Muss der Mentor ein Gutmensch sein?

Unter dem Begriff Mentor stellt man sich meistens ein Gutmensch vor. Ich habe aber auch anderes gelesen. Zum Beispiel dies:

Denken Sie daran, dass Mentoren nicht unbedingt sympathisch, angenehm oder klug sein müssen. In der Tat ist es wesentlich interessanter, wenn eine solche klischeehafte Figurenzeichnung gebrochen wird. Mentoren müssen nicht besonders gut mit dem Helden auskommen, sie müssen kein Mentor sein wollen, und sie müssen nicht einmal im besten Interesse des Helden handeln. Es ist nicht selten der Fall, dass der Mentor den Protagonisten nicht um seiner selbst willen unterstützt, sondern diesen vor allem als notwendiges Mittel zum Zweck betrachtet, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen.

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Beispiel: Albus Dumbledore.

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Ungeachtet ob Mentor oder nicht, faszinieren mich Gutmenschen nur in der realen Welt. In der Fiktion empfinde ich solche Figuren als zu glatt und langweilig.
Beispiele:
Religion ist nicht mein Ding, aber Herrgott (!) es gibt wirklich Menschen wie Mutter Theresa. Das ringt mir Anerkennung ab, weil es real ist :slight_smile:
Aber in einem Roman … „Ich, dein Mentor, helfe jetzt mal ganz selbstlos, weil ich einfach helfen will und du auch so nett bist… Komm ich mach dir nebenbei die Haare schön!“ — gähn.

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@Stolpervogel Apropos Haare schön … Wir warten alle brennend auf ein Update! Hast du den Rasierer angeworfen oder doch nicht? :wink:

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@razzmatazz Ganz rasieren fiel aus, die Dame des Hauses hatte Angst, das könne mir zu gut stehen - und meinte natürlich das Gegenteil. Ist aber nun dem Bart angepasst auf 5mm. Naja. Ich bin noch nicht voll überzeugt davon. Scheint aber praktisch. Ich update mein Profilbild mal, wenn ich mich selbst dran gewöhnt habe.

Zum Gutmensch-Mentor tauge ich optisch nicht mehr :slight_smile: Eher Bösewicht.

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Für mich waren/sind Mentoren Menschen, die mich in Handlung und Aussage positiv beeinflußt haben. Das waren spannenderweise eher Menschen, die mir Böses wollten, mich verarscht oder ausgenutzt haben, und dergleichen mehr. Ohne das die “Bösen” - nahezu durchgängig bis heute - es wussten. Gut und Böse ist ja immer eine Langzeitgeschichte, die Zeit braucht. Entscheidend ist, daß ich daraus gelernt habe. Ich scheine sowieso tendentiell durch negative Erfahrungen zu lernen. Die enttäuschende, erste große Liebe, miese Lehrer, der bescheuerte Nachbar, der ungerechte Arbeitgeber. Der einzige Mensch, der mich je positiv mentiert (?) hat, ist meine Frau. Wir mentieren uns gegenseitig.
Enttäuscht bedeutet ja, daß die Täuschung aufgehoben wurde. Und das ist im Prinzip schon mal gut. Ich habe durch diese Menschen gelernt, wie es nicht geht und habe es dann selbst - öfter mal, nicht immer - umgesetzt.

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Hi @Stolpervogel Praktisch ist es auf jeden Fall … Den Tipp sollte man vielleicht einigen „I need a haircut“-Schildchen-Trägern in den USA geben :wink:

Haha :smiley: Ach, die Bösewichte faszinieren uns doch ohnehin mehr … Da sehe ich keine Probleme :wink:

Vielleicht bin ich ja so naiv wie eine Kaulquappe, aber, was ist denn daran so verwerflich, selbstlos Menschen zu helfen? Ich habe einer alten Freundin einmal richtig Kohle geliehen, damals fast 3000 DM. Sie war echt in Schwierigkeiten, es stand eine Wohnungsräumung bevor und damit wahrscheinlich Obdachlosigkeit. Als ich merkte, das ihr das nicht wirklich half, sondern nur die Schulden ein wenig nach hinten verschob, schenkte ich ihr das Geld. Mir ging es damals finanziell ziemlich gut und es war doch nur Geld. Ich wurde daraufhin meines grenzenlosen Egoismusses beschuldigt, ich würde das ja nur tun, um ein gutes Gefühl zu haben. Als ich ihr daraufhin sagte, dann solle sie mir das Geld doch zurückgeben, wenn sie mit dieser Vermutung nicht leben könne, wollte sie das jedoch auch nicht. Sie hat also die Kohle behalten und seitdem nicht mehr mit mir gesprochen.
Ist es so schlimm, sich gut zu fühlen oder bade ich mein Ego in der Not der Anderen? Brauche ich die Not der Anderen, um mich gut zu fühlen? Ich brauche ganz andere Parameter in meinem Leben, um mich gut zu fühlen. Es wäre mir am Liebsten, wenn niemand geholfen werden müßte, weil alle genug haben, ist aber nicht so. Wie wir alle wissen. Und wenn es dem “Geholfenen” wieder besser geht, darf ich mich darüber nicht freuen? Darf ich mich überhaupt freuen? Verkehrte Welt. Ich sollte also - so denke ich es mir -, wenn ich Jemandem helfe, das nur anonym tun und wenn ich Freude dabei empfinde, geißele ich mich auf der Stelle mit einer Socke voller Münzgeldrollen. So in der Art? Klärt mich auf.

Finde ich ein bißchen oberflächlich, ich habe Zweifel, daß Du alle Hintergründe ihres Handelns kennst. Ich war Zivi mit Leib und Seele und habe bis heute ein gezügeltes Helfersyndrom. Und junge Menschen müssen sich ja auch erst finden. Das kann dauern. Und es tut gut, Gutes zu tun. Sollte man sich als nerviges A…h gut finden, rate ich zu einer professionellen Beratung.

Ich stimme Dir zu, pal, aber was erwartest Du? Jeder hat seine Geschichte, jeder hat seine Schwachstellen, seine blinden Flecken. Die rundum Geschliffenen sind mir immer suspekt, weil unglaubwürdig. Und wer behauptet das schon von sich?

Ich weiß gar nicht, was das ist; klär mich auf.

Da staune ich allerdings auch manchmal… Es gibt hier im Forum auch einige Tabus, mit denen ich nicht zurecht komme. Und ich nutze auch manchmal eine rustikalere Sprache, einfach, um zu verdeutlichen.

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Absolut gar nichts. Als junger Mensch wuchs ich mit dem Bewußtsein auf, daß es sich so gehört, daß dies richtig ist und war oft selbstlos. Im zivilen Leben funktioniert das allerdings nur solange, bis es ausgenutzt wird und man die eigene Einstellung - aus Selbstschutz - korrigieren muß.
Ich meinte allerdings das junge Personal im Gesundheitssektor, das von Idealen getrieben wird… bis sich womöglich die Prioritäten verändern.
Das war allerdings keine Kritik, im Gegenteil!
Es ist eine Sache, jemanden privat zu helfen und eine andere, das gesamte Leben daraufhin auszurichten und jeden Tag Hilfe zu leisten.
Versucht nicht zwischen den Zeilen zu lesen, wo keine Zeilen sind! :wink:
Ich meinte, das Menschen sich besonders gut fühlen können, wenn sie in ihrem Element aufgehen können. Für manche ist das Helfen, ihr Element, ihre Berufung. Sie fühlen sich im Privatleben gut, aber unter den Menschen, denen sie helfen können, noch besser, weil sie dafür Leben, um zu helfen, dafür wurden sie geschaffen, dafür brennen sie.

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Für mich hat der Begriff “Gutmensch” einen negativen Beigeschmack. Ich habe den (vor 15 Jahren schon) auch als Schimpfwort gebraucht kennengelernt. Das sind Menschen, die Gutes tun, um sich selbst zu erhöhen. Die zB spenden, um auf dicke Hose zu machen. Die haben aber auch irgendwo ihre Leichen im Keller, nur sehen sie sie nicht. Sie wollen nur ihr Image aufpolieren, indem sie sich für caritative Zwecke einsetzen, machen aber ihre Gewinne mit Kinderarbeit o.Ä.
Der Mentor ist für mich jemand, der (rein funktionell als Romanfigur) dem Helden hilft, indem er ihm einen Hinweis oder einen Gegenstand gibt. Das kann ein Mensch sein, zu dem der Held aufsieht (so ist ja auch die umgangssprachliche Bedeutung) wie Master Yoda etwa, das kann aber auch ein Arschengel sein. Ein Arschengel ist jemand, der es geschafft hat, einen sehr zu verletzen und einem durch die Auseinandersetzung mit diesem Schmerz eine Lehre erteilt.

Diese Art der Geißelung finde ich reizvoll, vielleicht verwende ich das mal. :wink:

Ich hatte einen Freund, der mir sehr nahe war, aber der ganz andere Einkommensverhältnisse hatte als ich (Grundsicherung). Wir haben uns letztlich über das Thema Finanzen nachhaltig verkracht und seither keinen Kontakt mehr.
Ich habe daraus gelernt, dass es eine Schieflage in die Beziehung bringt, wenn zB immer der eine den anderen einlädt. Der andere fühlt sich dadurch unter Druck gesetzt, sich revanchieren zu müssen, kann aber nicht.
Auch neulich, es ging um eine Trauerkarte für Leute, von denen bekannt war, dass sie nicht viel haben. Es wurde in einer Gruppe gesammelt und ich bekam mehr als die Hälfte zurück, weil ich zuviel gegeben hatte. Aber bereits von der Dame, die die Karte mit gesammeltem Geld weiterreichte.
Aus dieser Erfahrung heraus kann ich Dir sagen: Ja, Du solltest anonym spenden oder aber über crowdfunding-Plattformen - nicht direkt an Menschen aus deinem persönlichen Umfeld, mit denen Du eine Beziehung aufrechterhalten willst, in der Du mehr bist als nur der Mäzen.

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Aber das ist doch bloß reines Ego. Und das muß weg, bzw. in seine Schranken verwiesen werden. Ich kenne durch meinen Job einen Haufen Teslafahrer und Villenbesitzer, ich kenne da keinerlei Standesdünkel, in meinem Laden sind sie alle gleich. Und wenn sie mir das gemietete Fahrrad defekt zurückgeben, gibt´s ne Reise, Kohle hin - Kohle her.
Es ist natürlich bei großzügigen Geschenken entscheidend, wie man die gute Gabe darbringt: Laß ich mich mit einem zwofuffzig mal einsfuffzig großen Scheck ablichten und mit eingefrorener Grinsefresse auf die erste Seite des “Westerschnakbyers Tageblattes” setzen, oder stecke ich die Kohle Jemandem mit wenigen Worten zu. Wichtig finde ich, daß man weiß, daß man ab der Geschenkeübergabe alle Rechte am Geschenk verloren hat. Der Gedanke “Der hat nix zu futtern und jetzt kauft der sich ne 25 € Zigarre, was soll der Scheiß?” hat hier nichts zu suchen.
Sollte es nicht ganz einfach sein? Du hast wenig, ich habe viel und ich sorge jetzt mal in meinem privaten Umfeld für eine gerechtere Verteilung.
Aber Armut oder Mangel haben ihr Stigma: Hartz-4-Empfänger sind faul und die haben selber Schuld, so wird das oft gesehen. Nicht die Geschichten, die dahinterstecken.
Reichtum ist kaum negativ besetzt. Auch wenn ein weiser Mann einmal gesagt hat:“Am Anfang eines großen Vermögens steht immer ein Verbrechen.”

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Hat er zufällig auch gesagt, welches? :wink:

Nochmal zum Thema: Ein Mentor im Sinne der Geschichte war auch der Imperator. Und jeder Sith vor und nach ihm.
Ich sage nur zwei Worte: Auftragen, Polieren.

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Naja, steht doch da: Ein großes.
Neckermann, BASF, Rothschild, such Dir was aus. Der gute Josef Neckermann hat während der Nazi-Ära sehr preiswert ein Kaufhaus von enteigneten Juden “gekauft” und darauf sein Imperium aufgebaut. Einer der Nachfahren dieser jüdischen Familie ist Billy Joel (“Pianoman”, “The longest time” etc.) und in den späten Neunziger versuchten die Enkel vom lieben Josef einen Teil des gestohlenen Vermögens an Billy Joel zurückzuzahlen. Die Kohle floß in eine Stiftung. Muß man denn hier alles erklären?:confused:

Waaaas?

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Bildungslücke, ts.
Das ist vom Mentor aus Karate Kid.

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Ich spüre die Jahre schon in den Knochen, mußt Du mich jetzt schmerzhaft auch noch darauf hinweisen?:cry:
Meine Zeit der Haudrauf-Filme ist lange vorbei. Literaturverfilmungen mit Chackie Chan sind nicht so meins.

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Ui ui ui. Faux pas, mit Chackie Chan ist die Neuverfilmung. Das Original ist von 1984 mit Pat Morita

https://www.youtube.com/watch?v=4iluua9mwMI

Und als Haudrauf-Film würde ich den auch nicht bezeichnen.

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Okay, eine echte Wissenslücke. DNS, Bermudadreieck, die Weimarer Republik - wen interessiert das schon?
Ich sollte mich auf die wichtigen Dinge des Lebens konzentrieren wie Bud Spencer und Terence Hill, Spinatauflauf oder leckere Cocktails aus Eigenurin. Wie bin ich bis jetzt nur klargekommen? :cry: Schuchz!
Nein, im Ernst, ich kenne den Film. Nicht so, daß ich daraus zitieren könnte, aber doch immerhin so, daß ich weiß - es handelt sich um eine moralisch höchst relevante Story, in der uns die asiatische Ruhe, Strebsamkeit und der Glaube an sich selbst, der Berge versetzen kann, nahegelegt wird.
Und zum Schluß gibts dann trotzdem Haue.
Liebe NinaW - das ist ein altbekanntes, fast schon antikes Muster aus den Hollywoodfabriken.
Unter anderem ergibt sich in diesem Film eine feste Komponente, die aus einer Faustregel erwachsen ist: Je mehr der Held leiden muß, je fieser die Demütigungen sind, desto größer ist der Triumph des Sieges. Wenn der Bösi die Familie des Helden komplett auslöscht, landet er mindestens im Schredder, mit den Füßen voran. Erschießt er nur den Hund von Heldi, wird Bösi einfach nur relativ unspektakulär umgebracht. Seltsame Ausnahme: John Wick, der wegen eines Hundes geschätzte 150 Menschen auf sehr fantasievolle Wiese vom Leben zum Tode verhilft.
Ich glotze auch nicht den ganzen Tag Arte, aber diesen Film als Kult zu bezeichnen, ist ein Ritterschlag, den er nicht verdient.

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Schaue Dir die Geschichten von Microsoft, Apple,Facebook,… an. Man hat sich geegenseitig bespitzelt, die Ideen geklaut, etc.

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Lieber narratöör, ein Film wird nicht durch außergewöhnliche Qualität zu einem Kultfilm, sondern durch die Reaktion des Publikums auf den Film, auch durch die Übernahme gewisser Zitate, wie eben “Auftragen, polieren” oder “das sind nicht die Droiden die ihr sucht” oder sogar “Warum liegt hier überhaupt Stroh rum”.

Um beim Thema zu bleiben, bei John Wick wäre wohl der Hoteldirektor der (sicher nicht gutmenschliche) Mentor.

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Und ganz abgefahren finde ich, dass manche Zitate im kollektiven Gedächtnis verankert sind, die so im Wortlaut gar nicht vorkamen:
“Ich bin dein Vater, Luke!” → Jeder kennt es natürlich. Ich glaube aber, Vader sagt nur: “Nein. Ich bin dein Vater.”
Als das Zitat aufkeimte, war es wohl wichtig das “Luke” beizusteuern, damit jeder wusste, welcher Film gemeint war. Und irgendwann wurde das zum Zitat schlechthin, obwohl es eben kein richtiges Zitat ist.

Und zu einem deiner Klassiker, Nina, fand ich neulich noch folgendes:

“Dürre! Deswegen.”
“Und warum hast du ne Maske auf?”
“Corona.”


Um noch was zum Topic beizutragen:
Lukes Mentor Obi Wan ist sicher eher ein “Guter”, aber auch er bedient sich einer Lüge um sein Schützling auf den vorgesehenen Pfad zu bringen.

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