Stilanalyse für Anfänger

Hallo zusammen,

die eigenen Texte sind bekanntlich immer am schwersten zu redigieren. Die Stilanalyse finde ich äußerst hilfreich - ich habe das Gefühl, daß sie mir nicht nur an so mancher Stelle die Augen öffnet und unmißverständlich klarmacht: Das war ein Füllwort - raus damit!, sondern daß ich durch die Arbeit mit der Analyse auch viel fokussierter auf meinen eigenen Text blicke, auch auf Stellen, die das Programm gar nicht anmarkert.

Was ich daraus mache: Eine Mischung aus Umsetzung der Empfehlungen, bewußtem dagegen-Entscheiden und etlichen Änderungen, die mir dank der Stilanalyse eingefallen sind, die sie mir aber nicht vorgeschlagen hat. Und genau dazu interessiert mich Eure Meinung: Nehme ich zu viel an - oder zu wenig? Sind meine Gründe beim dagegen-Entscheiden sinnvoll? Haben meine weiteren Änderungen dem Text gutgetan, oder war es zu viel des Guten?

Was mich ebenso interessiert: Vielleicht hat ja der eine oder andere ebenfalls Lust, eine kurze Passage hier beispielhaft durchzuredigieren und zu erklären, warum diese Änderung und jene nicht.

Das versuche ich nun einmal für eine Passage aus meinem Buch. Eines will ich allerdings vorwegschicken: Sie entstammt einer Phase ganz vom Anfang, vor Jahren, und ich bin überzeugt davon, daß ich inzwischen deutlich besser schreibe (zum Glück). Zwischen der Entstehung dieser Passage und heute liegen nicht nur 400 Seiten Roman, sondern auch mehr als zehn Jahre tägliches Schreiben im Beruf. Alle 50.000 Wörte eben… Dennoch habe ich mich ganz bewußt für diese Stelle entschieden. Hier, vorne im Buch, werde ich am meisten überarbeiten müssen; hier ist also Feedback am hilfreichsten.

Jetzt aber los, hier die alte Stelle (ja, vieles ist offensichtlich schlecht; seitdem habe ich mich verbessert!) - vor der Überarbeitung:

Ein Klick, und die Schublade sprang auf. Mizú kicherte, als ihr ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Fremd – und doch vertraut. Das kitzelte. Sie nieste. Dann, immer noch mit geschlossenen Augen, tastete sie in der Schublade nach … Nein. Sie fühlte einfach. Das Holz war kühler hier, wo die Sonne nicht hin geschienen hatte. Unter ihrer Hand erwärmte es sich. Da! Da war etwas! Sie konnte es unter ihren Fingern spüren. Da war ein Muster im Holz! Eine Schnitzerei? Aber hier sah sie doch niemand! Was für ein merkwürdiger Schreibtisch, dachte Mizú. So ganz nach dem Geschmack von Großvater. Mit beiden Händen ertastete sie jetzt die Schnitzerei und konzentrierte sich ganz auf das, was sie fühlte. Plötzlich atmete sie überrascht ein, als ihre Hände sich wie von selbst übereinander schoben und in eine Vertiefung glitten, die wie eine große Hand geformt zu sein schien. Versuchsweise drückte sie ihre Hände fest hinein – und sprang erschrocken ein Stück zurück, als ein Geräusch von gegenüber ertönte, das sie nicht zuordnen konnte.

Die Änderungen im Detail:

*Ein Klick, und die Schublade sprang auf.
*–> Mit einem leisen Klicken sprang die Schublade auf. **
Hier fand ich, daß der Klick nicht als Anschluß zum vorherigen Satz paßte, und das Klicken statt des Klicks löst bei mir mehr Ohrenkino aus.

*Mizú kicherte, als ihr ein seltsamer Geruch in die Nase stieg. Fremd – und doch vertraut. Das kitzelte. Sie nieste. *
→ Ein seltsamer Geruch stieg Mizú in die Nase. Fremd – und doch vertraut. Ein goldener Faden, der aus dem Boden der Lade aufstieg.

In der Szene zuvor wird beschrieben, wie Mizú ganz in diesem Moment aufgeht; da passen Kitzeln und Kichern nicht rein. Stattdessen die Verbindung von Geruch und Tastsinn.

Dann, immer noch mit geschlossenen Augen, tastete sie in der Schublade nach … Nein. Sie fühlte einfach. Das Holz war kühler hier, wo die Sonne nicht hin geschienen hatte. Unter ihrer Hand erwärmte es sich. Da! Da war etwas! Sie konnte es unter ihren Fingern spüren. Da war ein Muster im Holz! Eine Schnitzerei? Aber hier sah sie doch niemand! Was für ein merkwürdiger Schreibtisch, dachte Mizú. So ganz nach dem Geschmack von Großvater.
→ Sie spürte ihm mit den Fingern nach. Das Holz war kühler, wo die Sonnenstrahlen es nicht berührt hatten. Unter ihrer Hand erwärmte es sich.
Ihre Fingerkuppen ertasteten ein Muster. Eine Schnitzerei?

Hier bin ich an vielen Stellen der Stilanalyse gefolgt und habe die überflüssigen zeitlichen Verbindungen, Konjunktionen und Hilfsverben entfernt. Was mich außerdem gestört hat: Ich hatte versucht, Mizús Entdeckung dem Staunen eines Mädchens von fünf, sechs Jahren entsprechend zu schreiben, finde das aber anstrengend und unschön zu lesen. Also: raus.

Mit beiden Händen ertastete sie jetzt die Schnitzerei und konzentrierte sich ganz auf das, was sie fühlte. Plötzlich atmete sie überrascht ein, als ihre Hände sich wie von selbst übereinander schoben und in eine Vertiefung glitten, die wie eine große Hand geformt zu sein schien. Versuchsweise drückte sie ihre Hände fest hinein – und sprang erschrocken ein Stück zurück, als ein Geräusch von gegenüber ertönte, das sie nicht zuordnen konnte.
Mit beiden Händen erkundete sie die Linien der Schublade, als folgten ihre Finger einer für sie geschriebenen Geschichte. Ohne ihr Zutun schoben ihre Hände sich übereinander und glitten in eine Vertiefung, die sie umfingen wie Großvaters Hände die ihren beim Pfannkuchenbacken. Instinktiv drückte sie zu – und sprang erschrocken ein Stück zurück, als ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.

Auch hier: raus mit Konjunktionen und Zeitangaben; show, don’t tell. Das “wie von selbst” hatte die Stilanalyse moniert; das “ohne ihr Zutun” ist meine Idee. (Der Verweis aufs Pfannkuchenbacken bezieht sich auf die Szene unmittelbar zuvor.) Das Adverb erschrocken habe ich gegen den Rat der Stilanalyse stehenlassen: Erschrocken ist genau das, was sie in diesem Moment ist.

Zum Abschluß an einem Stück die alte Stelle nach der Überarbeitung:

Mit einem leisen Klicken sprang die Schublade auf. Ein seltsamer Geruch stieg Mizú in die Nase. Fremd – und doch vertraut. Ein goldener Faden, der aus dem Boden der Lade aufstieg. Sie spürte ihm mit den Fingern nach. Das Holz war kühler, wo die Sonnenstrahlen es nicht berührt hatten. Unter ihrer Hand erwärmte es sich.
Ihre Fingerkuppen ertasteten ein Muster. Eine Schnitzerei? Mit beiden Händen erkundete sie die Linien der Schublade, als folgten ihre Finger einer für sie geschriebenen Geschichte. Ohne ihr Zutun schoben ihre Hände sich übereinander und glitten in eine Vertiefung, die sie umfingen wie Großvaters Hände die ihren beim Pfannkuchenbacken. Instinktiv drückte sie zu – und sprang erschrocken ein Stück zurück, als ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.

Ist das gut genug? Wie geht es noch besser? Ich bin gespannt auf Eure Einschätzung und Eure Ideen!

Viele Grüße
Buchling

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Hier meine Klugscheißerei. Soll nur Denkanstoß sein und kann auch einfach „falsch“ sein :slight_smile:
Ich beantworte genau genommen auch nicht deine Frage. Ich denke, du hast nachvollziehbar verändert und wirst deinen Mittelweg aus Werkzeug und eigenem Stil alleine haben oder finden.
Aber mit der Überarbeitung gab es dann ggf. neue Probleme - oder auch nicht. Entscheide du:

Vielleicht könnte die Lade ja auch einfach aufspringen. Finde Klicken aber in Ordnung.

Da der Geruch schon in der Nase angekommen ist, stimmt für mich die Reihenfolge nicht. Ist kluggeschissen, aber ich würde dann erst den Faden aufsteigen lassen und ihn dann erschnuppern wollen.

Ist hier ggf. „ihn“ zu verwenden? Mein Hirn kommt gerade nicht klar. Das ist ist ein Zeichen für mich (mich!), dass ich den Satz so nicht lassen würde. Entweder neu formulieren oder raus - das ist dann meine Konsequenz, wenn ich der Autor hier sei.

Statt sich zu fragen, ob die Finger eine Schnitzerei entdeckt haben, schaut man vielleicht einfach hin und stellt fest: Eine Schnitzerei! Mir fehlt nun beim lesen also die Information der ersten Version, dass die Augen noch immer geschlossen seien. Auch fehlt ein ausreichender Hinweis, dass hier wohl an einer sonst nicht einsehbaren Stellen getastet wird und „hingucken“ auch daher keine echte Option ist.

„Als ich das letzte Mal in einer Schreibtischschublade meine Hände sich vertiefen lies - es war ein rauer Sommermorgen und es roch nach Kastanien und Igel - kamen mir die Pfannekuchen-Umarmungs-Patschen von Opa in den Sinn, der sich auch immer wie tiefe Schublade anfühlte - ganz generell“
… Oh! Moment mal…Gut möglich, dass mir der größere Kontext zu den Opa-Händen noch fehlt. Es wirkt aber komisch auf mich in der Form hier.

Was drückt sie da? Sich selbst? Die übereinandergeschobenen Hände? Die Lade? Ertönt das Geräusch wirklich von der Wand? Oder nur aus Richtung der Wand?

PS:
Ich schreibe, wie immer, mit einem Augenzwinkern.
Nichts hier ist als „Ich weiß es besser“ zu verstehen. Ich weiß es nämlich nicht besser - ich empfinde nur anders :slight_smile: Ha! Watn Satz, gell?

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Liebe Buchling,

davon ausgehend, daß du neben den vorgetragenen auch noch deine “privaten Gründe” für die Änderung des alten Stückes – das mir gut gefallen hat – haben wirst, konzentriere ich mich allein auf die Neufassung mit meinen Anmerkungen.
Vermerkt sei hier noch, daß ganz am Ende dieses Beitrages ein Gesamt-Vorschlag steht. Wer sich also meine Begründungen für andere Formulierungen und syntaktische Umstellungen sparen möchte, kann gleich dorthin gehen …

Zitat: Mit einem leisen Klicken sprang die Schublade auf. Ein seltsamer Geruch stieg Mizú in die Nase. Fremd – und doch vertraut. Ein goldener Faden, der aus dem Boden der Lade aufstieg.

Einmal: “… der aus dem Boden der …”. Da würde ich dieser unschönen, für mich auch “hart klingenden” Wiederholung wegen anders formulieren. Zum anderen: Das Bild vom ‘goldenen Faden’ (des Geruchs) gefällt mir gut, allerdings glaube ich nicht, daß sein ‘Aufsteigen’ dazu paßt. Könnte das Bild auch mit einem anderen Verb – metaphernartig – stark gemacht werden? Sowieso denke ich in diesem Kontext eher an Fäden (womöglich eines Netzes oder einer Textur), aber nicht an einen singulären Faden (wobei dich meine Assoziationen nicht interessieren müssen, wenn du etwas anderes in “inneren Sinn” stehen hast). Das Ganze verschärft sich m.E. allerdings durch den nächsten Satz:
*
Zitat: Sie spürte ihm mit den Fingern nach.
*
Selbst eingedenk der anderen Sinnenwelt-Konfiguration einer Blinden (gegenüber Sehenden): Spüren solche Menschen tatsächlich mit den Fingern einem Duft(faden) nach?
*
Zitat: Das Holz war kühler, wo die Sonnenstrahlen es nicht berührt hatten. Unter ihrer Hand erwärmte es sich.
Ihre Fingerkuppen ertasteten ein Muster. Eine Schnitzerei? Mit beiden Händen erkundete sie die Linien der Schublade, als folgten ihre Finger einer für sie geschriebenen Geschichte.
*
Hier: ihre … **ihre **… ihre. Und Fingerkuppen sowie Finger. – Alles je kurz hintereinander.
Bei den Fingerkuppen etwa kann doch gut ‘Die’ statt ‘Ihre’ genommen werden. Oder? Und dann wäre denkbar (jedenfalls für mich): Beide Hände erkundeten die Linien der Schublade, als folgten sie einer ihr eingeschriebenen (o.ä.) Geschichte (wobei dann ‘ihr’ die Schublade bezieht und der Bezug zum ‘für sie’ ausgelöscht wird).
Oder, falls das nicht gewünscht ist: Beide Hände erkundeten die Linien der Schublade, als folgten sie einer Geschichte, die ('nur 'oder auch ‘allein’ usw. [je nach folgender Wortwahl kann ‘nur’ oder ‘allein’ hier den Rhythmus verbessern, zumindest, wenn danach ‘hinein’ nicht zum Stehen kommen soll]) ihretwegen (hinein)geschrieben worden war.

Da die Fingerkuppen schon erwähnt sind, würde ich auf eine kurzlinige Wiederholung von ‘Finger’ jedenfalls verzichten.
*
Zitat: Ohne ihr Zutun schoben ihre Hände sich übereinander und glitten in eine Vertiefung, die sie umfingen wie Großvaters Hände die ihren beim Pfannkuchenbacken. Instinktiv drückte sie zu – und sprang erschrocken ein Stück zurück, als ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.
*
Mein Vorschlag: Ohne eigenes Zutun schoben sich die Hände übereinander und glitten in eine Vertiefung, der sie sich anschmiegten (o.ä. [der pluralische Bezug bei deinem ‘umfingen’ scheint mir hier falsch zu sein]) wie beim Pfannkuchenbacken (wunderschönes Bild!) denen (um nicht schon wieder die Hände zu wiederholen) des Großvaters (oder einfach nur: denen Großvaters).

Oder man löst die Sache so (oder so ähnlich): Ohne eigenes Zutun schoben sich die Hände übereinander und glitten in eine Vertiefung, der sie sich anschmiegten wie denen von Großvater (oder nur: wie denen Großvaters) beim Pfannkuchenbacken (mit ev. noch angefügtem: ,wenn es die schwere Pfanne zu halten galt).

Und dann würde ich mal wieder den Namen verwenden statt ‘sie’: Mizú drückte instinkitiv zu – und sprang erschrocken zurück (‘ein Stück’ halte ich hier für entbehrlich), als (vielleicht: ‘daraufhin’?) ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.

Wobei, wie ich gerade bemerke, “Mizú drückte instinkitiv zu” wegen ‘…zu … zu’ nicht so dollllll ist … Aber sicher ließe sich dafür eine Lösung finden. Ich frage mich sowieso, wie hier “Zudrücken” genauers zu verstehen ist: Preßt sie die Hände eng aneinander oder üben sie einen Druck auf die Vertiefung aus oder ist noch was anderes gemeint?

Ich gebe jetzt mal die Version, der Einiges des eben Vorgeschlagenen eingeschrieben ist, ohne doch daran zu kleben, weil das Ganze immer mehr ist als die Teile und sich mit Blick aufs Erstere immer noch andere Aspekte ergeben. Außerdem habe ich im Nachhinein noch eine m.E. wichtige Einwendung von @Waldfried aufzunehmen versucht.

Mein Vorschlag:

Mit leisem Klicken sprang die Schublade auf. Seltsamer Geruch stieg Mizú in die Nase. Fremd – und doch vertraut. Einem aus (fragilen) Goldfäden gesponnenen Netz gleich – vom Boden des Kästchens wie durch Zauberkraft gelöst – umspielte es all ihre Sinne; sogar an der Hand war seine Substanz spürbar (geworden). Mit den Fingern ging sie ihr nach: sensibel, jedoch ohne Zögern. Das Holz schien kühler, wo die Sonnenstrahlen nicht hinlangten. Unter der Hand erwärmte es sich.
Die Fingerkuppen ließen ein Muster ahnen. Schnitzerei? Oder etwas anderes? Beide Hände erkundeten das gemaserte Holz der Schublade, als läsen sie ihm eine Geschichte ab, die allein ihretwegen eingraviert worden war. Niemand sonst würde je entziffern können, was da geschrieben stand! Auf diese Erkenntnis hin schoben sich ohne eigenes Zutun die Hände übereinander und glitten in eine Vertiefung, der sie sich anschmiegten wie jenen Großvaters, wenn es galt, beim Pfannkuchenbacken den schweren Tiegel zu halten. Mizú (oder eben doch lieber ‘sie’) drückte instinktiv zu – und sprang erschrocken zurück, als daraufhin ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo Buchling

Ich will dir meinen Eindruck nicht vorenthalten, aber wie gesagt, es ist nur meine Ansicht.

Als erstes möchte ich bemerken, dass mir die Urversion sehr viel besser gefallen hat, als die neue. Da ist nicht so viel Schnickschnack drin. Unweigerlich sehe ich vor meinem geistigen Auge ein junges Mädchen, dass unerwartet etwas Geheimnisvolles entdeckt. Dabei spielt das Ganze in einem Raum, der zwar lange nicht mehr betreten war und vielleicht auch ein wenig dunkel ist, aber deswegen nicht unheimlich oder mystisch. Ich sehe auch, wie die Sonne durch staub blinde Fenster scheint, obwohl davon nicht die Rede ist. Aber das ist das Bild, das sich mir auftut, wenn ich deinen ersten Text lese.

Nach der Stilanalyse empfinde ich ihn eher pathetisch. Der goldene Faden ist zwar ein tolles Bild, doch unweigerlich sehe ich Aladin vor mir, der die Flasche öffnet und der Geist aufsteigt. Allerdings steigt bei dir kein Geist aus der Flasche, auch kein Rauch oder Staub, sondern ein Geruch. Doch bekanntlich haben Gerüche eine Note, wie staubig, abgestanden, verwest, blumig usw., daher wird es schwierig mit dem goldenen Faden. Und auch der Vergleich zum Pfannkuchenbacken, gefällt mir nicht. Für mich passt es nicht. Ich bleibe dabei immer hängen und finde, dass Pfannkuchen da nicht hinpassen, egal ob es da einen Bezug gibt oder nicht. Ich kann mir eine Vertiefung, die wie eine Hand geformt zu sein scheint, sehr wohl vorstellen. Mehr braucht es für mich nicht.

Und zu deinem eigentlichen Thema “Stilanalyse und ihre Verwendung”, ich selbst habe mich am Anfang viel von der Stilanalyse beeinflussen lassen, doch mit der Zeit lernte ich, sie als einen Denkanstoß zu verwenden. Manches Mal hilft es, manches Mal eben nicht.

Ich finde, du machst das super gut. Es gefällt mir wie du schreibst und es wäre bestimmt ein Vergnügen ein Buch von dir zu lesen. :slight_smile:

Gib bescheid, wenn es fertig ist. :wink:

Liebe Grüße
Urmel

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Diesen Gedanken habe ich in der neuen Version vermisst. Er hat etwas von der geheimnisvollen Situation vermittelt und zur Spannung beigetragen. Aus meiner Sicht. Und “dem Staunen des Mädchens … entsprechend”. Ich hätte nur, weil es mir dann noch klarer erscheint, ein klein wenig abgewandelt in “Aber hier konnte sie doch niemand sehen!”

EDIT: Okay, “konnte” kam kurz vorher schon. Was aber von der Stilanalyse in diesem Fall bei mir nicht als Wiederholung moniert wird. :slight_smile:

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Hallo Stolpervogel,

es geht um den Satz: Sie spürte ihm mit den Fingern nach.

Da sich ‘ihm’ auf den Faden bezieht: Wem oder Was spürte sie nach? – Dem Faden. Und ergo ist ‘ihm’ hier richtig, da ganz ersichtlich der Dativ von ‘er’ (dem Faden also) vorliegt und auch erforderlich ist. Das akkusativische ‘ihn’ wäre hier schlicht falsch.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo Urmel,

ich unterstelle @Buchling , daß sie auf eine sog. synästhetische Erfahrung abheben möchte und deshalb diese Fügung gewählt hat (wobei ich nicht die Ansicht jener teile, die Synästhesie einfach nur als “Krankheit” deklarieren). Ich stimme mit dir überein-- sofern ich dich da richtig verstehe --, daß sie an der Umsetzung noch ein bißchen arbeiten könnte (meine Wenigkeit hat einen Vorschlag dazu gemacht – aber ob der ihren Vorstellungen gerecht zu werden vermag, kann ich natürlich nicht beurteilen; und inwiefern es überhaupt stimmt, daß Buchling auf eine synästhetische Erfahrung abhebt, vermag ich natürlich auch nicht zu ermessen).
Jedenfalls finde ich die Idee – soweit ich zutreffend rekonstruiere – sehr gut. Die Umsetzung ist sicher nicht ganz simpel. Aber warum sollte sie Buchling nicht gelingen? Vor Schwierigkeiten muß man nicht einknicken. Denn wenn sie gemeistert sind, ist das ein tolles Erlebnis.

Ich dagegen finde ihn großartig! Da kann man wiedermal sehen, wie unterschiedlich Texte angeguckt werden und daraufhin diverse Wirkungen evozieren.

Viele Grüße von Palinurus

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Hallo alle zusammen,

ui, so viel Feedback - ganz herzlichen Dank für Eure Ideen, Eure Mühe! Wie viel Zeit Ihr in diesen kleinen Absatz gesteckt habt - das ist wirklich lieb! Und sehr hilfreich, ich werde einiges noch mal ändern. Ausführlichere Antwort folgt, heute ist mal der Sport dran! :wink:

Liebe Grüße
Buchling

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@Palinurus hast du den von dir bearbeiteten Text mit PA bearbeitet? Denn der Duden weist bei mir Fehler aus. Und die Lesbarkeitseinschätzung (Belletristik) für den zweiten Absatz weist bei mir ‘nur’ 43 Punkte aus. Und so liest er sich für mich auch noch: nicht wirklich flüssig.

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Hallo Gutie,

nein, aber ich werde ihn mal reinladen, mal sehen, was mich dann errwartet … :wink:

Das mag sein (schon mal wegen der “alten” ReSchr). Und ansonsten ist die DUDEN-Prüfung nicht immer zuverlässig. Das wurde ja in den letzten Tagen hier diskutiert und mit Beispielen auch belegt.

Also die Punkt-Vergabe bei der LbkE nehme ich – ehrlich gesagt – nicht besonders ernst. Ich habe schon einige Tests mit Zitaten von allgemein geschätzten Texten bedeutender Schriftsteller durchlaufen lassen … – Wenn die sich beim Schreiben immer von der LbkE hätten leiten lassen, wäre da wohl etwas anderes herausgekommen. Lassen wir offen, "wie anders" …
Damit möchte ich sagen: Die analytischen Tools von P10 sind für mich Werkzeuge; und gelegentlich helfen sie mir auch, meine Texte zu verbessern (was ich ganz aufrichtig äußere und so vorher gar nicht recht geglaubt hatte).
Aber sie haben für mich mit ihren Statements und Vorschlägen keinerlei kanonischen Status. Es sind mit maschineller Intelligenz erzeugte Befunde, die den großen Vorteil absoluter … ähm … “Objektivität” haben, sofern sie auf – dem Code entsprechende – Fehler stoßen, die ein exaktes [sic] Pendant in der humanen Lebenwirklichkeit und ihren geteilten, also weithin unbezweifelten Konventionen haben. – Nun ist es allerdings so, daß es gerade für ästhetische Gegenstände nicht allzuviel solche Konventionen gibt, weil denen ein hoher Anteil subjektiver Kriterien eignet. Und dies wiederum ist hinsichtlich der Anwendbarkeit solcher Tools ein großer Nachteil! Hat also nichts mit mangelnden Programmierkenntnissen o.ä. zu tun, sondern darauf springen Algorithmen nun mal per se nicht an, einfach, weil ihnen keinerlei ästhetische Kompetenz eignet und sie deshalb keine entsprechen Urteile zu fällen vermögen! Denn die sind nur mit (reflexivem) Bewußtsein in Kombination mit Erlebensfähigkeit (umgangssprachlich auch “Emotionalität” genannt) zu haben! Worüber sie aber nicht gebieten.
Deshalb scheint es mir wichtig, den reinen Werkzeugcharakter dieser Tools immer wieder zu reflektieren. Wir kennen das alle aus der Lebenswelt: Es gibt nicht ein Tool für die vielfältigen Belange auch nur eines einzigen, bestimmten Betätigungsfeldes, sonderen deren viele. Und so ist das bei der Beurteilung von Texten auch. Bei bestimmten Sachlagen (s.o.) helfen die P10-Werkzeuge gut, in anderen Fällen sind sie nicht adäquat. Und die Entscheidung darüber, wann was der Fall ist in diesem Bereich, kann immer nur ein Mensch treffen und niemals eine Software!

Was das “flüssige Lesen” angeht. Ich bin nicht der Ansicht, daß “Flüssigkeit” immerzu gegeben sein muß. Bei mir persönlich ist es sogar gelegentlich der Fall, daß ich *bewußt *einen Bruch setze. Das hängt von diversen Kriterien ab, die ich jetzt aber nicht alle erläutern möchte.

Gleichwohl, lieber Gutie, hast du mir einen Grund gegeben, nochmal nachzulesen … und siehe da, ich habe gleich wieder eine Stolperfalle entdeckt (habe ja nachträglich schon vorher etliche Änderungen vorgenommen). Ich erlaube mir mal, mich selbst zu zitieren, um den Lapsus kenntlich zu machen:

Das ist m.A.n. wegen “den Händen … den Fingern” (zweimal ‘den’ und zweimal gleiche Pluralendungen kurz hintereinander – rhythmisch usw. nicht gerade besonders gut).

Ich würde so abändern:

“… sogar an der Hand war seine Substanz spürbar (geworden). Mit den Fingern ging sie ihr nach: sensibel, jedoch ohne Zögern.”

Dank dir für den Hinweis! Ich werde das im obigen Beitrag ändern (wobei dann aus ‘Lade’ gleich noch ‘Kästchen’ oder ‘Kasten’ gemacht werden wird).


Nachtrag: Feedback nach Reinladen des Textes in P10 (standardmäßig Leere Seite auf Win10 und DUDEN/Korrektureinstellungen wie kürzlich angegeben):

Zwei Rechtschreibfehler habe ich übersehen: ‘instinktiv’ hatte einen Buchstaben zuviel und vor einem Komma war ein Blank. Die zwei bei mir angezeigten Grammatikfehler sind gegenstandslos, da muß halt die G-Prüfung irgendwann nachgerüstet werden. Was sonst noch bei einigen Verben von der Stilanalyse moniert wird, halte ich für irrelevant. Das monierte ‘ahnen’ wird jede/r verstehen können, sobald sie/er fortfährt zu lesen; dann mal wieder ein falsch deklariertes ‘als’, und das zweite (im letzten Satz) hat dort natürlich durchaus seine Berechtigung. Dann werden noch ‘ging’ und ‘können’ in Frage gestellt, aber das passiert ja grundsätzlich bei der Prüfung … und solche Automatismen haben mithin auch nur eine sehr begrenzte Relevanz (dito wie bei ‘als’ usw.).

Insgesamt hatte ich mit viel mehr Moniererei gerechnet. Mir kommt das jetzt erstmal ganz passabel vor. Und wie gesagt: Daß der erste Abschnitt mit 67 und der zweite mit 44 Punkten im sog. “Lesbarkeitsspektrum” abschneidet, ist meines Erachtens wenig aussagekräftig. Denn es muß dabei doch schon mal – von anderem abgesehen – gefragt werden, für wen eigentlich diese “Lesbarkeit” zutreffend sein soll! Welcher Maßstab wird da anngelegt? Welche Lesekompetenz, welcher Bildungsgrad usw. usf.

Ich könnte mir vorstellen, daß Donald Trump bereits im blau markierten Sektor keinerlei Plan mehr hat, wovon da die Rede ist. Andererseits habe ich von P10 schon Textteile (von mir selbst und auch von anderen) hell- bis dunkelrot markiert bekommen, ohne daß ich und testweise auch andere Menschen Schwierigkeiten hatten, das Geschriebene lesen und verstehen zu können. – Und nun? – Du sagst, lieber Gutie: “(nur) 43 Punkte”. Mich auf Vorstehendes berufend antworte ich vorläufig mal darauf (also bis mir jemand zeigt, daß ich total “danebenliege”): So what?!

Viele Grüße von Palinurus

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Guten Abend zusammen,

eine Weile hat es gedauert, aber nun habe ich die Ruhe, auf Eure Ideen einzugehen, konnte sie ein paar Tage sacken lassen (das hilft mir, gerade bei Texten, immer sehr) und kann Euch nun darauf antworten. Bevor ich das aber tue: Noch mal ganz herzlichen Dank für Euer Feedback! Das hilft mir; nicht nur für diese Szene, sondern auch für die Überarbeitung der folgenden 400 Seiten (oh je). Später kommt bestimmt noch ein Post, wie die Szene mit den daraus folgenden Änderungen aussieht. Hier nun aber erst einmal Eure Einwände und meine Gedanken dazu:

Einfach aufspringen, so ganz ohne Geräusch, finde ich nicht so schön.

Du hast recht, die Reihenfolge ist nicht stimmig. Bin selber ein Klugscheißer, von daher volles Verständnis :wink: Mal schauen, was mir dazu als Lösung einfällt.

Sie spürte ihm, nämlich dem Faden, mit den Fingern nach. Also Dativ. Grammatikalisch finde ich das eindeutig, vielleicht bist Du noch wegen der nicht stimmigen Reihenfolge raus :wink:

Das stimmt, der Hinweis fehlt hier - was Du nicht wissen kannst, ist, daß in der Szene zuvor das Augenschließen erwähnt wird. Da bis hierhin kein Augenöffnen vorkommt, hoffe ich, daß es dann insgesamt klar ist - ich wollte nicht nur wenige Zeilen drunter von immer noch geschlossenen Augen schreiben, daher habe ich den Satz rausgenommen.
Dein Hinweis, daß die Stelle nicht einsehbar ist, ist sehr gut - ich habe die Schublade immer als klemmend vor mir gesehen, aber das aus irgendeinem Grund nicht aufgeschrieben. Baue ich ein.

Ich mußte herzhaft lachen! Der Kontext fehlt auf jeden Fall. Ich bin hin- und hergerissen an dieser Stelle: Einerseits finde ich die Erinnerung an den Großvater wichtig und schön (er ist inzwischen tot und eine sehr bedeutende Figur für Mizú, nicht nur als Opa), und das Pfannkuchenbacken ist wirklich kurz zuvor. Andererseits befürchte ich, daß es den einen oder anderen Leser an dieser Stelle vielleicht raushauen könnte. Eine Lösung habe ich noch nicht.

Sie drückt ihre Hände in die Vertiefung. Und das Geräusch kommt tatsächlich von der Wand - da öffnet sich nämlich in diesem Augenblick eine magische Geheimtür.

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Fortsetzung (huch, war länger als 10.000 Zeichen…):

der… der: Definitiv, das kommt raus.
Faden oder Fäden: Ich sehe da eher einen Faden, oder vielleicht ist Faden auch das falsche Wort… wobei ich das Bild auch mag, und es zieht sich motivartig immer dann, wenn Magie und dieser Geruch vorkommt, durchs ganze Buch - bislang jedenfalls. Was ich vor mir sehe, entspricht in etwa dem Rauchfaden (ist das ein Faden?), der entsteht, wenn man eine Kerze oder ein Teelicht auspustet, und der je nach Licht deutlich sichtbar wird - weißt Du, was ich meine? Ein starkes Verb, stärker als aufsteigen, der das Ganze zur Metapher erhebt - gerne; hast Du eine Idee? Ich glaube, das „aufsteigen“ habe ich in Gedanken an diesen Rauchfaden gewählt, denn der ist schwerelos und kann aufsteigen. Ich gehe auf jeden Fall noch mal in mich.
Blind ist Mizú übrigens nicht - sie hat lediglich die Augen geschlossen. Spannend, daß Du diese Assoziation hattest!

Die Wiederholungen müssen weg - alle! Da bin ich ganz bei Dir. Ich mag zwar das Stilmittel und wende es gerne an - zu oft, fürchte ich - allerdings nicht hier, das ist mir einfach nicht aufgefallen. „einer ihr eingeschriebenen“ ist grammatikalisch zwar sauber, aber eine relativ komplexe Struktur, die zum Lesestolpern führen könnte. Ich denke, es wird etwas werden wie:
„Beide Hände erkundeten die Linie der Schublade, als folgten sie einer Geschichte; hereingeschrieben (o.Ä.) nur für sie allein.“

Wann ich den Namen verwende, wann das Personalpronomen und wann ein Synonym, habe ich für mich noch nicht so richtig raus. Einerseits ist klar, daß es hier immer nur um sie geht - im Raum ist niemand anders. Andererseits ist „sie“, „Mädchen“ etc. unpersönlicher als ihr Name. Gibt es da eine Faustregel für?
Das „als“ ist hier allerdings sinnvoll: Das Geräusch wird durch das Drücken der Vertiefung in der Schublade ausgelöst, nicht durch das Zurückspringen.

Spannend! Denn ich habe ihn überarbeitet, weil mir die erste Version als too much erschien: Zu viel Erstaunen, zu stark betont, zu viele Ausrufezeichen, Fragezeichen. Einfach zu viel. Genau dieses Zuviel habe ich versucht rauszunehmen.
Wenn Du die zweite Version als pathetisch empfindest, habe ich wohl eher draufgelegt als rausgenommen. Ich muß allerdings gestehen: Ich liebe Pathos! Da scheiden sich ja die Geister - die einen mögen es sachlich-nüchtern, schmucklos; die anderen elaboriert und hochemotional. Ich zähle zu Zweiteren. Aber das macht nichts, dafür sind Geschmäcker ja da :wink:

Perfekt! Denn: Ja, hier ist es nur ein Geruch - aber, wie Mizú später klar werden wird, ist es der Geruch der Magie, dem sie hier begegnet. Insofern ist es wunderbar, wenn Du hier an Aladdin denkst, finde ich. Und ja, @Palinurus , Synästhesie war, was ich hier im Kopf hatte. Die Magie soll eine überwältigende Sinneserfahrung sein, da, finde ich, paßt eine synästhetische Erfahrung gut zu.

Du bist nicht die Einzige, die das stört. Wie ich weiter oben schon schrieb: Ich bin hin- und hergerissen. Und deswegen noch unentschlossen. Aber wie heißt es so schön: Kill your darlings. :frowning:
@Palinurus: Du bist ein Fürsprecher des Pfannkuchenvergleichs. Was gefällt Dir daran, warum haut er Dich nicht raus?

Dankeschön! Das freut mich sehr :slight_smile: Wenn die nächsten 200, 300 Seiten stehen und das Buch fertig ist, sage ich Bescheid :wink:

Ich sehe schon: Das Staunen von Mizú kommt in der zweiten Version zu kurz, das werde ich noch mal ändern. Und ja: „konnte sehen“ ist hier ausnahmsweise besser als „sah“. Wird geändert.

DANKE!
Auch dafür, wie Ihr es schafft, Textstellen zu kritisieren - aber so konstruktiv, daß ich mich über die Kritik freue und sie annehmen kann, weil ich sehe, daß sie den Text besser macht. Da bin ich nicht immer gut drin, muß ich gestehen :slight_smile:

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Liebe Buchling,

für mich ist es ein wunderschönes Bild! – Es gibt (beinahe) nichts Glücklichmachenderes – also ich meine anbei der Lektüre :smiley: – als auf eine Wörterkonstellation zu treffen, die Assoziationskaskaden auslöst, deren magische Kerne vielleicht sogar synästhische Zustände heraufbeschwören.

Mir ist genau so etwas passiert, als die Großvaterhand-Analogie samt Pfannkuchenbacken-Einschluß mein Bewußtsein zu … fluten … begann. Es wurde eben keine bloß gewöhnliche Vorstellung evoziert, sondern etwas in der holistischen Figuration eines lebensweltlichen Bildes (i.S. Ludwig Wittgensteins, also nicht in nur optischem Verständnis): Olfaktorisch, auditiv, haptisch. Es brutzelte und roch in meiner Imagination, die Hände waren tatsächlich umgriffen wie früher manchmal von der Oma, wenn ich ihre Küchenhilfe geben durfte – aber v.a. war da dieses überwältigende Gefühl eines unsagbaren Aufgehobensein, wie es in bestimmten Situationen vielleicht nur großelterliche Hände vermitteln können.

Ich “steh’ total” auf dieses Bild und möchte es in deinem Text nicht missen, weil er dadurch für mich eine Lebendigkeit bekommt, die sich (beinahe) in “eigenes Fühlen” umsetzt – also genau das erreicht, was mit einem Setzen von Wörtern im poetischen Feld doch gewissermaßen das “Größte” ist und meistens nur in der Lyrik auf nahezu perfekte Weise erreicht wird.
Ich verweise dabei auf zwei frühe Gedichte von Ingeborg Bachmann, die die Unzulänglichkeit der Wörter thematisieren – sie finden sich im Band Die gestundete Zeit – und auf ihren zweiten Wittgenstein-Aufsatz, der sich v.a. dem berühmten Tractatus-Satz Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt widmet und dabei einen Weg öffnet, wie man den profanen Sinn der Wörter gleichwohl zu transzendieren vermag.
Genau das schaffst du mit deinem wunderschönen Bild eben auch! Herzlichen Glückwunsch zu dieser wundervollen Idee … oder Inspiration …

Noch etwas zu einer anderen Stelle:

Dann aber bitte unbedingt: ‘hineingeschrieben’ … nöch wahr?! :cool:

Liebe Grüße von Palinurus

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Wow, danke! Das ist genau das, weswegen ich diesen Vergleich gewählt habe. Und ja: Großeltern sind etwas ganz Besonderes. Und für Mizú dieser Großvater erst recht.

Unbedingt!

Danke und viele Grüße
Buchling

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So, das erste Kapitel ist nun fertig überarbeitet, und ich wollte Euch allen die aktuelle Fassung meiner Zeilen nicht vorenthalten. Es sind weniger Wiederholungen (alle “ihre” und “Finger” habe ich allerdings nicht eliminieren können) drin, die Reihenfolge von Geruch und Tasten ist nun hoffentlich sinnvoll, und ein bißchen ergänzt habe ich auch noch. Voilá:

Mit einem leisen Klicken sprang die Schublade auf. Ein seltsamer Geruch stieg Mizú in die Nase. Fremd, und doch vertraut. Ein goldener Faden, der Erinnerungen und Ahnungen miteinander verwob. Sie schnupperte, während ihre Finger seinen Ursprung im Boden der Lade erspürten. Das Holz war kühler, wo die Sonnenstrahlen es nicht beschienen hatten. Unter ihrer Berührung erwärmte es sich.
Ihre Fingerkuppen ertasteten ein Muster. Eine Schnitzerei? Beide Hände erkundeten die Linien der Schublade, als entzifferten sie eine Geschichte, die nur für sie geschrieben worden war. Ohne ihr Zutun schoben sie sich übereinander und glitten in eine Vertiefung, die sie umfingen wie Großvaters Hände beim Pfannkuchenbacken. Instinktiv drückte sie hinein – und sprang erschrocken zurück, als ein Geräusch von der Wand gegenüber ertönte.

Nochmals vielen lieben Dank!

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Liebe @Buchling, Ich bin aufrecht begeistert!
mfg os|<ar

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Hallo @Buchling
Es ist auch gar nicht notwendig, alle Füllwörter, Wiederholungen usw. zu eliminieren. Nicht umsonst gibt es derartige Begriffe. Wenn sie eine Funktion haben, sind auch sie unverzichtbar. Der Text lebt dadurch, habe ich das Empfinden.
Als Probe kannst Du ja mal in einem kurzen Text alles angemahnte ausmerzen. Meistens wird er Dir dann tot vorkommen.
Berti

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Liebe Buchling,

diese Variante zeugt nach meinem Dafürhalten von der Fruchtbarkeit kritischen Durchleuchtens eines Textes – des eigenen wie anderer gleichermaßen --; du hast es gut hingekriegt!

Nur eines möchte ich noch weiterem Bedenken anheimstellen: In der Passage …

… “ruckelt es” m.E. noch ein bißchen. M.E. könnte an dem mittleren ‘Eine’ noch gefeilt werden (warum bspw. nicht durch schlichtes Weglassen?); und während ich ‘ertasten’ für gut gewählt halte, erhebt [sic :D] sich für mich die Frage, ob ‘erkundeten’ nicht einerseits der gleichen ersten Silbe wegen und zweitens auch aus semantischen Gründen durch etwas anderes ersetzt werden sollte, weil ich in Verbindung mit dem danach kommenden ‘entzifferten’ eine wenigstens leichte Unverträglichkeit (oder “Fehl-Passung”) zu verspüren wähne (was ja bekanntlich von ‘Wahn’ kommt).

Mir persönlich schwebt da etwas in der Richtung vor: *Beide Hände zogen (o.ä.) die Linien der Schublade nach, als … – *womit m.A.n. auch noch der Rhythmus dieser an sich bereits schönen Fügung verbessert würde.

Gruß von Palinurus

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Lieber Palinurus,

meinen erneuten Dank!

Rhythmisch und semantisch bin ich ganz bei Dir, das von Dir vorgeschlagene Nachziehen paßt zum Akt des Lesens und klingt durch das nachgeschobene “nach” schöner.

Die vielen unbestimmten Artikel machen mich zwar nicht glücklich, aber wie soll man die vermeiden? Sie oder einen hier einfach wegzulassen, klingt in meinen Ohren nicht gut, fast falsch.

Wenn ich könnte, würde ich Euch das ganze Buch lektorieren lassen :wink:

Gute Nacht
Buchling