Mein erster Versuch einer Autobiographie

Hallo Liebe Community,
ich möchte ehrliche, immer direkte Rückmeldung! Hier nur der Anfang…ein kleiner, nachdem ich mein “ElternhausHaus” per Papyrus-Denkbrett im Innersten “fertig” habe.


Kapitel 1
Ich fühlte mich frei.
Ich spürte den Sommerwind auf meiner Haut und den unbändigen Durst nach mehr.
Ich genoss das Treten in die Pedalen meines Fahrrades. Ich reagierte mich ab an ihnen.
Ich verlor mit jedem Kilometer auf dem Weg zu Oma mehr Frust, Schmerz und Kummer. Ich gewann dafür Tritt für Tritt in die Pedalen mehr Energie und Vorfreude.
Ich befreite mich vom Alltag, den Schlägen, der Pein, dem Druck und den Misshandlungen durch meine Mutter hauptsächlich, durch meinen älteren Bruder (er war ein halbes Jahr älter als ich) und durch die meines leiblichen Vaters, der meist den ganzen Tag arbeiten war.
Der Wind streichelte meinen Körper und ich genoss es in allen Zügen, während ich die Straße hinab rollte und dann wieder voller Inbrunst in die Pedalen trat, um schnell zu Oma zu kommen. Die Zeit war knapp und ich wollte bei ihr sein, wollte sie genießen, wollte ihr lauschen.

Nur ein paar kleine Anmerkungen:

Das erscheint mir etwas zu gering in der Aussage. Überhaupt würde ich nicht damit beginnen. Eher mit dem zweiten Satz und den vielleicht so formuliert: Der Sommerwind strich wohlig über meine Haut und erzeugte eine Sehnsucht nach mehr. Ich fühlte mich befreit.

Im folgenden Satz liegt m.E. ein Widerspruch. Du verlierst etwas, kommst aber einem erhofften Ziel näher. Das müsste in Einklang gebracht werden. Vielleicht so: Je größer die Entfernung von dem verhassten Zuhause, desto mehr verlor sich der bedrückende Frust, der Schmerz, der Kummer. Mit jedem Tritt in die Pedale steigerte sich meine Energie und die Vorfreude auf meine Oma.

Das ist eine Doppelung zu oben. Hier würde ich einen anderen Eindruck, vielleicht einen seelischen, bringen.

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Danke!

Stimme dir zu.

Hmm, ich sehe es nicht als Widerspruch in formaler Form. Sehe es eher als erlebt…in dem Moment, in dem ich etwas verliere, kann ich doch dadurch etwas gewinnen, oder nicht? Finde gerade das Bild, was erzeugt wird/werden soll, gut. Es soll Zerissenheit, “Hin un Her” erzeugt werden, der Wechsel zwischen “gut” und “schlecht”.
Muss natürlich dazu sagen, dass ich das Schreiben nicht “gelernt” habe. Daher bin ich dankbar für jede Sichtweise und jeden Tip, auch wenn ich ihn dann evtl. nicht umsetze, zumindest setze ich mich damit auseinander.

Ich möchte so wenig wie möglich an “Wertung” dem Leser vorgeben, er soll selbst werten. Wenn ich schreibe “verhasstes Elternhaus”, dann nehme ich dem Leser den Weg, es selbst zu sehen/zu fühlen. Ich versuche eine gute Gewichtung zu finden, indem ich wenig selbst als “Wertung” vorgebe und Fakten schildere.

Werd ich umsetzen, danke.

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Mich stört, dass 7 von 9 Sätzen mit “ich” beginnen. Theophilos hat ja schon Beispiele gebracht, wie man das umschiffen kann.

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Ich bin der Meinung, dass das keine Wertung ist, die den Leser einschränkt. Du möchtest doch, dass der Leser über Deine Gefühlslage ins Bild gesetzt wird.

Der Widerspruch erscheint m.E. daher, weil hier zwei Bewegungen direkt miteinander verknüpft sind. Es wäre vielleicht besser die Zerrissenheit durch ein, zwei Sätze mehr zu beschreiben. Du solltest die Zerrissenheit spürbar machen.

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Danke. Ja, spürbar machen :slight_smile: das will ich versuchen. Danke für die Tips! Ich werd mal schauen, wie es weiter läuft…vlt frag ich ja öfter mal hier hinein :slight_smile:
LG Döschl

Guter Einwand. Daran muss ich wohl arbeiten. Weiß noch so wenig darüber. Ich hoffe, dass sich das im Verlauf legt, da ich über viele andere Personen schreiben muss, die mein Leben beeinflusst haben. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es gut ist, in der “Ich”-Perspektive zu schreiben. Dann müsste ich aber einen Roman daraus machen. (denke ich)

Zuerst einmal herzlich Willkommen im Forum!
Du wirst hier nicht nur gleichgesinnte Papyrus-Nutzer, sondern auch Schreibende finden, die alle auf dem Weg sind und neue Erfahrungen machen und dazu lernen.
Ich stimme Theophillos und Suse zu. So ganz rund ist der Anfang noch nicht. Probier mal verschiedenes aus und lies es dir vor. Das ist das Beste.
Von Deinem Anfang erscheint mir der folgende Satz am Wichtigsten:

Das noch etwas prägnanter, dann hast Du mit dem ersten Satz die Aufmerksamkeit des Lesers.
Etwa: “Mit jedem Tritt in die Pedalen befreite ich mich von den Schlägen meiner Mutter.”
Dann sind da noch Kleinigkeiten, über die ich stolpere, wie den “leiblichen Vater” (Gibt es da noch einen Adoptiv-Vater in der Familie? Oder warum betonst du den leiblichen Vater?). Dann gefällt mir die Altersangabe des Bruders in Klammer nicht. Das unterbricht den Textfluss.
Was sowohl Theophilos als auch Suse meinen: Du musst jedes Wort genau überdenken. Und wenn ein Wort für die Aussage überflüssig ist, dann streiche es.
Übrigens:

Haben die wenigsten von uns…

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Hallo Max,
danke für deine Zeilen.
Hab den Anfang sehr verändert und versuche die Rückmeldungen hier umzusetzen. Die ersten Gehversuche sind schwerer als ich ahnte.

Die familiären Strukturen sind verwirrend. Der Vater ist der leibliche, die Mutter nicht. Der ältere Bruder ist das Kind, was die Frau mit in die Ehe brachte. Der Altersunterschied ist dann “wichtig”, wenn ich mich ihm (dem Bruder) widme. Ich bin mir unsicher, wie ich die Personen einführen soll. Ich hab jetzt das erste Kapitel fertig. Eher den ersten Teil im 1. Kapitel. Es stimmt, man stolpert über die Angaben in Klammern. Ich hab die 4 seiten jetzt einige male gelesen. Ich klinge unterwegs abgehakt, starr. Ich neige dazu, Fakten zu schildern. Es fällt mir schwer, das alles irgendwie “zu verpacken”. Ich wechsel zwischen der Beschreibung einer Situation (kommt mir dann zu lang vor) und der Wiedergabe von Erlebtem. Vlt war das auch ne dumme Idee, es verfassen zu wollen. Einerseits finde ich es gut, weil ich die Bilder alle im Kopf habe, andererseits ist zuviel Involviert-sein nicht gut.

LG Döschl

Ich hänge es mal als pdf an, obwohl ich mich nicht so ganz wohl damit fühle. Vlt schaut mal jemand rein und haut es mir anschließend um die Ohren :slight_smile:

Mein Weg zum Me(e)hr.pdf (137 KB)

Da Vieles schon gesagt wurde, hier noch Kleinigkeiten -

Die Mehrzahl von Pedal ist Pedale, und da hast Du auch eine quasi-Dopplung in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen.

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Vielleicht wäre es sinnvoll, den älteren Bruder gleich als Stiefbruder einzuführen? Dann stolpere ich nicht so über das halbe Jahr Altersunterschied.

Da es für die Szene keine relevante Rolle spielt, würde ich das Alter weglassen.