Wer kennt einen Schlotbarsch?

Hallo Autorengemeinde,

Das Unterbewußtsein birgt ja Schätze, die es gelegentlich in Traumbildern enthüllt.
So hörte ich im Traum ein Wort, dass ich zuletzt vielleicht vor 50 bis 60 Jahren gehört habe. Und ich bin mir sicher, das bilde (träume) ich mir nicht ein.

In den 50er Jahren nannte man im Ruhrgebiet einen Lümmel, Taugenichts, „schlimmen Finger“ etwas verharmlosend einen Schlotbarsch. Natürlich war am Morgen Google meine erste Anlaufstelle - nichts, gar nichts. Also jetzt googelt nicht alle, sonst wird das viral ;).

Aber mal ehrlich, hat irgendwer das Wort schon gehört, kennt es in dieser Bedeutung? Es würde mir helfen. Irgendein Laubenpieper wird doch wohl noch so weit zurückreichende Erinnerungen haben. Bitte melden :thumbsdown:.

Moin McVail. Schön mal wieder was von Dir zu lesen. Kann Dir leider nicht helfen. Aber selbst wenn Schlotbarsch viral werden würde. Wäre das so schlimm? :smirk:

Ich hoffe, ich lenke die Diskussion jetzt nicht in eine falsche Richtung. Aber wie geht ihr mit Begriffen im Roman um, die nicht Allgemeingut sind? Ich habe das bei meinem (Rohfassung ist kurz vor der Fertigstellung! :slight_smile: ) so gelöst, dass ich am Ende ein Glossar eingefügt habe. Soll man solche Begriffe, wie in meinem Fall aus dem Wienerischen, dem Rotwelsch, dem Jiddischen, … überhaupt verwenden? Soll man sie erklären? Wo soll man sie erklären? Wo soll darauf hingewiesen werden, dass es ein Glossar gibt? Stören diese Begriffe eher den Lesefluss oder machen sie neugierig auf die Welt des Romans?

@McVail wie würdest Du das mit Deinem Begriff lösen? Lässt Du ihn so fallen, dass es aus dem Kontext hervor geht, was er bedeutet?

Ich lese (oder habe) relativ viele Romane gelesen, die in der Shadowrun-Welt angesiedelt sind. Da diese zu einem feststehenden Universum mit eigenem Slang gehören, werden in den Romanen diese Slang-Begriffe nur sehr selten in den Romanen ausschweifend erläutert. Dafür gibt es immer am Ende des Romans einen Glossar, ganz so, wie du es angedacht hast.

@McVail Schlotbarsch ist mir leider kein Begriff, aber ich gratuliere dir: ein Google-Ergebnis mit 0 Ergebnissen hatte ich tatsächlich noch nie.

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Vielleicht ist das ja eigentlich ein geräucherter Barsch? Sehe nur keine Verbindung zum “Lümmel” oder “Taugenichts”.:slight_smile:

Schlotbarsch ist das Bielefeld der Sprachkunde.

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Was bitte schön ist Bielefeld?:confused:

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Schornsteinfisch? :smiley:

Ein Schlot ist auch ein Graben. Barsch ist auch: grob, derb, unwirsch uva.
Vielleicht lässt sich da was draus basteln …

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Wegen Schlot / Schornstein dachte ich an Räucherfisch. Liegt aber auch daran, dass ich jeden Tag Fisch essen könnte! :heart_eyes: :laughing:

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Hihihi, bei uns gabs heut Lachs zu Mittag.:slight_smile:

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Genau das versuche ich nach Möglichkeit zu vermeiden, jedenfalls wenns lediglich ein EBook werden soll. Darin dann ständig vor und zurück zu ‘blättern’, um unbekannte Begriffe nachzuschlagen, ist schon etwas umständlich und frisst auch mehr Akkuleistung.
Allerdings ist einzusehen, dass man bei einer komplett fremdartigen Fantasywelt kaum um ein Glossar herumkommt, und bei einem gedruckten Exemplar ist das sowieso kein Thema.

Ansonsten schaue ich, dass ich solche Begriffe dann irgendwie im Kontext erkläre. Beispiel auf die Schnelle:

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Danke, das sind alles wunderbare Gedanken, manche davon hatte ich auch schon, den Räucherfisch etwa. Die Idee mit dem Schlot als Graben (später vielleicht Bachlauf ) von @Pferdefrau fand ich besonders interessant - mir neu. Aber immerhin möglich.

Ich finde, das kann die Autentizität enorm unterstreichen.

@Yoro:
„Du bist schon ein echt mieser Schlotbarsch“, sagte er.
Faszinierend, dieses Wort hatte meine Mutter immer verwendet, wenn sie eigentlich Taugenichts oder Tunichtgut gemeint hat. Dementsprechend hatte ich es seit bestimmt 30 Jahren nicht mehr gehört und seine Existenz längst vergessen.

Das finde ich sehr elegant, genial gelöst! :thumbsup:

Beim zweiten Gedanken eigentlich nichts, aber ich habe eine tiefe Abneigung gegen „Fakenews“! „Erster Schlotbarsch gefangen“, würde ich vielleicht persönlich nehmen :thumbsdown: .

Das doofe ist, in Zeiten wie diesen, kann man nicht mal einfach Opa oder Oma fragen, ob ihnen das was sagt! Da gibt es wirklich Wichtigeres.

Ich wünsche Euch allen kreative Zeit, bleibt gesund und strahlt! :).

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Hallo McVail,
den Begriff “Schlot” (ohne Barsch) kenne ich (mit familiären Beziehungen zum Ruhrgebiet) mit der Bedeutung “Lümmel”. Hab ich auch im DWDS gefunden ( https://www.dwds.de/wb/Schlot ). Noch viel schöner finde ich aber den “Lorbass” (ein Begriff, den mein Papa oft benutzt hat).
Schöne Grüße aus der Schweiz
Bianca

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@Atalante den Lorbass kenne ich auch. Halt ich auch für regional oder sogar “Familien-verbreitet”. Gibt sicher viele, die ihn von früher kennen und viele, die ihn nie gehört haben. Ich hab es lange nicht gehört.

Manchmal spintisiere ich von einer Sammlung alter Worte - einfach um sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir könnten ja mal eine Sammlung starten. Würde sicher eine interessante Quelle.

Hab gerade mal den Lorbass in Papyrus’ Thesaurus eingegeben - reichlich! Und Schlotbarsch - unbekannt.

Danke auch für den Link zum DWDS, hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Und da haben wir ja zum “Schlot” schon alles, was wir suchen.

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Mir ist noch was eingefallen:
Ein Barsch, den man aus einem Graben fischt, ist nichts besonders Gutes. Vielleicht ist das damit gemeint.

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@McVail
Ha, daran hatte ich gar nicht gedacht, dass ich in Papyrus’ Thesaurus nachschauen könnte. Hab ich gleich mal nachgeholt. Und dann gleich mit einem weiteren Begriff, den mein Papa öfter gebraucht hat, ausprobiert: Ganeff. Das kennt meine Papyrus-Version (7.17) nicht.
Ach, es gibt so viele schöne “fast-vergessene” Worte. Als schöne Inspiration dazu, habe ich eine Zeit lang Karl May in der Ursprungsversion (nicht die Grünen Bände, die sind zu stark bearbeitet) gelesen.
Liebe Grüße
Bianca

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Na ja, langsam gewinnt das Gestalt. Soeben habe ich Kontakt mit einem bekannten Sprachwissenschaftler aufgenommen. Der hat sofort aus seinem Homeoffice zurückgemailt und seine Telefonnummer angegeben. Leider habe ich ihn gerade noch nicht erreicht - trägt ja nicht jeder sein Mobile am Herzen. Aber vielleicht weiß der was. Ich gebe Bericht.

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Hallo zusammen, hoffe Ihr seid gesund und noch etwas munter.
Ich hatte ja noch eine Expertenantwort versprochen. Heute erreichte mich von Dr. Cornelissen Fachabteilungsleiter Sprache beim LVR folgende Mail:

Zitat:
Guten Tag,
möglicherweise ist Schlotbarsch (Aussprache vermutlich: Schlotbasch ??) eine Verballhornung oder eine Spielform von Lorbasch. Lorbasch ist eine Lautvariante von Lorbass.
Zu Lorbass siehe:
https://www.dwds.de/wb/Lorbass
Bleiben Sie gesund!
Georg Cornelissen
Zitatende

Am liebsten wäre mir natürlich gewesen, jemand hätte gesagt: “Das hab ich auch schon mal gehört.” Schade, da bin ich vielleicht der letzte Schlotbarsch Zeuge - oder Träumer, wer wollte das sicher sagen.

Mehr ist wohl nicht drin - und ich finde, der Hinweis bringt noch eine wichtige Spielart, die Verballhornung.
Mir begegnet das im Alltag häufig, dass Leute Sprüche raushauen, die eine Berballhornung sind, aber sie wissen gar nicht mehr, wie das Original richtig ging. Das Original geht oft unter und die Verballhornung bleibt.

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Also als Biologe kann ich da absolut kompetente Auskunft geben.

Der Schlotbarsch ist ein typischer Kulturfolger des Menschen und benötigt Häuser, deren Rauchabzugs-Dachaufsätze dann sein Lebensraum ist.
Weswegen man von ihm so selten hört, liegt daran, dass er nur bei extremem Hochwasser in besiedelten Tälern seinen Lebensraum adäquat besiedeln kann.
Man erkennt die Anwesenheit nach Abfließen des Hochwassers an massiven Schäden an den Schloten, da die Paarung des Schlotbarsches recht bewegungsfreudig verläuft.

Ansonsten überdauert der Schlotbarsch in Trockenstadien im Boden dieser Täler, ähnlich dem australischen Lungenfisch, mit dem er aber nicht verwandt ist.
Gelegentlich sind Larven des Trockenbarsches in Kohlekaufen in Kellern von Häusern potentiell überschwemmter Häuser zu finden, über die genaueren Zusammenhänge hier werden hoffentlich zukünftige Forschungen Auskunft geben.

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Es lag ja eigentlich auf der Hand.
Lässt man nur 4 Buchstaben weg und nimmt dann noch 8 Buchstaben hinzu, wird aus dem “Schornsteinfeger” der “Schlotbarschpfleger”.

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