Leseprobe meines Kriminalromanes

Hallo zusammen :slight_smile:
Seit kurzem bin ich nun ebenfalls bei Papyrus Autor dabei. Nun wäre ich Euch dankbar für ein paar konstruktive Rückmeldungen zu den ersten Seiten meines Buches. Es handelt sich dabei um mein zweites Buch. Bisher habe ich nur für meine Familie und meine engsten Freunde geschrieben und brauche mal ein paar Ratschläge von erfahrenen Autoren.
Vielen Dank schon im Voraus!
Liebe Grüsse
Connie

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Hallo Connie und willkommen im Forum.
Vielleicht magst Du Dich auch kurz vorstellen in der “Who is Who”-Abteilung? Wir wissen doch immer gerne, mit wem wir es zu tun haben - jedenfalls in etwa. Du bist Schweizerin, soviel ist klar :wink: - Edit: Ah, hast Du schon, prima!

Vielen Dank fürs Teilen Deiner Leseprobe. Das kostet Mut. Insgesamt könnte mir das gefallen …
Zu Deinem Text:
Generell ist der Text ziemlich fehlerfrei, außer der Zeichensetzung, da fehlen so einige Kommata, und ein paar sind zuviel.
Das “ss” anstelle “ß” ist für mich als Deutsche an vielen Stellen ungewohnt.
Relativsätze mit “welche” klingen für mich etwas gestelzt. Der, die das liest sich flüssiger, finde ich.

Das wiederholte Feststellen des zu frühen Unterwegsseins - da stolpere ich über die Satzstellung (die wiederholte Handlung ist eher der Blick auf die Uhr, und sie könnte es immer wieder feststellen).
Bei den Uhrzeiten im ersten Absatz würde ich eher “halb acht” und “sechs” verwenden.

<… doch Polizisten waren eine eigene Spezies und hielten sich nicht an die ungeschriebenen Regeln der Allgemeinheit. … Diese Stelle bot ihr alle Möglichkeiten, die sie sich nur wünschen konnte …>
Woher weiß sie das?
Die Nähte des Blazers reißen, da erwarte ich, dass es nicht nur ein kleines Loch unter einem Arm ist …

<Dank dem Sprint, …> - nenn’ mich altmodisch, ich würde den Genitiv verwenden. Der ganze Absatz ist mehr tell als show.

<Ihre Begeisterung für diese Arbeitsstelle, legte sich sofort ein wenig.> Komma zuviel. Von Begeisterung war bisher nicht viel zu spüren, finde ich. Sie ist müde und grumpfig, ihr Blazer geht kaputt, die Haare hängen im Gesicht …

<Mit einem beklemmenden Gefühl trat sie in den Aufzug und drückte den Knopf für den ersten Stock. Doch erst als sie den Besucherpass auf den Scanner gehalten hatte, setzte sich der Aufzug in Bewegung.>
Das Gefühl ist m.E. eher angespannt, nervös, bedrückt oder mulmig, oder vielleicht sogar besser aktiv formulieren: Nervös oder angespannt betrat sie den Aufzug. Und dann fährt das Ding nicht los! Das muss sie doch wahnsinnig machen …

Dann trat sie in den Flur - doppelt getreten. Du verwendest auch sehr oft Konstruktionen mit “sodass”.

Sie schläft trotz Nervosität ein? Mehrfach. Dann ist sie verärgert und konzentriert sich einfach? Nur erzählt, nicht gezeigt.

<Wie Sie bestimmt wissen, …" Info, die ganz am Anfang sinnvoll wäre (diese Stelle bot …), hier wirkt es ungelenk. Auch ihre Antwort wirkt arg gestelzt - ok, es ist ein Bewerbungsgespräch, aber trotzdem. Ich dachte, sie hätte schon studiert …

Sie sagt selbstbewusst, dass sie für sich selbst stehen möchte. Dann fürchtet sie, dass das “dumm” aussähe, beißt sich auf die Lippen, stammelt, starrt vor sich hin … passt für mich nicht so recht zusammen.

Herr Schmidt verzieht sein Gesicht, das verbinde ich eher mit Grimasse als fröhlichem Lächeln. Er steht entschlossen wozu auf?

Andrejew horcht an der Tür? Er hat keine Ahnung von ihr und hat ein Thema. Unglauben, Erstaunen, Verwunderung - innerhalb ein paar Worten - und er sagt nur lahm, dass er vergessen haben muss, sie zu kennen? Diese ganze Passage wirkt blutleer auf mich.

Ihr tun die Füße weh, sie dreht sich unbeholfen um und dann rennt sie ohne Probleme mit ihm los? Die mehrfach erwähnten “hohen Schuhe” könnten also schicke, hochhackige Pumps sein, natürlich zu hoch und eng und unbequem, aber was tut man nicht alles …

“Ausbildner” ist ein ungewöhnliches Wort. Ausbilder oder Vorgesetzter?

<Sie hatte in den letzten Jahren bedauerlicherweise eine Selbstbeherrschung erlangt, welche es ihm nicht leicht machen würde, seine Praktikantin einzuschätzen.>
Woher weiß er das? Von den wenigen Augenblicken? Der restliche Text liest sich für mich recht sprunghaft. Erst sagt er, sie bekäme die Stelle, dann wieder nicht, dann wieder doch … hier wechselt auch die Blickrichtung mehrfach zwischen ihm und ihr.

Die Szene am Schießstand erschließt sich mir nicht.

<In ihren Augen sah er das stumme Flehen, ihr die Stelle doch zu geben. Recht so. Sie sollte nicht meinen, hier Ansprüche stellen zu können. Schliesslich bewarb sie sich um diese Stelle und hatte ihren Vorgesetzten zu akzeptieren, wer es auch sein würde.>
Hm. Das … passt weder zu ihr noch zu ihm, nach den vorigen Textstellen jedenfalls, meine ich. Arrogant und überheblich.

Zum Prolog: kurz genug und doch zu lang - in der Situation würde ich eher kurze knackige Sätze erwarten, ggfs. unterteilt in kurze Absätze. Eher ein Stakkato. Nebensätze und Einschübe verlangsamen das (nötige) Tempo.

Bitte bedenke, alles meine persönliche Meinung.:cool:

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Vielen Dank für Dein ausführliches und hilfreiches Feedback!
Ja, da ich Schweizerin bin, ist das mit “ss” und “ß” für mich gar kein Thema gewesen, aber das muss ich noch anpassen.
Dies ist die Fortsetzung meines ersten Buches ist. Deshalb sind inhaltlich einige Dinge wahrscheinlich etwas irritierend. Mein Ziel ist es aber, dass der Leser unabhängig vom ersten Band die Handlung versteht bzw. nachvollziehen kann. Das muss ich mir demnach auch nochmals genauer ansehen.

*Auf ein lautes «Herein» öffnete sie zögernd die Tür. Am grossen Schreibtisch sass ein weisshaariger Herr, welcher sie fragend anblickte. Ihm gegenüber sass ein anderer Mann, welcher ihr den Rücken zuwandte und sich über eine Akte beugte. Offenbar war er sehr beschäftigt. Nathalie wandte sich dem älteren Mann zu. «Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist…»
«Ah, Sie müssen Frau Frei sein.» Er stand auf und reichte ihr die Hand. «Alex Schmidt. Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie habe warten lassen. Die Besprechung mit Herrn Andrejew wird noch einen Moment dauern. Nehmen Sie doch bitte im Vorzimmer Platz. Ich bin gleich bei Ihnen.»
Nathalie nickte und schloss die Tür.
*
Diese Textstelle ist für mich nicht stimmig. Nathalie öffnet die Tür und bleibt stehen. Herr Schmidt steht auf und reicht ihr die Hand. Vom Schreibtisch aus? Einer von beiden müsste auf den anderen zugehen.

Sonst gefällt mir Dein Text gut. Ist Dein erstes Buch schon veröffentlicht?

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Da ist was dran. Werd ich überarbeiten:thumbsup: Danke für den Hinweis.

Nein, ich fand bisher noch nicht den Mut dazu, obwohl es eigentlich schon eine ganze Weile fertig ist.

Ich hab mal das Augenmerk auf die ersten Sätze, bzw. den ersten Absatz gelegt.

Das würde ich gleich an den Anfang setzen, das packt den (An)Leser mehr, als die Aussage, dass es stickig und schwül ist. Angekettet ist gut gewählt. Ketten sind schon extremer als so ein ‘profanes’ Seil mit/an dem man festgebunden ist.

Textlich ggf. etwas verfeinern:

Lass es gerade geschehen.

Sicher nicht vollständig, eine Strähne behindert höchstens die Sicht.
Wobei hier die Frage ist: Die Sicht wohin? Paar Zeilen später erfährt der Leser, dass in ihrem Blickfeld kein Fenster ist. Da interpretiere ich so, dass sehr wohl eine Fensterscheibe vorhanden ist, es also zumnidest nicht stockdunkel ist (oder ist gerade Nacht?).
Dazu gefragt: Wie sehr muss man (an etwas?) angekettet sein, dass man sich nicht drehen kann, um z. B. nach draußen zu schauen.
So schaut sie ins Autoinnere, aber evtl. sind da einige interessante Dinge drin?

Liest sich für mich nicht so gut. Hat mehr was belehrendes, ABER :wink: du möchtest ja Spannung erzeugen.
Vorschlag:
Doch ihre Hände waren hinter ihrem Rück aneinander gekettet. Sie konnte nichts unternehmen.

Das ABER finde ich oftmals ein ziemlich “doofes” Wort (insbesondere, wenn es außerhalb wörtlicher Rede ist), entschärft oftmals das vorher Geschriebene. “sodass” ist mir zu erklärend, passt meiner Meinung nicht gut. Daher mein Vorschlag “Sie konnte nichts unternehmen.”

Das Ihre Haare stören und ihre Sicht gestört ist, mag noch unwichtig sein. Angekettet zu sein und sich ggf. nicht bewegen zu können ist meines Erachtens nicht mehr unwichtig.
Der Satz kommt aus der Sicht des Erzählers. So was muss aus direkter Sicht kommen, dann kommt auch besser rüber, dass ihr andere Sachen in dem Moment viel wichtiger sind. So gibst du auch einen (besseren) Einblick in ihre momentanen Gedankengänge.
Vorschlag:
“Doch das alles war ihr [in diesem Moment vollkommen] unwichtig.” ] Das eckige ist vielleicht doch schon zu füllender Text, kann trotzdem mal passen.

Lass sie einschlafen, lass sie aufwachen, wenn der Wagen (für sie plötzlich) scharf in eine Kurve fährt, lass den Wagen sich rütteln und schütteln. Mach ihr blaue Flecken davon. Ein ratternder Motor klingt nach einem älteren Wagen. Ist das so?

Nerven zum Reißen gespannt?
Ist sie nicht eher verzweifelt, am Ende ihrer Kräfte und weiß nicht mehr ein und aus?

Das klingt jetzt, als wenn sie schon mehrere Tage entführt ist und die Autofahrt nur eine Etappe von ihrer Entführung ist?

huch
Sind doch ein paar Worte mehr geworden, als gedacht. Ich hoffe, ich liege mit meinen Ansichten nicht zu sehr falsch.

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Danke für Dein Feedback, @RainerGausH

Ich war selbst nicht so ganz glücklich mit meinem Prolog, wusste aber nicht, was genau nicht passt. Deine Hinweise zeigen mir da viele Verbesserungsmöglichkeiten auf.

“Aber” ist so eine Angewohnheit von mir. Ich neige dazu immer alle meine Aussagen zu relativieren, was ich beim Schreiben eigentlich zu vermeiden versuche. Offensichtlich muss ich darauf auch noch mehr achten…

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Deine Geschichte beginnt in einer brenzligen und spannenden Situation. Für den Leser beginnt hier die Story, für deine Protagonistin ist das aber schon mittendrin. Sie hat schon einiges (und sogar recht heftiges) erlebt. Das muss Dir beim Schreiben der ersten Zeilen bewusst sein.
Daher musst Du recht genau wissen, was deine Heldin vorher erlebt und durchgemacht hat. Was ist ihr wiederfahren? Hast Du dir das notiert, zumindest stichwortartig? Was haben die bisherigen Erlebnisse aus ihr gemacht (physisch und psychisch)?
Wie verarbeitet deine Protagonistin das (bisher) Erlebte?
Wie würde/muss deine Heldin reagieren (oder agieren?), gem. den Eigenschaften, die Du für sie (zumindest zu Beginn der Geschichte) festgelegt hast.

Vielleicht macht es sogar Sinn, das vorher geschehene (oder ist das im 1. Band zu lesen?) ebenfalls niederzuschreiben (zumindest grob), um sich dann besser in die Situation zu Beginn der Geschichte (für den Leser) rein zu schreiben.

Ich hatte beinahe die komplette Geschichte geschrieben, bevor ich mich entschied welche Szene ich in meinem Prolog thematisieren will. Es ist sonst tatsächlich ziemlich schwierig den Prolog so zu schreiben, dass er dann auch wirklich ins Bild passt.
Die Idee ist, dass die Szene so im Verlauf der Geschichte nie vorkommt und der Leser erst gegen Schluss versteht, was es damit auf sich hat.

Ja genau. Man lernt die Charaktere im ersten Band kennen. Dann gibt es zum zweiten Band einen Sprung von vier Jahren, wo sie wieder aufeinander treffen.

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Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie habe warten lassen.
Die Vergangenheitsform stimmt für mich nicht. Nathalie hat ja nicht warten müssen. Sie muss jetzt warten, weil Herr Schmidt noch ein Gespräch führt. Besser wäre: Bitte verzeihen Sie, dass Sie noch warten müssen.
Das Händeschütteln kannst Du auch einfach weglassen. Dann stimmt es wieder.