Meine Methode, einen Roman zu planen ...

Hallo, Ihr Lieben,

da ich nun schon seit fast einem Jahr (am 01.03.2020 jährt es sich) am zweiten Band meiner Fantasy-Reihe plotte, kann ich Euch vielleicht ein paar hilfreiche Tipps zum Plotten und Planen geben. Mit der Zeit nutze ich immer mehr Werkzeuge von Papyrus Autor und wurschtele mich so durch.
Natürlich müsst Ihr immer bedenken, dass eine Methode am besten zu dem Menschen passt, der sie für sich entwickelt hat. Deshalb könnt Ihr Euch von meiner Vorgehensweise inspirieren lassen, sie übernehmen oder auch total doof finden. Your choice!

Zuerst mache ich eine Stoffsammlung. Die muss ich handschriftlich anfertigen, weil ich dabei am meisten Ideen bekomme. Ich stelle mir jede Menge Fragen zu der Romanidee, die meistens schon seit vielen Wochen oder gar Monaten in meinem Kopf herumkreist. Dabei schreibe ich alles auf, was mir in den Sinn kommt, aber es sind nur selten Szenen. Mehr so ein Schreibdenken. (Da kann auch mal der Satz auftauchen: “Ich darf nicht vergessen, heute Nachmittag Butter zu kaufen.” Alles, was in meinem Kopf ist, wird aufgeschrieben, auch wenn es nicht zur Geschichte passt. Denn … wer weiß, was aus so einem Satz noch alles werden kann.)

Sobald die Figuren und die Geschichte Gestalt annehmen, fülle ich Figurendatenblätter aus und arbeite am roten Faden der Geschichte. Dafür nutze ich gerne die Schneeflockenmethode von Randy Ingermanson. Ich kann mir nicht vorstellen, den gesamten Plot auf diese Weise zu erstellen, aber bis zur Zusammenfassung von einer Seite finde ich die Methode sehr nützlich. Früher, als ich sie noch nicht kannte, hatte ich immer sehr viele Ideen für den Anfang, aber kaum welche für das Ende, sodass ich irgendwann steckenblieb. Mit der Zusammenfassung in einem Satz, dann in einem Absatz und dann von einer Seite, weiß ich schon mal, wo es hingehen soll.

Dieser rote Faden bildet dann das Grundgerüst für meinen Szenenplan. Jetzt springe ich immer zwischen dem Szenenplan im Organizer und meinem Tablet mit den handschriftlichen Notizen hin und her. Ich erstelle Szenen im Organizer und schreibe zunächst einige Stichwörter dazu auf. Dann habe ich früher oder später eine Frage, wie das genau ablaufen soll. Die notiere ich mir handschriftlich, um darüber zu brainstormen. Die Quintessenz des Brainstormings übertrage ich in den Organizer. So wechsele ich zwischen beiden Formen immer wieder ab.
Dabei habe ich mir unter “Status” eine Art Ampelsystem angeeignet. Eine vage Idee von einer Szene, von der ich noch gar nicht weiß, ob sie es überhaupt in den Roman schafft, versehe ich mit einer kleinen Glühbirne.
Eine Szene, die auf jeden Fall als Szene vorkommen soll, wird zunächst mit einem roten Quadrat markiert. Das bedeutet, dass sie noch völlig ungeplant ist. Es gibt höchstens ein paar Stichwörter, also schon mehr als bei einer bloßen Idee.
Ich habe ganz unten und ganz oben in der Liste des Organizers immer je eine “Blanko-Szene”. Dort steht im Überblick immer:
Zeit:
Situation:
Ziel:
Motiviation:
Konflikt:
Ausgang:
Das kann ich in jede neu erstellte Szene hineinkopieren. Sobald ich diese Punkte für eine Szene ausgefüllt habe, bekommt sie ein gelbes Quadrat. Das heißt, die Szene ist geplant, aber es gibt vielleicht noch Lücken oder Unklarheiten. Erst wenn ich mit der Planung zufrieden bin, ändere ich das Quadrat auf Grün. Das heißt, die Szene ist fertig geplant, ich kann losschreiben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich noch keine Zeile echten Text geschrieben. Erst wenn ich eine Szene wirklich geschrieben habe, nutze ich unter Status Symbole für “unfertig”, “überarbeiten” oder “Feinschliff” etc. Aber ich warte mit dem Schreiben, bis der Szenenplan vollständig ist.
Die Notizen spielen bei mir auch eine sehr wichtige Rolle. Manchmal habe ich zwanzig oder mehr Kästchen mit Notizen unter einer Szenenbox. Dorthin schreibe ich zusätzliche Infos, die nicht in erster Linie den Gang der Handlung beschreiben, sondern solche, die ich bei der Ausarbeitung berücksichtigen muss, z.B. wichtige Details. Dass ich z.B. die Narbe einer Figur in dieser Szene erwähnen will, oder welche Laune er hat. Einen Hinweis aufs Wetter oder die Lichtverhältnisse, die wichtig sein könnten etc. Beim Durchgehen meiner handschriftlichen Notizen entscheide ich, zu welcher Szene solche Details passen und ergänze sie dann dort in einer Notizbox. Manchmal, wenn ich mich nicht entscheiden kann, lege ich die Info einfach doppelt ab - bei zwei verschiedenen Szenen.
Sehr wichtig ist für mich auch der Geistertext. Da ich bei meinem aktuellen Projekt fünf Perspektivträger habe, ist es mir auch oft wichtig zu wissen, was die Figuren tun, die gerade nicht in der aktuellen Szene an der Reihe sind. Also plane ich deren Szenen ebenfalls - und setze sie auf Geistertext. Dann kann ich immer nachvollziehen, ob sie auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort wieder auftreten können.
Ich hoffe, das war hilfreich für Euch!
LG
Pamina

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Hallo Pamina,

vielen Dank für diesen Einblick! Sowas ist für mich immer sehr interessant, weil ich eigentlich aus der erklärten Nicht-Plotter-Ecke komme und mich erst so langsam ans Plotten herantaste. Es hat halt schon ein paar Vorteile.

Die Schneeflockenmethode hat mir bis jetzt am besten gefallen und ich kann damit auch schon relativ gut arbeiten. Ganz toll finde ich hier deine Stichpunkte für jede Szene im Organizer, ich denke, etwas in der Art werde ich auch mal ausprobieren.

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Natürlich könnte man sagen, der Punkt Zeit sei überflüssig, weil man den ja im Zeitstrahl einstellen kann. Ich habe jedoch festgestellt, dass es nützlich ist, die Zeit auch im Überblick nochmal aufzulisten, weil ich dann alle Infos auf einen Blick habe. Ich kann die Ansicht “Zeit” im Organizer abschalten, habe mehr Platz für die Szenenbox und dennoch alle relevanten Infos im Blick. Den Zeitstrahl führe ich trotzdem.

Ähnlich verfahre ich “doppelt” mit den Handlungssträngen. Einmal stelle ich unter “Strang” den Perspektivträger ein, blende diese Ansicht jedoch meistens aus. Und dann färbe ich den Szenentitel im Organizer in der Farbe des Perspektivträgers, sodass ich die Perspektive trotzdem im Blick habe. Das gibt mir wieder mehr Platz auf dem Bildschirm.
Geistertext lasse ich ohne Farbe. Und für Geisterszenen, in denen kein Perspektivträger mitspielt, habe ich einen Handlungsstrang “nicht zugeordnet” definiert.

Ich hatte schon mal überlegt, einen Wunsch zu formulieren, dass man im Überblick des Organizers eigene Stichwörter definieren kann, die dann beim Erstellen einer neuen Szene gleich erscheinen, sodass man nur noch ausfüllen muss, fürchte aber, dass das ein zu spezieller Wunsch ist.

LG
Pamina

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Ich habe diese Stichpunkte auf einem Notizzettel auf einem Pinnwand-Reiter für die erste Überarbeitung. Da gehe ich jede Szene dediziert durch, überlege ob ich die Szene wirklich brauche - treibt sie den Plot voran, oder die Charakterentwicklung oder die Welt (im besten Fall mehreres davon) - und erst dann prüfe ich, ob die Struktur passt.
Da ich eher ein Pantser als Plotter bin, und die Geschichte erst im ersten Entwurf erarbeite, macht es für mich persönlich keinen Sinn das bereits zur (nicht-existenten) Szenenplanung zu verwenden. Ganz nach diesem Weg
https://www.quotemaster.org/images/99/99d875492da11863e51c08e84700c63e.jpg

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Hallo @Pamina22,
Unglaublich, was du uns hier beschreibst. Da ich mich ebenfalls deutlich auf der Pantser-Seite bewege, kann ich es fast nicht fassen, mit welchem enormen Planungsaufwand du an einen Roman herangehst.
Das ist wahrscheinlich eine vorbildliche Art, wie man sich an einen wirklich guten Roman heranarbeiten kann. Leider kann ich aber mit dieser Vorgehensweise nicht wirklich viel anfangen. Das riecht mir zu sehr nach Konstruktion am Zeichnungsbrett. Mir raubte es Fantansy und Freiheit beim entwickeln einer Geschichte.

Aber das ist ja nun wirklich eine sehr persönliche Angelegenheit, wie und womit man sich wohlfühlt beim Schreiben eines Romanes.
Jede(r) muss den Weg für sich alleine herausfinden, wie und mit welchen ‘Vorgaben’ er/sie am besten zum gewünschten Ziel gelangt.
Ich wünsche dir viel Befriedigung und Freude beim Geschichten entwickeln. Und natürlich ganz viel Erfolg.

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Ich weiß nicht, ob es vorbildlich ist. Es ist die einzige Methode, die ich mir vorstellen kann. Zumindest, wenn der Plot ziemlich komplex ist. Diejenigen Pantser, die ich bisher kennen gelernt habe, schreiben eher geradlinige Plots (was nicht schlecht sein muss), aber bei mir geht oft die Fantasie durch, sodass ich sonst den Überblick verlieren würde. Mein Plot wird durch all die Details, die mir immer wieder einfallen, so komplex.

Diesen Einwand höre ich öfter. Für mich stimmt es definitiv nicht. Im Gegenteil: Dadurch, dass ich das Plotten vom Schreiben abkoppele, kann ich mich beim Schreibdenken vollständig meiner Fantasie überlassen. Ich brauche dabei an keinerlei Handwerk zu denken, kann alle Möglichkeiten ausloten und noch viel freier Ideen fangen, als wenn ich ständig die Szenen und den Handlungsverlauf im Blick behalten müsste.
Das Fantasieren bzw. der kreative Prozess werden einfach vorverlegt - vor das eigentliche Schreiben. Das ist wohl der Hauptunterschied zwischen dem Planen und dem Drauflosschreiben.
Im Grunde bin ich auch ein Drauflosschreiber. Ich schütte nur meine “drauflosgeschriebenen” Ergüsse nochmal durch ein Sieb. Und das, was dabei herauskommt, darf in den Roman Einzug halten.
Und beim Schreiben einer Szene erlebe ich trotzdem immer noch (kleine) Überraschungen, Details, an die ich zuvor gar nicht gedacht hatte, und auf die ich mich dann konzentrieren kann, denn mein Kopf ist ja frei. Alle Planung ist in Papyrus gespeichert. Ich brauche keine Angst haben, etwas zu vergessen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Drauflosschreiben funktioniert, solange man niemanden um Hilfe bitten muss. Denn einem Helfer müsste man ja irgendwas - also eine Planung - erzählen, sonst kann er nicht helfen.

LG
Pamina

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ich denke, ob man nun gar nichts, ein bisschen was, das meiste oder auch alles plottet und wenn ja, dann wie - für all das gibts kein Patentrezept, und auch kein richtig oder falsch.
Perfekt ist die Methode, mit der man sich wohlfühlt und effektiv arbeiten kann, und die dürfte für jeden eine andere sein. Die Kunst besteht wohl mal wieder darin, diejenige zu finden, die mit der eigenen Schreibe kompatibel ist.

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Hallo Ihr Lieben,

auf die Gefahr, mich jetzt als schrecklich doof zu outen:

Was bitte sind Pantser, Plotter und Schneeflockenmethode?

Wer Fachliteratur schreibt und innerhalb von 1- 3 Monaten zwischen 120 bis 230 Seiten streng strukturierten Textes abgeben muss, der hat für
die Kunst des Romanschreibens zwar sehr viel Bewunderung übrig, kann aber mit der Arbeitsweise wenig anfangen. (Ich habe ja keine Handlungsstränge, Protagonisten oder Zeitstrahlen zu beachten).

Vielleicht interessiert ja den ein oder anderen, wie man (na ja: vielleicht auch nur ich?) Studienbriefe schreibt und hat ebenfalls Ambitionen: es gibt genug zu schreiben, wenn man für etwas Fachmann /-frau ist.

Ein Studienbrief beginnt bei mir damit, dass ich nicht nur eine Themenvorgabe bekomme (z.B. “Rechte von Menschen in besonderen Lebenslagen” oder “Pflegerecht” etc.), sondern auch weiß, was der Auftraggeber (grob) inhaltlich erwartet (z.B. die Rechte von Menschen mit Behinderung; Rechte Alleinerziehender; Rechte von Menschen mit Migrationshintergrund etc.). Detailvorgaben habe ich nicht. Ich gebe zu, das ist nicht wirklich kreativ, aber ich darf mich ja inhaltlich austoben (und oft auch Kapitel ergänzen, die ich für sinnvoll erachte) :smiley:

Normalerweise erhalte ich ein Konzept oder ein Kapitelverzeichnis mit Schlagworten, das aber manchmal in der Reihenfolge nicht passt, was mich am Anfang in nackte Verzweiflung getrieben hat, mir heute aber nur noch ein müdes Lächeln entlockt: Örtlich unpassende vorgegebene Schlagworte ausschneiden, an passender Stelle einfügen und dort erläutern. Fertig. Ich muss mich nicht sklavisch an jede Reihenfolge halten. Oft merkt man erst beim Recherchieren (manchmal sogar erst beim Schreiben), dass ein bestimmtes Problem viel besser in einem anderen Kontext erklärbar wäre, dann verschiebt man es, statt sich zu quälen, es in einen unpassenden Kontext unterzubringen.

Von einer guten Begründung begleitet, ist eigentlich jeder Auftraggeber auch froh und dankbar, wenn der Autor den Text nicht nur einfach runter schreibt, sondern sich in die Gedankenwelt der (studentischen) Leser versetzt und sich fragt: Was würde ich an der Stelle des Lesers (mehr oder weniger) gern zu diesem Thema wissen wollen? Was ist essentiell? Was nicht? Gehört das nicht eigentlich viel mehr zu Kapitel A als zu Kapitel B?

Ich unterscheide normalerweise nicht danach, in welchem Semester sich die Studierenden befinden, also ob ich ggf. sogar für Laien (Erstsemester) schreibe: Hochschulen ändern zuweilen die Reihenfolge der Fächer. Nur mit entsprechendem Auftrag beachte ich das Semester. (Im 6. Semester kann ich gewisse Fachbegriffe voraussetzen, im 1. nicht).

Insgesamt muss ich im Hinterkopf haben, dass die Studierenden mit diesem Studienbrief (und nur mit diesem, regelmäßig nicht auch noch zusätzlich mit der darin zitierten Literatur) ihre jeweiligen Fächer bestehen müssen. Also lieber mal ein bisschen mehr erklären, als zu wenig. Mit Grafiken, Tabellen etc.

Ich beginne mit einer Literaturrecherche und mache mir dabei vielfältige schon grob vorsortierte Notizen. (Gehört das zu “Menschen mit Migrationshintergrund”? Oder zu “Alleinerziehende”?) (Meine Wohnung und mein Laptop bilden eine mittlere Buchhandlung, ich muss nur noch begrenzt real in Universitätsbüchereien stöbern.) Meist notiere ich Fragen, Urteile, Stichworte, Links, gelungene Textstellen. Die bringe ich dann (noch ohne Text zu schreiben) in den jeweiligen (grob) vorgegebenen Kapiteln unter. Dann schaue ich mir die einzelnen Stichworte an, packe Verwandtes zusammen und ordne sie einem Unterkapitel zu, das dann auch sofort seine Überschrift bekommt.

Und so habe ich dann eine Gliederung. Je nach Auftraggeber lege ich diese zum Absegnen vor oder auch nicht: meist habe ich freie Hand. Wenn es gut läuft, brauche ich 2 Stunden für die Gliederung, manchmal auch 3 oder 4.

Und dann schreibe ich. Von vorne nach hinten. Nicht mal hier ein bisschen und da an einem Kapitel, sondern wirklich nur die Unterkapitel in der gewählten Reihenfolge. Das hat für mich den erheblichen Vorteil, dass ich zum einen besser abschätzen kann, wie viele Wörter oder Seiten mir noch zur Verfügung stehen (man hat Seiten-, manchmal sogar Zeichenvorgaben) und ich ebenso abschätzen kann, ob ich mit meiner Zeitplanung richtig liege und fristgerecht fertig werde oder ggf. doch um ein paar Tage Fristverlängerung bitten muss. (Zunehmend seltener, man bekommt mit der Zeit einen Blick dafür).

Innerhalb der Unterkapitel geht man dann vom Allgemeinen zum Besonderen (deduktive Methode). Erst Definitionen, allgemeine Fragestellungen, dann in die Tiefe gehen.
**
Ganz wichtig**: schon bei der Literaturrecherche läuft das Literaturverzeichnis in Kurzform mit! Urteile, Bücher werden mit Autor, Datum, Titel in einer eigenen Datei gesammelt. Verwende ich sie (was nicht immer der Fall sein muss, z.B. weil ich aus (vorgegebenen) Platzgründen etwas straffen muss) kopiere ich sie in das Literaturverzeichnis des Studienbriefes und schreibe sie dann auch **sofort **wissenschaftlich vollständig aus: Autor, abgekürzter Vorname, Jahreszahl, Titel, (ggf.: Herausgeber & Name des gesamten Buches), Auflage, Ort, Verlag.

Am Anfang habe ich den kolossalen Fehler gemacht, erst komplett den Text durchzuschreiben nebst Zitaten im Text und zu glauben, ich finde die dafür verwendete Fachliteratur später sowieso schnell wieder und schreibe dann am Schluss “einfach schnell” das Literaturverzeichnis. Ich wollte nicht aus dem Schreibfluss geraten durch das Eintragen der den Zitaten zugrunde liegenden Fachliteratur ins Literaturverzeichnis. Das hat mich eine Woche meines Lebens und diverse graue Haare gekostet, denn ich wusste am Ende nicht mehr: war das nun das Buch aus der Uni? Oder das grüne? etc.

Ja, es ist lästig, wenn man etwas zitiert hat, im Textfluss abzubrechen, dann fein säuberlich das Buch ordentlich ins Literaturverzeichnis aufzunehmen und dann erst wieder zum Text zurückzukehren. Aber alles andere ist “tödlich”, man sucht sich zu Tode, gerade dann, wenn das Zitat nicht aus einer Monographie des Autoren stammt, sondern aus einem Sammelband, dessen Herausgeber ganz anders heißen, als der Autor des darin enthaltenen und verwendeten Beitrags, der dann also auch zitiert werden muss.

Genauso ging ich auch beim Schreiben des (kleinen) Fachbuchs vor: Hier hatte ich allerdings nur Zeichenvorgaben (90.000 Zeichen) und wählte daher die Kapitelüberschriften selbst.

Ok, das ist nicht so spannend wie Romane schreiben, das gebe ich zu. Aber es schärft den Sinn für präzise Formulierungen.

Das stringente Vorgehen von A nach Z hat auch noch einen weiteren Vorteil, der für einen grundfaulen Schlumpf wie mich sehr wichtig ist:
Ich habe die fertige Gliederung immer als elektronischen Notizzettel neben mir liegen und streiche dann jedes Unterkapitel durch, das ich erledigt habe. Am Ende ist der Notizzettel gelöscht.

Das Streichen auf dem Notizzettel macht mich stolz und motiviert mich erneut. Wer immer Erfahrungen in Zeit- und Selbst-, aber auch im Projektmanagement hat, weiß, wie wichtig solche erreichten Meilensteine sind.
Diese Meilensteine würde ich nicht erreichen, wenn ich mal an einem, mal an einem anderen Kapitel arbeiten würde.

Entsprechend schreibe ich auch meine privaten Geschichten so. Von vorne nach hinten. Ohne zu springen.

Ich habe aber irgendwie noch nicht so recht verstanden, wobei mir Organizer und Geistertext helfen sollen. (Ja, ich habe das Handbuch soweit ich seiner bedurfte, gelesen). Mich verwirrt das mehr. Ich habe von Anfang bis Ende im Kopf, worüber ich schreiben will, auch enthaltene Zeitsprünge. Ich fand den Organizer bis dato eher verwirrend, nutze ihn bisher nicht.

Super finde ich die Lesbarkeitskontrolle und den Duden.

Ich freue mich also sehr, hier Neues, Kreatives zu lernen um Dinge auch mal anders angehen zu können.

Danke Euch dafür !

Also: Was sind Plotter, Pantser und Schneeflocken?

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Liebe @Tintenteufelin,

Plotter sind Romanschreiber wie ich, die erst alles im Voraus planen, bevor sie richtig losschreiben.
Pantser (abgeleitet vom englischen „pants“ = Hose, was eine Abkürzung für „seat-of-the-pants-writer“ ist und wörtlich soviel wie „Hosenboden-Schreiber“ heißt) wird im Deutschen als Drauflosschreiber bezeichnet.

Beide Arten des Schreibens haben ihre Anhänger und diese werden sich nie einig sein, welche Methode besser ist.

Die Plotter, Planer oder Outliner verlagern ihre kreative Phase in die Planung, die Pantser oder Drauflosschreiber in den ersten Entwurf.

Die Schneeflocken-Methode ist eine Methode, einen Roman zu plotten, die von dem amerikanischen Autor, Physiker und Schreiblehrer Randy Ingermanson erfunden wurde. Sie lehnt sich an die Mathematik der Fraktale an.
Ingermanson sagt: „Good fiction doesn’t just happen, it is designed.“

Eine Schneeflocke kann man auf dem Papier oder per PC-Programm kreieren, indem man zwei gleichseitige Dreiecke übereinanderlegt und so einen Stern erzeugt. In die Mitte jeder Stern-Zacke zeichnet man ein weiteres Dreieck und in deren Mitte wieder eins etc. Die Schneeflocke nimmt immer mehr Gestalt an und kann immer mehr verfeinert werden - bis ins Unendliche. Aber die Struktur ist schon bei ihrer Entstehung immer ausgeglichen. Man hat nicht eine Seite der Flocke sehr ausführlich gezeichnet und den Rest nur vage, sondern alles gleichmäßig. Das überträgt Ingermanson auf das Plotten.

Er geht von einem Satz aus, der den ganzen Roman zusammenfasst. Dann erweitert er den Satz zu einem Absatz aus 5 Sätzen. Und den Absatz erweitert er auf eine Seite, indem er aus jedem der Sätze wieder einen Absatz macht.
Zwischendurch werden die Figuren entwickelt und dann auch ein Szenenplan erstellt. Insgesamt gibt es mehrere Stufen in der Schneeflocken-Methode, die man nacheinander abarbeitet.

LG
Pamina

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Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man Belletristik oder Fachliteratur schreibt, beides hat wohl seine eigenen Gesetze und Regeln. (Tintenteufelin, danke, dass du es mal so ausführlich darlegst, finde ich total spannend).
Während ein Fachtext gut strukturiert, verständlich und informativ sein sollte, muss Unterhaltungsliteratur eben in erster Linie unterhalten. Also arbeitet man mit Spannungselementen, überraschenden Wendungen, verschiedenen Perspektiven, Charakterentwicklung, Zeitsprüngen, u.s.w, da gibts ne ganze Menge Möglichkeiten.
Es reicht hier nicht nur aus, einfach einen guten Plot zu haben, das ‘wie’ ist genauso wichtig, denn der Leser möchte hier nichts lernen, sondern unterhalten werden, mitraten, mitfiebern, mitleiden, Spaß haben.
Dafür ist der Organizer so toll, weil man jede Szene genau planen kann, was man wann wo und wie in die Story einbringt. Oder den Geistertext, wenn man bei einem Satz (oder auch Absatz oder ganze Passage) noch nicht sicher ist, ob man sie nicht doch streichen oder woandershin verschieben soll.

Die Schneeflockenmethode ist schon irgendwie genial, wenn man zunächst eine komplette Geschichte auf einen einzigen Satz herunterbrechen muss, der möglichst nicht mehr als 15 Wörter haben soll. (Doch, das geht!)
Z.B: Harry Potter, erstes Buch: Zehnjähriger Waisenjunge kommt auf ein Zaubererinternat und versucht, die Rückkehr eines bösen Zauberers zu verhindern.
Dieser eine Satz wird dann auf fünf Absätze erweitert, diese dann zu je einer Seite u.s.w., bis man zum Schluss eine fertige Story hat.
Man bekommt mit dieser Methode ein sehr stabiles und zuverlässiges Handlungsgerüst, das man dann wunderbar und so nach und nach mit einzelnen Szenen ausbauen kann.

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Hm, wie meine Unterhose sitzt und drückt und zwackt - wie meine Libido drauf reagiert und drückt und zwackt? Dieses Mitschwingen sollte man nicht vergessen … im englischen ist es präsenter. Halt ein Wortspiel mit äh, Tiefgang.

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Eben habe ich gelernt, dass ich ein “Pantser” bin. Jedenfalls kein Planer oder Plotter. (Mein Vater war Planer und hatte einen Plotter im Büro stehen, teuer Ding, das.) :wink:

Ich habe Verschiedenes ausprobiert. Campbell habe ich jahrelang nicht begriffen (kannte auch die verwendeten Beispiele meist nicht), die Schneeflocken fühlten sich wahnsinnig erzwungen an und ich gab verzweifelt auf. Ein Pitch wollte mir nicht gelingen, da ich zwar viel, aber noch nicht genug über meine Geschichte wusste, dass ich das Wichtigste darin erkannt hätte.
Ich schreibe jedes Fitzelchen sofort auf, das mir gerade in den Sinn kommt und meist handelt es sich dabei um Dialogfetzen. Meine Entwürfe wachsen und wachsen (ich weiß, andere streichen) nach und nach. Und irgendwann fühlt es sich rund an. Dann lasse ich es liegen.

Mit Figuren am Reißbrett erfinden hatte ich noch nie Glück, auch nicht anhand von Interviews. Aber was mir geholfen hat, war eine zwei bis dreiseitige Zusammenfassung der Geschichte aus Sicht der wichtigsten Figuren jeweils. Ich trage auch in meiner Figurendatenbank immer nur das ein, was sich aus dem Schreiben bisher ergeben hat.

Anfangs hat mich eine fünfseitige Zusammenfassung meiner Geschichte näher gebracht.
Meinen Plot mit wichtigen Wendepunkten habe ich letztlich anhand des Blake Snyders Beat Sheet zusammengepuzzelt. Dieses ist ursprünglich für Drehbücher gedacht.
Im Ergebnis hatte ich dann einen Plot, über den ich sprechen konnte - was zu wahnsinniger Verkopfung und Schreibpause führte. :wink:
Okay, Pluspunkt: Es fühlte sich sehr viel ordentlicher an und gab mir das Gefühl, zu wissen, was ich da tue …

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Manche Leute entdecken ihre Geschichte eben während des Schreibens. Deshalb ist die aktuellere
Bezeichnung übrigens „Discovery-Writer“.

Soweit ich sehen kann, gibt es auch diesen Glaubenskrieg zwischen schwarz und weiß heute nicht mehr.
Es ist eine Skala, und zwischen den beiden Polen ist Platz für jeden.

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Verstehe ich, allerdings halte ich Stephen Kings Plots nicht unbedingt für geradlinig und der plant nach eigenen Angaben in seinem Buch On Writing nix bis sehr wenig. Selbst das Thema erarbeitet er erst im ersten Entwurf.
Ich glaube, dass das einfach sehr persönliche Entscheidungen sind.
Ich weiß z. B. wirklich nur wie eine Geschichte enden soll oder könnte, bis ich nicht mindestens 60% geschrieben habe. Wie der Höhepunkt ablaufen wird, weiß ich, wenn ich dran sitze.
Eine Geschichte fängt bei mir in der Regel mit einem Charakter an, mit einem Gefühl, das er verspürt. Ich muss die Geschichte tatsächlich durchs aufschreiben freilegen, bevor ich sie an Strukturen anpassen kann.
Ich denke, dass es einfacher ist zu planen, wenn man von einem (möglichen) Ende oder Höhepunkt ausgehen kann, weil man dann ja schon weiß wo die Geschichte hinführen soll. Allerdings kann ich das nur spekulieren. Zumindest stelle ich mir das so vor.

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Das finde ich immer so lustig: 1. “nach eigenen Angaben”. Wer weiß, was genau er darunter versteht. Vielleicht findet er es auch schick, sowas zu behaupten. Macht ja irgendwie auch mehr her zu sagen, dass man nicht plant. Dann umgibt einen irgendwie immer die Aura des talentierten Autors, dem die Ideen so zufallen. Und das auch noch in der richtigen Reihenfolge …
2. Ich habe schon eine Menge Schreibratgeber gelesen und immer, wenn es um Drauflosschreiber geht, wird Stephen King als Beispiel angegeben. An andere Beispiele kann ich mich wirklich nicht erinnern. Für Planer gibt es allerdings jede Menge Beispiele berühmter Autoren. Sollte Stephen King ein Ausnahmetalent sein? Ich will das gar nicht in Abrede stellen. Aber dann ist er kein Vorbild für mich, denn an seine Erfahrung und seinen Erfolg reiche ich noch lange nicht heran.
Und wer weiß - vielleicht wären seine Roman noch besser, wenn er geplant hätte? Nicht, dass er das bräuchte, denn sie verkaufen sich ja auch so sehr gut, aber ausgeschlossen wäre das nicht.

Genau das tue ich ja auch. Nur dass ich das Brainstorming oder Schreibdenken nenne. Ich habe schon an die 1000 Seiten handschriftlicher Notizen gemacht, um Ideen zu bekommen. Ich weiß sonst auch nicht, wie genau der Showdown ablaufen könnte. Deshalb schreibe ich alles Mögliche dazu auf, was mir einfällt. Nur muss ich dabei nicht an eine Szene denken, an Dialog oder ähnliches. Ich kann mir beim Schreiben auch Fragen stellen und dann 12 möglichst unterschiedliche Antworten notieren, um durch sie auszuloten, welche die beste ist.

Absolut. Ich plane das Ende auch nicht, bevor ich es mir genau vorgestellt habe. Und um diese Vorstellung zu bekommen, schreibdenke ich.
Momentan lese ich gerade alle meine Notizen durch und verschlagworte sie, damit ich später bestimmte Stellen leichter wiederfinden kann.
Es ist sehr drollig zu sehen, wie sich meine Geschichte entwickelt. Viele Aspekte, die ich vor Wochen noch angenommen hatte, haben sich mittlerweile komplett geändert, weil ich eine spätere Szene geplant habe, sodass die erste Idee nicht mehr passt. Und dann wieder finde ich Ideen in meinen Notizen, die ich gar nicht mehr im Kopf hatte, und die ich jetzt gerne in meine Planung übertrage. Vorgestern habe ich eine Idee wiedergefunden, von der ich gar nichts mehr wusste, und die mir jetzt die Prämisse für Band 4 liefern kann. Sobald ich alle Notizen fertig durchgelesen habe, kann ich über diese Idee weiter brainstormen und sie ausarbeiten, sodass sich erste Ideen für Szenen für Band 4 ergeben.

Vielleicht sind wir ja alle Planer - definieren den Begriff nur unterschiedlich. Die Planer schreiben halt erst nur Stichwörter, die Drauflosschreiber schon richtige Szenen, aber da der erste Entwurf noch (mehrfach) überarbeitet wird, könnte man ihn auch als Planung bezeichnen.
Übrigens dürfte Stephen King seinen ersten Entwurf dann auch nicht mehr überarbeiten müssen, wenn er sagt, dass er nicht plant. Sonst wäre der erste Entwurf die Planung …

LG
Pamina

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Wir wissen es nicht. Aber ich habe ihm das auch abgenommen. Vieles in dem Buch scheint mir überraschend privat und ehrlich zu sein (und vieles davon könnte man durch Recherche nachweisen). Es wäre mir insgesamt auch egal gewesen, hätte er gesagt, er sei Pantser, Plotter oder Zauberer. Ich lese sonst nichts von Herrn King, Vorschusslorbeeren hatte er bei mir nicht, würde dieses Werk aber uneingeschränkt empfehlen.

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Wie stolpervogel es schon sagt, es ist aus seiner Biographie On Writing. Ich liebe Stephen Kings Geschichten und auch die Biographie mochte ich sehr.
Er schreibt :
You create some real, believable characters, put them in a challenging situation, and then let them decide where the book would go. If you have done enough work on character development, then your characters should be able to decide how they would act in a certain situation.

The writer should not then try to force the characters to act in the way he would want to act. If the characters you created would want to run away from danger, for example, you should not force them to be brave.

The fun in this approach is that the book can take strange, surprising turns, which can surprise both the readers and the author. The disadvantages that I know about are, it is very hard to pull off, and not a good approach if you are under a deadline by an editor.

Im übrigen bist du nicht die einzige, die ihm nicht glaubt, das belastet ihn jedoch nicht im geringsten.

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Ehrlich gesagt, deckt sich das auch mit meiner Arbeitsweise. “Done enough work on character development” ist eigentlich ein Hinweis auf Planung. Also plant er doch?
Und meine Charaktere frage ich auch oft, wie sie handeln möchten. Manchmal schreibe ich auch Interviews mit ihnen und bitte sie, von sich zu erzählen. (Wobei der Antagonist manchmal ziemlich launisch werden kann. Einmal musste ich das Interview abbrechen, weil er mir gedroht hat … Ich fand das zu gefährlich und hab erst wieder nachgehakt, als er besserer Laune war …)
Manchmal würde ich eine Figur gerne in einer bestimmten Weise handeln lassen. Dann kommt mir der Gedanke, ob das realistisch ist. Und anstatt es so hinzubiegen, dass es realistisch wird, versuche ich die andere Option: Was wäre, wenn er anders reagierte? Und dann spiele ich die Konsequenzen durch. Oft gefällt mir die neue Lösung dann viel besser.
Aber ich könnte das alles nicht im Kopf durchspielen. Ich muss das aufschreiben, bevor ich eine Szene schreibe. Sonst bin ich nur mit Löschen und Neuschreiben beschäftigt.

LG
Pamina

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Ich würde auch sagen, das ist der Schlüsselsatz.
Mr. King plottet offenbar nicht im eigentlichen Sinn, was ich ihm durchaus abnehme, er scheint aber einige Zeit und Mühe auf die Charaktererstellung zu verwenden. Auch das ist eine Form von Planung, die sich positiv auf die Story auswirkt.
Wenn man das mal konsequent zuende denkt, ist es sogar eine verdammt gute Form der Planung, denn wenn man diese Methode gut beherrscht, kommen die Charaktere extrem lebendig und absolut authentisch rüber.

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King mag nicht plotten im herkömmlichen Sinn. Aber er hat es schon immer geschafft, seine Charaktere bis ins Detail aufzubauen. Du wusstest alles von ihnen, was sie mögen, was sie gegessen haben. Was sie mit 10 auf dem Jahrmarkt erlebt haben. Und dann wird abgerissen. Ich habe früher (bis vor 25 Jahren) viel King gelesen und diese Akribie fand ich klasse. Vielleicht empfindet er es nicht als plotten, weil es ihm zufliegt, bzw. seine Charaktere ihm schon sagen wo es langgeht.

Frank Zappa konnte keine Noten lesen.

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