Schreiben to go

Dein Satz kann alles verändern! Dies ist ein kleines, schnelles Schreibexperiment. Eine Geschichte to go, mit einem klaren Ziel: Die Geschichte mit einem Satz pro post weiterzubringen. Viel Spaß!

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Er stand auf, um besser sehen zu können.

Feine Gischt spritzte über den Bug, befeuchtete sein Gesicht.

Warlock kniff seine vom Salzwasser verkrusteten Augen eine Weile fest zusammen.

Die lange Dünung der Nordsee hob das Boot wieder hoch und das Heck der Nanuk tauchte in das nächste Wellental.

Nach dem Wellental sah er endlich die Segel am Horizont und wusste, die Reise hatte sich gelohnt.

Vor zehn Tagen war er in Qassiarsuk in See gestochen.

Die lange und stürmische Fahrt führte ihn an den Britischen Inseln vorbei bis zu ihrem Treffpunkt: dem Lysefjord bei Stavanger.

Ganz heimlich hatte Warlock sein gottverlassenes Grönlandnest im Distrikt Narsaq verlassen.

Aber ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss.

Er näherte sich nun rasch dem großen Segler, legte an wie sein Vater es ihn gelehrt hatte und wenige Augenblicke später zogen ihn kräftige Hände an Bord.

Einer der Männer packte sofort seinen Arm, knurrte etwas Unverständliches und zog ihn mit sich.

“Hey-ho, packt den Jungen nicht so hart an”, hörte Warlock eine ihm wohl bekannte tiefe Stimme rufen.

“Wen nennst du hier Jungen, Opa?” schnappte er fröhlich zurück.

Der vollbärtige Kapitän klopfte dem Jungen sacht auf die Schulter und während der Enkel zu seiner Verwunderung daraufhin beinahe über die Reling taumelnd ein schallendes Gelächter unter der Mannschaft auslöste, rief er barsch “Du bist so mager wie ein ungenährtes Täubchen. Es wird Zeit, das wir aus Dir einen richtigen Seemann machen!”.

Der Alte musterte Warlock mit seinem einzigen wettergegerbten Auge. “Also gut. Verdien dir deinen Passierschein mit dem Auswechseln der Rattenfallen im Orlop. Danach gehst du zum Smut.”

Smutje Christian war nicht ohne Grund einer der angesehensten Mitglieder an Bord, denn alle liebten seine Heringe mit Pellkartoffeln oder die köstlich zubereitete Aalsuppe, ganz abgesehen von seinem Ingwer-Bier das er unter Deck in zahlreichen Fässern braute.

Aber Warlock war klar, dass diese Köstlichkeiten allein dem Kapitän und seinen bevorzugten Matrosen vorbehalten waren, und hoffte, von dem magenfüllenden Zwieback zu bekommen … und vielleicht auch etwas Dörrfleisch.

Tagsüber erledigte er fleißig die Aufgaben eines Schiffsjungen, während er über die Nächte auf einer alten ausgefransten Hängematte in der von Alkohol und Schweiß gedünsteten Mannschaftskajüte, zwischen laut schnarchenden Seemännern von großen Heldentaten träumte.

Es war definitiv nicht der Weg der ihm vorschwebte, aber er hatte ja keine Alternative. Er musste weg. niemand hätte ihm geglaubt.