Storytime: My Dark Knight

Hier mal eine kleine Anekdote,
Wenn ich meinen Arbeitsweg beschreite, sitze ich 30 Minuten in der Straßenbahn. Dort sitze ich aber nicht alleine, mein Arbeitskollege sitzt stets neben mir. Er ist Morgens zu müde für Gespräche und Nachmittags zu schweigsam. Also stöpsel ich mir meine Kopfhörer rein und starte meine Arbeitsplaylist. Ein wahres Massaker an genres.Dann noch Laptop auf Stick rein und los geht es. So läuft das schon bestimmt 3 Monate. Letzten Freitag als gerade ein Lied ausklingt, merke ich, dass mein Kollege mit jemandem redet. Nicht viel, nur ein Satz, dann schaut er wieder aus dem Fenster. Ich nehme die Kopfhörer raus.
“Was wollte sie?” frage ich neugierig.
Er wendet seinen Blick zu mir “Fragen zu dem, was du da machst.”
“Danke.” sage ich beeindruckt, dass er sowas fern hält.
Er lächelt “Mach ich jedes mal, wenn du beschäftigt bist.”
“Was heißt jedes mal!?” frage ich ihn.
Er dreht seinen Kopf wieder zur Scheibe, um in Gedanken zu versinken “Einmal am Tag… mindestens.”

Dann verstand ich es. Er hält Leute von mir fern, damit ich die 30 Minuten optimal nutzen kann.
Oder um es mit den Worten aus Batman zu sagen.

*Because he can take it.
Because he’s not our hero.
He’s a silent guardian.
A watchful protector.
A Dark Knight.
*
Ich weiß nicht, ob es mich beruhigt, dass er sowas von mir fern hält, oder ob es mich besorgt, dass er genau soviel weiß über mein Buch wie ich, damit er Fragen beantworten kann.
**
Wo schreibt ihr eigentlich so? Könnt ihr auch in der Bahn arbeiten oder braucht ihr absolute Ruhe?
*
*
Mea parvitas
D.

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Ich habe immer mal wieder überlegt in der Bahn zu schreiben und habe auch schon mal neben einem gesessen der genau das geschafft hat. Nachdem ich jedoch eigentlich nicht unbedingt ein Menschenbeobachter bin und trotzdem mitbekomme, was andere Leute so auf ihren (Schreib-)Geräten treiben, ist mit die Lage in der Bahn zu exponiert, ich könnte mich nicht auf den Text konzentrieren. Ich bin dazu übergegangen, meine Geschichten mir auf dem Smartphone vorlesen zu lassen und Korrketurnotizen im epub anzulegen, die ich am Abend unbeobachtet in den Text einarbeite.
Das funktioniert aktuell ziemlich gut, ich war eiiigentlich schon quasi fertig, als mir beim vorgestrigen Vorlesen noch mal eine Idee kam. Jetzt hab ich heute die komplett umgeschriebene Szene Korrektur gehört.
Zeitspezifisch liege ich mit meiner Zeit dafür ähnlich mit deiner, ich sitze 35 Minuten in der Bahn, habe also jeden Tag eine Stunde Zeit für Korrekturen.

Ich gehöre zu jenen, die eine möglichst ruhige Umgebung zum Schreiben brauchen. Aktivitäten um mich herum bringen mich aus der Konzentration. Einerseits will ich möglichst tief in die Handlung/Szene eintauchen um mein Empfinden dabei einfliessen zu lassen. Andererseits bin ich ein etwas neugieriger Mensch, der immer hingucken muss, wenn sich um mich was bewegt/verändert.
Ich geniesse die Ruhe in meiner Schreibecke und mein Frau lässt sie mir auch liebevoller weise.

Ich hatte am Anfang massive Probleme. Aber mittlerweile kann ich schreiben ohne auf meinen Bildschirm zu schauen.
Somit kann ich mich auch in der Bahn umsehen und Leute anstarren, die mich beobachten :-D.
Was sie dann meist dazu bringt weg zu schauen. Vorallem wenn man langsam den Kopf hebt und zu ihnen rüberschaut aber die Finger trotzdem sehr schnell weiter tippen.
Die meisten Leute interessieren sich erfahrungsgemäß nicht für dass, was man macht. Außer sie sitzen direkt neben dir.
Da sitzt aber mein Kollege. Wenn der Platz es erlaubt, drehe ich mich manchmal auch mit dem Rücken zum Fenster. Das hält auch nervige Blicke fern. Aber ich bin echt Froh, dass ich es schaffe diese eine Stunde am Tag zu nutzen. Das sind 5 Stunden pro Woche, die ich sonst nur gedanklich arbeiten würde.

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Also… ich brauche beim Schreiben meine Ruhe. Selbst damals in der Schule hab ich mich einfach zurueck gelehnt und aufgehoert zu schreiben, wenn mir der Lehrer neugierig ueber die Schulter geschaut hat… o_O

Ja, du bist um deinen “Dark Knight” schon zu beneiden. Sei nett zu ihm :slight_smile:

Einer meiner ersten Bücher die ich übers schreiben gelesen habe, war >schreiben in cafe< Erstaunlicherweise bekomme ich das hin. Insofern keiner mit einer penetrant Stimme herum plärrt. Das allgemeine Getümmel wie in einem Bienenstock, kann sehr inspirierend sein. Obwohl ich immer in der schule sehr leicht abzulenken war… Oh, schau mal ein Vogel

Ich schreibe nur zuhause und gehe meinem Mann mit 80.000 Fragen auf die Nerven, weil ich keine Lust habe, zu googeln.


„Schreiben in Cafés“ hab ich auch und fand es sehr gut zu lesen, inspirierend und motivierend. Ich habe es aber nie geschafft ‚im Getuemmel‘ zu schreiben. Dazu habe/brauche ich mein eigenes Zimmer, Schreibtisch, PC und Fueller und Papier - …und ab und zu n’Kaffee (wo ist der Smiley mit der Tasse Kaffee in der Hand?)

:coffee:, aber er ist nicht so hübsch, wie erhofft.

Ja, das stelle ich mir eigentlich auch ganz nett vor: Im Café zu schreiben. Habe es aber noch nie gemacht.
Meistens schreibe ich zuhause am PC. Aber wenn mein Sohn zum WingChung geht, dann nehme ich meine kleine Schreibmaschine mit und warte die Stunde auf ihn im Auto. Das Kampfkunststudio ist so weit ab vom Schuss, dass sich ein Fortfahren nicht lohnt. Das ist für mich dann eine ganz erholsame Stunde nur für mich allein :slight_smile:
Ich schreibe auch immer sehr viel im Urlaub

Bei mir gibt es veschiedene Phasen beim Schreiben einer Geschichte. Ich bereite sehr viel im Kopf vor. Das geht fast überall, intensiv bewi Spaziergängen, aber auch beim Warten auf dem Flughafen, bei langen Fahrten im Auto (mit Fahrer), selbst in langweiligen Konferenzen. Aufschreiben muss ich dabei noch nichts.
Im Moment bereite ich den zweiten Teil meines Buches so vor. Ich konzipieren die Figuren, eine Szene nach der anderen, den Spannungsbogen, die Steigerungen und so weiter. Wenn ich Ruhe habe, am Abend oder auch in einem Café, schreibe ich das auf und bereite so nadch und nadch den Plot vor.
Für das eigentliche Schreiben brauche ich ein paar ruhige Wochen, wo die Belastung im Job gering ist, damit ich mich innerlich auf die Geschichte einlassen kann und nicht durch Stress im Job abgelenkt werde. Dann schreibe ich intensiv, jeden Tag mehrere Seiten, was ich vorher vorbereitet habe.

Ach tatsaechlich! Haette ich jetzt nicht erkannt - hab’s fuer 'nen Keks (oder sowas) gehalten… :slight_smile: Danke!
Aber es steht ja deutlich ‚Coffee‘ da, wenn man mit der Maus drueber faehrt - Asche auf mein Haupt!

In der Bahn kann ich sehr gut schreiben (Für andere ist es die Berliner S-Bahn, für mich das längste Arbeitszimmer der Welt :wink: ), aber nur die erste Fassung, die bei mir nicht am PC funktioniert, sondern auf einfache A-4-Blöcke gekritzelt wird. Beim Eintippen in den Computer erfolgt dann gleich die erste gründliche Überarbeitung.
Wurde bisher in der Bahn nur einmal angesprochen von einer Gruppe Jugendlicher, die wissen wollten, ob ich Lehrerin sei. (Haben sie andere Menschen vielleicht noch nie beim Schreiben gesehen??? )

Die wußten vielleicht gar nicht, was Schreiben ist, haben es aber bei einem kurzen Aufenthalt in der Schulstunde beobachten können.:scream::sick:

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Können wir mit diesem Draufhauen auf die heutige Jugend aufhören? Dieser Kommentar ist so unter der Gürtellinie, dass sich jeder bei einem Jugendlichen über die Unverschämtheit beschweren würde, aber hier - weil wir ja alt sind und über allem stehen - ist es okay?

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Mensch, Nina, das sind Scherze, das ist doch kein Draufhauen. Die Jugendlichen machen auch ihre Sprüche über uns Alte und regen sich über uns auf.
Und das kaum noch jemand was mit der Hand schreibt ist, denke ich, auch so. Die meisten haben doch ihre Tablets, Smartphones und tippen nur noch. Das heißt doch nicht, dass Jugendliche nicht schreiben können, sondern nur, dass sie es selten mit einem Stift tun :wink:

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Das hier ist ein öffentliches Forum und ich sehe weder einen Smiley, noch ein “just kidding” oder irgendwas. Außerdem hat dieselbe Person in einem anderen Thread bereits seine Meinung über die heutige Jugend kundgetan und auf Basis der dort getroffenen Aussagen halte ich die obige nur für eine Verdeutlichung seines Unmuts und nicht für einen Scherz.
Unabhängig davon finde ich obiges schlicht unnötig und solche Aussagen wie “Die machen das, also darf ich das auch” finde ich kindisch. So gehe ich nicht mit anderen Menschen um und so verargumentiere ich nicht mein Verhalten. Ein kleiner Scherz ist okay, aber wie ich bereits oben schrieb, ist das für mich nicht mehr das Niveau eines Scherzes oder eines augenzwinkernder Beschwerde, sondern weit unter der Gürtellinie. Wir wollen hier alle glücklich miteinander diskutieren und dazu zählt auch sich in den für alle akzeptablen Rahmen der “Scherze” zu bewegen. Ich habe hier meine Grenze dargestellt, nichts anderes.

OK. Habe deinen Unmut zur Kenntnis genommen. Werde aufhören, meine Meinung weiterhin zu “verargumentieren” und zum Thema zurückkehren.

Also: wenn ich mein Geschreibsel vom Block in den PC tippe, brauche ich schon Ruhe. Da können mich auch sehr lieb gemeinte Anfragen meiner Familie (“Willst du auch Tee?” - “Soll ich dir was vom Einkaufen mitbringen?”) ziemlich rausbringen. Manchmal könnte ich dann auch so einen tollen Ritter gebrauchen - in dem Fall als Türsteher :wink:

Es scheint dir nicht aufgefallen zu sein, daher expliziere ich den Auslöser für meine Aussage: Es war Greifenklaus Kommentar.
Ich habe kein Problem mit deiner Erlebnisschilderung, sie ist genau das, was sie ist: Eine Erlebnisschilderung. Emotionale Beteilung wertet diese nur auf.
Wir können unsere Kommentare daher auch gerne wieder löschen, sie sind offenbar basis eines Missverständnisses, ich war mir ziemlich sicher, dass deutlich ist, dass sich meine Aussage auf Greifenklaus Kommentar bezieht.

Nicht löschen, ihr habt das doch gut ausgearbeitet :slight_smile: Jetzt trinken wir mal alle einen Tee und kehren zum Thema zurück. :wink: