder kurze Sätze, doch sie bremsen.

Eine Fahrstuhltür öffnet sich. Stop! (Und man, kein Bums, kein Toter, keine Gefahr. Dieser Satz alleine ist zu banal. Verknüpfe ihn und mache die sich öffnende Fahrstuhltür zur Nebensache, denn mehr ist es nicht.)

In der Kabine standen ein Mädchen und zwei Männer. Stop! (Wow, da waren Leute im Fahrstuhl.)

Das Mädchen war in seinem Alter. (Keine Ahnung, wie alt Demir ist, aber wenn er so alt ist, wie ich es schätze, dann war das im Aufzug eine Frau und kein Mädchen.)

Einer der Männer trug einen Anzug. Stop! (Wow!)

Der andere eine blaue Uniform. Stop! (Wow! Könnte es auch ein Polizist sein?)

Ich meine, du solltest genau abwägen, ob du die Beschreibungen des Anzugträgers und der Frau nicht besser später bringen solltest, beispielsweise während der Aufzugfahrt nach oben, wo selbst der trotteligste Leser weiß, dass eine solche Fahrt etwas dauert. Also kannst du hier getrost etwas Tempo rausnehmen und dafür vorher drin lassen.

Der Polizist hinter der sich gerade öffnenden Fahrstuhltür griff sofort zur Waffe. Demir hatte keine Wahl und musste zuerst schießen. Der Polizist fiel tot zu Boden. Demir drückte die beiden anderen Fahrstuhlfahrer zurück … Keine Ahnung, irgendwie so.

Das soll erst einmal genügen. Doch ich kann der Szene Tempo bescheinigen, das war es ja, was du wissen wolltest.

Vielleicht noch etwas zu Demir. Ich habe die ganze Zeit überlegt, warum dieser Name? Wenn es dein Prota ist, dann würde ich ihn ändern. Das ir am Ende klingt hart, bremst aus. Ist das ein deutscher Name? Ich weiß es nicht. Ist vielleicht auch nur mein persönliches Empfinden. Nehme Demi, oder Demian, dann klingt der Name gleich viel sanfter.

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Vielen Dank für die Kritik!

  1. Ich habe leider eine ausgeprägte Schreibschwäche, die mich seit meiner Kindheit verfolgt. Daher bitte ich, die Fehler zu entschuldigen. Beim nächsten Mal werde ich jemanden darüber lesen lassen. Ich selber sehe dass einfach nicht. Da hilft auch Rechtschreibkorrektur nur bedingt. Das Gemeine ist, dass ich schreiben immer gehasst habe, jetzt aber nicht davon lassen kann.

  2. Ist das »realistisch«? Da liegt das Problem in der Szenenwahl. Einiges wirkt unglaubhaft, weil keiner von euch gezwungen wurde, die fünfzig Seiten davor zu lesen. Ob es schlau ist, nur eine Szene einzustellen ist fraglich. Besser wäre ich sicher mit dem Prolog gefahren. Oder ich hätte das Setting besser beschreiben müssen.

Aber ich wollte ja eine bestimmte Frage geklärt wissen. Ich weiß jetzt, dass die Szene (abgesehen von der Rechtschreibung) nicht annähernd so wirkt, wie sie soll. Die Tipps sind alle gut und werden mir sicher ein Stück weiter weiterhelfen.

  1. Was ich am Besten finde, ist, dass ihr tatsächlich Kritik geübt habt. Danke dafür. Ich habe mich mal in verschiedenen Schreibforen umgesehen. Eigentlich war immer alles toll. Egal was dort zu lesen stand. Damit kann ich aber nichts anfangen. Dadurch lernt man nichts. In diesem Forum wird ja nicht so viel eingestellt (ich meine Texte). Das ist sehr schade. Man sollte sich überlegen, ob man nicht ein »echtes« Schreibforum aufzieht (ich hoffe, das versteht man jetzt nicht falsch). Das wäre dann ein Ort wo die Leute sich nicht gegenseitig den Bauch pinseln, sondern sich mit vernünftiger Kritik gegenseitig helfen.

Als Kinderkommissar bin ich einmal meinem Kommissariatsleiter in einer Besprechung über den Mund gefahren. Das war ziemlich peinlich. Später ging ich dann in sein Büro und habe mich entschuldigt. Er hat gesagt: »Junge. Jeder, der nett zu meinen Kindern ist oder mich vor einem Fehler bewahrt, ist grundsätzlich mein Freund.«

Das war eine wichtige Weisheit für mich. So versuche ich es, im Leben zu halten.

Mfg

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo JensB,

schön, dass Du mit der Kritik gut umgehen kannst und etwas anfangen konntest. Dass man in seinem späteren Leben Dinge, Tätigkeiten, Fertigkeiten zu schätzen und lieben beginnt, die einem in der Kindheit verhasst waren, das ist nicht selten. Mir ging das mit vielem so und schließlich mit dem Lernen an sich.

Bezüglich Deines Vorschlages ‘Schreibgruppe’ ist ja genau dieses gerade entstanden oder im Entstehen. Wende Dich an Ulli, der weiß da was zu.

Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hey Jens,

tut mir leid, das mit der Schreibschwäche, nur gut, dass Du es nicht vorher gesagt hast, denn dann hätte ich wohl darauf Rücksicht genommen. :roll_eyes:

Just heute Mittag habe ich mit einer Kollegin beim Mittagessen Rechtschreibung & Co thematisiert. Ihre Reaktion war ‚Na, der eine ist der Künstler, für was sind denn Lektoren da?‘ Ich war einigermaßen entsetzt! Denn ich finde Handwerk ist die Grundlage. Wie soll ich mich denn ohne die Beherrschung gerade der feinen Nuancen spielerisch ins Herz meiner Leser schreiben? Dabei kommt das erst nach der Basis, sprich Grammatik, Rechtschreibung etc. Ich glaube, es lohnt sich sehr, genau dem Aufmerksamkeit zu schenken. Schreiben bedeutet, eigene große innere Bilder in diese so unzulänglichen Worthülsen zu stecken. Die Kunst liegt m.E darin, das so genial zu machen, dass das Gegenüber die Bilder möglichst unbeschädigt wiederum auspacken kann. Auch wenn es ein Krimi ist, dann sehe ich hier große Möglichkeiten, sich von der verbreiteten Mittelmäßigkeit abzusetzen. Ein Beispiel für mich ist da Martin Suter. Oder Ian McEwan.

Übrigens zu Deiner Schreibschwäche: Dein letztes Posting war doch ok.

Du hast einen großen Vorteil: Du kennst die Branche, wodurch Du sicher sehr authentisch Krimis schreiben kannst. Das andere schaffst Du garantiert, wenn Du schreiben musst, wie Du sagst!

Grüße

Martin

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Aw: Wie erzeuge ich Tempo in der Erzählung?

Hallo JensB,

ich bin zwar nicht der große Krimischreiber,

aber ich würde vorschlagen, dass du die Szene mit den Polizisten ganz weglässt.

Die Katastrophe, die du beschreibst, bricht zwei Mal herein - einmal während der Polizeikontrolle,

dann während des versuchten Überfalls.

Dadurch wirkt alles (für mich) zu chaotisch - was ja bis zu einem gewissen Grad auch sein soll.

Leider wird überhaupt nicht klar, wovor die Menschen flüchten.

Das solltest du nicht zu lange rauszögern.

Prinzipiell gefällt mir deine Idee mit dem missglückten Überfall durch ein unvorhergesehenes Ereignis gut.

Viele liebe Grüße

wüstenvogel

Das ist zwar leider schon eine Weile her, und ich habe es erst jetzt entdeckt. Trotzdem - ein großes Lob, denn es gibt auch in diesem Forum einige, die genauso denken, wie deine Kollegin und sich nicht scheuen, es auch zu sagen.
Und grade und besonders bei Menschen, die sich mit Schrift, Sprache, Ausdruck beschäftigen, die anderen Menschen, ihren Lesern, etwas vermitteln möchten, ist die Beherrschung des grundsätzlichen Handwerks unabdingbar. Und jeder Autor, der meint, er brauche die Grundbegriffe des Handwerks nicht zu beherrschen, weil es andere gebe, die dies für ihn erledigten, nimmt den Leser nicht für voll.

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Ich kann Dich, Ben Vart, nur unterstützen!
Einerseits ist es ja so, dass wir (Hobby-)Schriftsteller dem Volk aufs Maul schauen müssen, um nacherlebbare Geschichten und Romane zu schreiben, andererseits sehe ich uns auch als Bewahrer unserer Muttersprache. Die meißten Politiker, manche Journalisten und viele Werbetexter machen es einem da oft nicht leicht, wenn sie um jeden Preis Aufmerksamkeit erhaschen wollen. Das heißt auch immer, sich mit anderswo Geschriebenem und Gesprochenem auseinandersetzen müssen, es abzuklopfen.
Auf Anhieb fällt mir da dieses für meine Ohren entsetzliche an Ostern, an Weihnachten usw. ein; aber niemand sagt an Geburtstag und an Hochzeit. Das schlimme daran ist, dass Menschen, die vor Jahren richtig zum Osterfest oder einfach nur **Ostern **gesagt und geschrieben haben, sich von an Ostern anstecken lassen haben. Wer zu Ostern nicht mag sollte dann doch lieber den richtigen Kasus ( meist den Dativ) verwenden. Ich kenne jedenfalls nur einen Fall, wo es tatsächlich an Ostern heißt: Ich denke an Ostern!
Herzliche Grüße
Berti

P.S.: Ein Radiojournalist antwortete mir, als ich ihn auf ähnlichem sprachlichen Unsinn aufmerksam machte: Er wisse nicht, ob oft wiederholte Ausdrucksweisen von den Hörern mit der Zeit übernommen würden, indem sie sie einfach nachplapperten!
Na dann: Schönen Abend noch!

Guten Morgen Berti,
Was dein PS anbetrifft, weiss ich natürlich nicht, wie es im Rundfunk und die Übernahme von Redewendungen durch die Hörer aussieht. Von den Printmedien weiss ich aus Erfahrung, dass es sehr kritische Leser gibt,die jeden Fauxpas genau registrieren und sich dann in der Redaktion melden.
Sprachneuschöpfungen gibt es in jeder Sprache, und ich erinnere mich noch sehr genau, dass mein Sprach- und Sprechverhalten sehr beeinflusst wurde durch eine Fernsehserie in den 70er Jahren, die derart genial, aber völlig unkonventionell synchronisiert wurde, dass sie schon Kult wurde bei uns Jugendlichen.
Ob nun an / zu Ostern / Weihnachten - laut Duden sind beide Formen möglich und je nach geographischer Lage geläufig.
In Norddeutschland wird eher zu Ostern ein Osterei verspeist, die Schwaben, Bayern (Süddeutschland also) und Schweizer geniessen es lieber an Ostern.
Mir ist das nicht so wichtig, Hauptsache es ist schön bunt.

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Schönen Guten Morgen!
… aber der korrekte Kasus ist überall richtig, bei mir im Nordosten wie auch im Süden der deutsch sprechenden Leser!
MfG Berti

Guten Morgen Bertie,

dem kann ich nur zustimmen.

Gruß
Ben Vart

Nun ja, ich denke, nach drei Jahren kann man das Thema eines Threads tatsächlich umgestalten und ich habe neulich dazu etwas gelesen…
In http://www.helpingwritersbecomeauthors.com/a-writer-or-a-storyteller/ unterscheidet die Schreiberin zwischen Storyteller und Schreiber.

Ich fand das sehr stimmig. Nur weil ich eine Geschichte erzählen kann, bedeutet es nicht zwangsläufig, dass ich auch Schreiben kann und um ein Buch zu schreiben benötigte ich wohl beide Fähigkeiten. Kann ich keine Geschichten erzählen, wird mein Buch lau bleiben, kann ich nicht schreiben, auch.
Die Ansicht, dafür sei der Lektor da, finde ich schwierig.
Während meiner eigenen Recherche nach einem Lektor habe ich einen gefunden, der ganz klar zwischen Korrektorat und Lektorat unterscheidet und auch aufführt, was die Aufgabe des jeweiligen Metiers ist. Zusätzlich sind mir verschiedene Lektoren-Zitate von bekannteren Autoren wie Tolkien im Kopf. Sein Lektor schrieb z.B. bei einer frühen Fassung der Szene zwischen Gandalf und Sauron: “Das kannst du besser.” Keine Rechtschreibkorrektur, keine Korrektur fehlerhafter Grammatik, nicht einmal eine detaillierte Erklärung, was nicht passt. Einfach nur “Das kannst du besser.”
Es ist nichts schlimmes daran, nicht schreiben zu können und dennoch Geschichten erzählen zu wollen, aber das ganze Thema “Schreiben” auf einen Lektor abwälzen zu wollen, erscheint mir zu einfach. Wie ein Fotograf einmal zu mir sagte: “Auch mit dem besten Bildbearbeitungsprogramm wird aus einem schlechten Bild nie ein tolles. Dafür brauchst du schon ein gutes Bild.” Ich denke, beim Schreiben eines Buches ist das ähnlich. Liefert man ein schlecht geschriebenes Buch einem Lektor, wird nie ein tolles Buch daraus. Ein Autor werden zu wollen, bedeutet auch, sich seinen Schwächen zu stellen und zu versuchen daran zu arbeiten. Selbst ein “sie war stets bemüht” ist in meinen Augen besser als ein “sie kümmert sich nicht darum, denn dafür hat sie einen Lektor”…

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Das mit dem zu und an Oster finde ich gar nicht schlimm. Beides ist möglich, weil beides als Angabe eines Zeitpunkts verwendet werden kann.
Der Duden ist ja, wie oben beschrieben, recht eindeutig.

Schlimmer finde ich, wenn der Sinn nicht mehr klar zu erkennen ist.
Was in manchen Regionen mit der Buchstabenkombination “wo” angestellt wird, ist nicht mehr feierlich.

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