Nomade oder fest verwurzelt und wie es unser Denken beeinträchtigt

Hallo zusammen.

Max hatte mich letzte Woche in seine Nomadengruppe eingeladen und ich hatte mir gedacht, es gäbe da vielleicht noch weitere Papyrioten, die sich mit dem Thema befassen wollten.

Ich werfe mal ein paar Fragen auf. Wer seinen Senf dazu geben möchte, oder weitere Fragen aufwerfen will, ist herzlich willkommen.

Wie wird unsere Wahrnehmung beeinflusst, wenn wir öfters den Ort wechseln, oder in einer fremden Umgebung wohnen?
Wie denken wir, wenn wir immer an der gleichen Stelle bleiben?
Seid ihr eher ein Leuchturm für vorrüberfahrende Schiffe oder selbst das Schiff, was von Ort zu Ort wandert?
Hört ihr die Geschichten von anderen? Oder erlebt ihr sie selbst?
Kann es auch ein Gemisch dieser beiden Optionen geben?

Ich selbst sehe oft Ähnlichkeiten, da wo viele Unterschiede sehen.
Zum Beispiel in einer Einkaufstraße in Bulgarien sehe ich mich selbst mit den anderen Frauen ein Eis essen, mit meinem Einkauf nach Hause laufen, in einem Café diskutieren, zur Arbeit fahren. Bulgarien war nur ein Beispiel. Es hat keine besondere Bedeutung. Nur eben, dass ich mir fast an jedem Ort vorstellen kann, zu leben.

Ciao ciao

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Hierzu kommen mir zwei Zitate in den Sinn:

“A reader lives a thousand lives before he dies, said Jojen. The man who never reads lives only one.”
― George R.R. Martin, A Dance with Dragons

“Der Horizont vieler Menschen ist wie ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie dann ihren Standpunkt.”
― Albert Einstein

Wer viel reist sieht viele unterschiedliche Lebensweisen, wird mit vielen unterschiedlichen Traditionen, Gewohnheiten und Kulturen konfrontiert. Ich denke, mit solchen Erfahrungen ist ein Kreis mit Radius Null nicht mehr möglich :slight_smile:
Lesen ist die günstige Alternative.

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Das Schlimmste, was man Vorurteilen antun kann, ist verreisen. :slight_smile:

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Mir hat damals 1987 eine Studienreise der Schule nach Polen die Augen geöffnet. Ich war damals 18 Jahre alt und habe nichts von der Welt gewusst. Zu sehen, wie leer die Geschäfte dort waren, wie die Menschen an den Lebensmittelläden Schlange standen und wie die Kinder am Bus sich freuten, wenn wir ihnen beim Aussteigen Schokolade schenkten. Das hat mich schon sehr nachdenklich gestimmt und ich habe auch nie vergessen, wie gut es uns wirklich in D geht und dass es in vielen Ländern eben nicht so ist. Manchmal reicht auch schon eine einzige Reise aus.
Ich muss gestehen, dass ich Angst vor’m Fliegen habe und sehr ortsverbunden bin. Am liebsten reise ich mit dem Wohnwagen auf die Insel Elba, die kenne ich schon und finde mich darauf zurecht. Mit fremden Orten habe ich große Probleme. Deshalb bilde ich mich immer via Internet oder Reisebücher.
Mein Traum wäre mal Südamerika, sehr gerne Guatemala. Aber da wird man ja immer gewarnt und dann muss ich da auch noch so lange im Flieger sitzen. Unerreichbar für mich… Also wieder Bücher, Filme, Reiseberichte im Internet… Obwohl ich sehr gerne mal mit den Menschen dort reden würde.

Reisen erweitert den Horizont (außer man macht Flughafen - All-inclusive-Hotel - Flughafen), und Bücher tun das im Idealfall auch.

Nomade bin ich definitiv keiner. Ich kann mich zwar schnell irgendwo einleben, wenn es mir dort gut geht, brauche aber auch viel Ruhe und Zeit für mich, Umzüge finde ich ziemlich stressig. Ich habe nach dem Abi ein gutes halbes Jahr in Norwegen gelebt, ansonsten habe ich nur fürs Studium eine neue Heimat (und keine besonders exotische) gefunden. Ich habe also lieber eine relativ feste “Home-Base” und unternehme von dort aus Reisen. Das bisher eher in Europa, gerne Städtereisen mit viel Kultur und Geschichte (oder eben in die Natur). Weiter weg bisher nicht, vor allem aus finanziellen Gründen, und ich bräuchte eine passende Begleitung. Als Frau auf eigene Faust in eher unerschlossene Ecken der Welt, das traue ich mich nicht so richtig, muss ich zugeben. Reizen würde mich aber noch viel, allen voran Ägypten oder auch Südamerika…

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„Geschichte in Geschichte“ - selten eine so interessante Seite gesehen. Alle Achtung!
Aufgrund der hervorragenden Beschreibung des Buches „Der schwarze Turm“ habe ich es mir gleich bestellt.
Die Abhandlung „Das Nachwort - Wer kann es, wer darf es?“ ist sehr verständlich und eingehend geschrieben. Hier werde ich mich wohl noch einige Zeit aufhalten :).

Vielen Dank, das freut mich riesig! :slight_smile:

Hallo Lea. Ich kann mich Greifenklau nur anschließen: „Geschichte in Geschichten“ ist ein toller Blog, wirklich interessant zu lesen. Du erweckst die historischen Romane zu besonderem Leben. Mach weiter so! Ich habe mir Seine Website markiert und werde weiter darin lesen.
Offenbar lebst Du auch eine Art Nomadenleben, nur ist es ein „zeitliches Nomadentum“. Du bist sowohl hier und heute als auch in der Vergangenheit und deren Darstellung zu Hause. Dazwischen wechselst Du den Aufenthalt, wie die Viehhalter zwischen Winter- und Sommerweide.
Ich glaube, besonders Künstler und Wissenschaftler, also kreative Menschen, leben häufig in mehreren Welten. Warum sollte jemand also nicht auch in mehreren räumlichen Welten leben? Es erweitert im jedem Fall den Horizont und verschiebt den Rand unserer Scheibenwelt weiter in die Ferne und damit die Angst vor dem Herunterfallen. Je größer unsere Welt, desto mehr Bewegungsfreiheit fühlen wir.

Das zu Liseis Fragen aus dem ersten Beitrag.
Ihre nächste Frage kann ich nicht so einfach beantworten.

Entsprechend meinem Lebensstil, sollte ich das Schiff sein. Dennoch schippere ich nicht ständig von Küste zu Küste, sondern würde mich eher als Leuchtschiff bezeichnen, was immer wieder für einige Jahre an einem Riff festmacht, um dann (hoffentlich) kräftig zu leuchten.
Bleibt man für längere Zeit an einem Ort, so entwickelt sich, nach der Phase der ersten Begeisterung und des Kennenlernens (und der stets folgenden Phase der Enttäuschung) dann Vertrautheit und ein Heimatgefühl. Zwangsläufig stellt sich dann irgendwann die Frage, wo und was die Heimat ist. Darf man nur eine Heimat haben? Verlangt Heimatliebe Monogamie?
Deshalb: Was ist für euch Heimat? Ist Heimat ein Ort? Ist Heimat eine Kultur? Geschichte? Religion?
Das wird kompliziert…
Und bietet Stoff für Diskussionen.

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Danke sehr!

Das würde ich für mich definitiv mit „nein“ beantworten. Ich habe auf alle Fälle mehrere Heimaten. An meinem Studienort habe ich mich sehr schnell heimisch gefühlt und würde diesen auch als meine derzeitige Heimat bezeichnen, trotzdem ist auch eine Fahrt zu meinen Eltern/meinem früheren Wohnort immer auch ein „Heimkommen“.

Das ist gar nicht so einfach. Ich würde sagen, Heimat ist für mich, wo ich mich wohl und sicher fühle und gerne bin. Zum Heimatgefühl müssen aber nicht nur Orte gehören. Auch Gerüche, Gerichte, Sprache und andere Eindrücke tragen dazu bei.

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Also zur Frage Heimat. Für mich ist Heimat erst einmal die Sprache meiner Jugend. Also Ruhrpottslang. Ich wohne schon lange im Ausland, und wenn ich im Fernsehen meinen Slang höre, freue ich mich.
Heimat ist für mich auch Italien. Vielleicht mittlerweile mehr als Deutschland. Es sind all die Orte, an denen ich länger gewohnt habe.
Da niemand von meinen Verwandten mehr an meinen Geburtsort wohnt, gibt es für mich selten ein Nachhausekommen an diesen Ort. Wenn ich in das Viertel komme, in dem ich aufgewachsen bin, und dort diese gewohnte Sprache höre, ist es seltsam für mich. Es ist gewohnt und ungewohnt zugleich.
Bei mir waren die Phasen des Einlebens in einem Ort nicht immer gleich.
In Perugia hatte ich Höhen und Tiefen. Die Tiefen vor allem im Winter. Die Poebene fand ich erst richtig langweilig und erkannte nur nach längerem Verweilen Dinge, die ich so vorher nicht gesehen hatte. Immer tauchen beim längeren Hinblicken mehr Einzelheiten in den Fokus. Die Ebene war mir fade wie eine Zen meditation, in der erst langsam etwas zum Vorschein kommt. Hier ist vieles langsam. Diese Langsamkeit drückt auch Antonioni in seinen Filmen aus.
Auch beim Reisen gefallen mir Orte, wo eigentlich niemand hinfahren würde. Orte, wo es „nichts gibt“. Gerade an solchen Orten habe ich unerwartete Erfahrungen gemacht.
Heutzutage kann ich von mir sagen, dass ich nirgendswo richtig hingehöre, aber mich dafür an vielen Stellen zu Hause fühle.

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Da möchte ich auch gerne meine Meinung kundtun. Ich bin in der Pfalz geboren, mein Vater ist Pfälzer, meine Mutter kommt aus Schlesien. Ich war immer sehr ortsgebunden, wollte nie aus der Pfalz raus. Ich liebe den Pfälzer Dialekt, schalte aber beim Sprechen automatisch auf Hochdeutsch um, wenn ich nicht im Familien- oder engeren Freundeskreis bin. Das merke ich gar nicht. Mit fremden Menschen kann ich nur ganz schlecht Dialekt sprechen, da bin ich total gehemmt.
Nachdem mein Mann mit mir zusammen das Studium in Kaiserslautern abgeschlossen hatte, fand er eine tolle Stelle in der Nähe von Bielefeld, und bat mich, für maximal 2 Jahre nach Ostwestfalen-Lippe zu ziehen. 2 Jahre waren okay, aber mehr wollte ich wirklich nicht fort bleiben. Aus diesen 2 Jahren wurden ganze 11 1/2 Jahre, und zwar 11 1/2 sehr lange Jahre mit einem Hauskauf, der Geburt unserer Kinder und leider auch viel Streit. Wir wohnten mittendrin im Lipperland, es war eigentlich schön, aber ich fand dort keinen Anschluss. Zwar waren alle nett, und wenn man jemanden eingeladen hat, dann kam er/sie auch gern mal zum Kaffee, aber wir blieben immer nur die Zugereisten. Einladungen oder feste Freundschaften suchte man vergebens. Da habe ich angefangen, das Gesellige bei den Pfälzern hochgradig zu vermissen. Die vielen Weinfeste, das schöne Wetter (in Lippe regnet es mindestens einmal die Woche und Wind geht eigentlich ständig). Ich habe wirklich versucht, dort oben Fuß zu fassen. Aber wenn man immer der bunte Hund ist und bleibt…
Und dann kam das massive Heimweh, dass mein Mann irgendwann Erbarmen hatte und wir wieder in die Pfalz gezogen sind. Und ich bin so froh, dass ich wieder zuhause bin. Alle Verwandten um die Ecke, alle alten Freunde, neue nette Nachbarn. Ich kann Heidi so gut verstehen! Die Nachbarn in Lippe, die uns immer auf Abstand gehalten haben, waren dann plötzlich mal bei uns zu Besuch und beklagten sich, dass die neuen Käufer unserer alten Hauses lange nicht so nett wären, wie wir es gewesen sind. Da habe ich mir dann auch gedacht ‘Naja, wäret ihr mal früher zu dieser Einsicht gekommen…’. Von ihnen hieß es früher immer: Ach auf ein Bierchen, wenn wir mal alle im Garten sind, da haben wir ja nix gegen. Aber so dicke Einladungen müssen ja nicht sein…
Das Haus, was wir da oben gekauft und wieder verkauft hatten, das vermisse ich sehr. Es war sehr geräumig und hatte einen 1500 qm - Garten mitten im Nirgendwo. Vorne Acker, hinten Acker, das Ganze an einer Straße, die mehr ein Feldweg war. Es war schon sehr schön da. Hier in der Pfalz wohnen wir mitten im Ort, haben zwar immer noch 900 qm Garten, allerdings mit einem Nadelbaumbestand. Man kann also eher sagen, wir haben einen Wald ums Haus. Wir sind immer noch nicht dazu gekommen, alles platt zu machen und einen schönen Garten anzulegen. Es ist einfach anders. Trotzdem hat unser neues Haus Flair :). 1950 von einem relativ reichen Sarghersteller erbaut, mit Sandstein und schönen Türrahmen und wirklich tollen Einbauschränken im ganzen Haus. Wir müssen halt viel renovieren, was dieses Jahr besonders ansteht.

Also, meine Heimat ist die Pfalz. Mein Mann hat nie verstanden, warum ich immer in Lippe gesagt habe, dass mir die Straßen dort weh tun, wenn ich mit dem Auto drüberfahre. Aber es ist für mich heute noch so: Die alten Straßen meiner Kindheit, hier in der Pfalz, die geben mir Geborgenheit. Und den Blick auf den Haardt-Rand, den brauche ich fast wie die Luft zum Atmen. Ich bin zwar gern mal weg, aber ich muss wieder nach Hause. Die Pfalz ist für mich der Pfälzer Wald, die Rheinebene und nicht zu knapp die Geselligkeit der Pfälzer.

Liebe Grüße von einer sehr heimatverbundenen Vroni

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Hallo Vroni,
so ging es mir früher einmal auch, als ich als Jugendliche aus dem Ruhrgebiet nach Stuttgart gezogen bin. Auch bei uns sind die Leute sehr offen und helfen gerne. Neue Freundschaften konnte man hier einfach schließen. Als ich aber nach Stuttgart kam, fühlte ich mich sehr allein. Die Menschen dort wirkten sehr distanziert auf mich und ich hatte Mühe Kontakt aufzunehmen. Nach anderthalb Jahren bin ich wieder ins Ruhrgebiet zurueckgezogen und ich war froh zu Hause zu sein. Doch nach weiteren vier Jahren bin ich dann entgültig Flügge geworden. In Italien sind die Menschen ja wohlbekannt offener und während meiner Studienzeit hatte ich keine Probleme Kontakt aufzunehmen. Man wird schnell in eine Gruppe aufgenommen, ohne groß irgendwelche Prüfungen bestehen zu müssen.

Ich spreche auch nur Dialekt mit Leuten, die ihn verstehen. Bei anderen kann ich auch nur Hochdeutsch. Da ich schon lange im Ausland wohne, denken manchmal die Leute ich wäre keine Deutsche. Wenn ich lange kein Deutsch rede, bekomme ich wahrscheinlich einen italienischen Akzent.o_O

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Hallo Lisei,
vielen Dank, dass Du den Aspekt Sprache besonders hervorgehoben hast.

Auch Vroni betont das nochmals:

Mir geht das ähnlich. In der Gegend, wo ich aufgewachsen bin (nördlich von Dessau, zwischen Magdeburg und Wittenberg, Dessau und Belzig) kann ich die Dialekte von Dörfern unterschieden, die gerade 10 bis 15 Kilometer von einander entfernt liegen. Westlich der Elbe sprechen die Leute ja ganz, ganz anders! Nicht zu reden von den (in meinen Ohren) riesigen Unterschieden zwischen Magdeburg (Justav jibb Jass, es jibbt jriene Jurken) und Dessau (Krääbs und Lääwar), oder gar, wenn man nur wenige Kilometer nach Norden kommt und dabei die alte Landesgrenze zwischen Anhalt im Süden und Brandenburg-Preußen im Norden überschreitet. Dort wird bereits “berlienert” (icke - dicke - kieke maa).
Ich glaube, die Sprachmelodie der engsten Heimat nehmen wir quasi mit der Muttermilch auf. Sie scheint tief in der emotionalen Ebene verankert und damit sehr wichtig für unsere Identität.
Im Ausland ist das dann wieder etwas anderes, da ist man manchmal schon froh, einfach die deutsche Sprache zu hören.
In den 90er Jahren, als die Kommunikationstechnik noch verdammt veraltet war, hatte ich immer einen Weltempfänger mit. Abends “Deutsche Welle” zu hören, und zwar auf Deutsch, war mir ungeheuer wichtig.
Selbst heute, wo ich die meiste Zeit Englisch rede, lese und schreibe, schaue ich mir hin und wieder gern deutsche Filme an, genieße deutsche Bücher und schwatze gern mit Verwandten und Freunden in Deutschland. Ohne die Heimatsprache würde mir etwas fehlen. Zudem ist Englisch für mich die “Arbeitssprache” und Deutsch die “Freizeitsprache”. Will sagen: Auf Englisch schreibe ich Berichte und Artikel, auf Deutsch Geschichten und Gedichte.

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Hallo Lisei,

ja, ich glaube, das ist auch der Grund, warum Italien zu meinem liebsten Urlaubsland gehört. Auf Elba könnte ich mir auch vorstellen, ein Ferienhäuschen zu haben und länger dort zu weilen als nur zwei bis drei Wochen. Aber dann muss ich doch wieder zurück nach Hause :wink: Ich finde auch Italienisch sehr schön von der Klangmelodie und kann auch Vieles verstehen, wenn ich es lese (durch meine lateinische Bildung - hüstel). Als ich Kind war (also so 12 oder so), da habe ich mir aus Spaß das Zählen beigebracht. Das habe ich heute noch ziemlich drauf und wenn ich in Italien einkaufen gehe, versuche ich immer, den Betrag an der Kasse akustisch zu verstehen. Allerdings klappt das nicht so wirklich, weil es ja doch oft auch Umgangsspache wird und ich mit meinen Hörgeräten dann sowieso oft aufgeschmissen bin :kissing: Aber versuchen tu ich es jedes Mal :laughing:

Hallo Max,

mit Englisch tu ich mir sehr schwer. Zwar habe ich es lange in der Schule gehabt, aber die Wortmelodie geht nicht zu mir, obwohl ich gerne englische Songs höre, da ist das okay. Wenn mein Mann HomeOffice betreibt und hier zuhause arbeitet, telefoniert er fast den ganzen Tag mit China, Indien oder auch mal Japan. Da höre ich auch oft die Gegenstimmen, weil er das Telefon oft auch mal laut macht, um lockerer mit seinen beiden Remote-Bildschirmen zu kommunizieren. Ist schon witzig, wie Englisch zur globalen Kommunikationssprache geworden ist, vor allem, mit was für einem Englisch da teilweise kommuniziert wird. Na, der Einäugige ist in diesem Fall echt König :wink:
Mit deiner Sprach-Klassifizierung geh ich noch einen Schritt weiter:
Englisch - naja, ich kann ja mal versuchen, einen Bericht zu schreiben (aber das ist das Höchste der Gefühle :kissing:)
Deutsch - JA! Gerne Geschichten, Geschichten, Geschichten! Und da werde ich auch manchmal ganz penibel bei Wortwahl und Satzbau.
Und für die Gedichte: die Mundart, das Pfälzische. Ich liebe Mundart-Gedichte, auch in anderen Dialekten. Gedichte haben sowieso viel mit Gefühl zu tun, da passt die - wie du so schön sagst - emotionale Sprache sehr gut dazu, finde ich.

Liebe Grüße an Euch beide und an alle, die den Thread mitverfolgen,
Vroni

Hallo an alle,
bei mir ist es mit der Sprache und der Wiege ein bisschen anders. Den Dialekt habe ich auf der Straße gelernt, nicht von meiner Mutter. Meine Mutter sprach eigentlich nur Hochdeutsch, da sie die Sprache ihrer Eltern nicht sprechen wollte. Was das genau für ein Dialekt war, den da meine Großeltern sprachen, das weiss ich heute noch nicht. Vielleicht war es auch kein Dialekt. Es wurde immer geheimgehalten. Sie waren Flüchtlinge des zweiten Weltkrieges, aber anders als die anderen Flüchtlinge. Meine Großeltern väterlicherseits sprachen richtig Ruhrpott. Aber auch mein Vater weniger. Auf der Straße sprachen aber alle so und das ist meine Heimatsprache.
Italienisch ist für mich genauso wie Deutsch. Ich spreche, träume, schreibe, schreie, schimpfe und lese auf Italienisch. Ich verstehe die Dialekte zum Teil besser als mein italienischer Partner.
Cara Vroni, dunque, ti mando un saluto italiano. Quando si ordina un caffè al bar, dalle mie parti si dice: UN CAFTIN. Ciao ciao.

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Tja, Lisei, das fahrende Volk ist rar geworden. Das, obwohl so viele Schreibende exotische Welten in ihren Geschichten bereisen - in der Fantasie. Dabei ist gerade der Reiz des Neuen, Unberechenbaren und Gefahrvollen eine Quelle von Inspiration. Wenn Mann sein Auto in der Wüste aufs Dach gedreht hat und da allein sitzt, wie einst Saint-Exupéry, begegnen einem die interessantesten Geschichten.
Gut, es findet sich auch direkt um die Ecke Neues und Neue, es kommen ja genug zu uns, die die Exotik mitbringen. Gerade in diesem Zusammenhang empfinde ich es sehr lehrreich, selbst einmal Fremder in einer fremden Kultur zu sein.
Nun gut. Reisen wir weiter. Schreiben wir weiter. Es gibt noch genügend Wüsten, in denen es sich zu stranden lohnt.

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