Lesbarkeitsprüfung

Hallo allerseits.

Habt Ihr bereits ein Muster erkannt, wie das Lesbarkeits-Tool Texte bewertet? Was er höht die Lesbarkeit? Was vermindert sie?

Eigennamen verschlechtern jedenfalls den Lesbarkeits-Index.

Um gut lesbar zu schreiben, würde ich gerne die Systematik besser verstehen.

Vielen lieben Dank für Eure Hinweise.

Tintenteufelin

Die Lesbarkeit ist ein Wert, der sich aus der durchschnittlichen Silbenzahl pro Wort und der durchschnittlichen Anzahl der Wörter pro Satz errechnet. (Genauer ist das hier https://de.wikipedia.org/wiki/Lesbarkeitsindex#Flesch_Reading_Ease erklärt, wobei zu beachten ist, dass sich diese Formel auf die englische Sprache bezieht; die Lesbarkeitsprüfung von Papyrus hat demgegenüber noch ein paar Feinheiten, die aber Geschäftsgeheimnis sind … :cool:)

Man verbessert den Lesbarkeitswert also, indem man

  1. kürzere Wörter verwendet (mit weniger Silben
    ; die Zahl der Buchstaben ist nicht relevant), und 1. kürzere Sätze schreibt.
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Die Silbenbewertung kann man zum Teil per Manipulation testen: Würde man einfach wahllos Bindestiche in seine Worte setzen, ergeben sich für Papyrus zusätzlich zählbare Silben. Der Index verbessert sich.
Das machen wir natürlich nicht, dient nur Testzwecken und ist nett anzusehen.

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Eine Schwachstelle des Algorithmus ist, dass ausgeschriebene Zahlwörter (“hunderttausend”, “fünfundzwanzig”, etc.) den rechnerischen Wert verschlechtern, es aber meistens schlechter Stil wäre, sie nicht auszuschreiben. Da muss man dann ein Auge zudrücken.

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Ist es normal, dass man bei einer Änderung Papyrus erst schließen und dann wieder öffnen muss, damit die Lesbarkeit aktualisiert wird?
Ich hatte einen gelblichen (irgendwie gelbgrünen) Absatz. Meine Änderungen haben nur bewirkt, dass ein kleiner Teil des Absatzes plötzlich blau wurde, während der Rest blieb, wie er war. Ich konnte beim besten Willen keine schwierigen Wörter mehr entdecken. Da habe ich das Programm geschlossen und dann wieder geöffnet und der Text war blau.
Ich habe aber schließlich alle Änderungen wieder zurückgenommen. In der gelben Variante gefiel mir der Text eindeutig besser als in dem “Baby-Deutsch”, das ich für die Änderungen verwendet hatte.
Ich verlasse mich normalerweise lieber auf mich selbst als auf Stil- und Lesbarkeitsanalyse. Das ist etwas mehr Arbeit, weil ich nicht nur einzelne Wörter ändere, sondern meistens den ganzen Satz oder Absatz umstelle, aber es lohnt sich. Manchmal ist es besser, ein Wort oder eine Wendung komplett wegzulassen und ganz anders auszudrücken, als irgendwie ein Synonym zu finden.

LG
Pamina

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Ist mir so noch nicht passiert.

Ja, aber hier bitte auch beachten, dass die Papyrus-Version der Lesbarkeitsanalyse nicht 1 zu 1 der Bewertungsskala aus dem Wikipedia Artikel entspricht.
In Papyrus ist der Index mit Geheimrezeptur auf Bellestritik (Romane, Kurzgeschichten) eingestellt. Du kannst auch auf Sach- oder Fachbuch einstellen. Auch der “leichtest” lesbare Text in Papyrus wird nicht direkt “Baby-Deutsch”.
Ich stimme dir aber generell zu; auf maximale Lesbarkeit zu tunen wird dem Text auch schaden können.
Der Autor bleibt eben der Autor :slight_smile:

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Nicht jeder gelbe Text ist schlecht. Vor allem ist nicht jeder blaue Text besser als jeder gelbe Text.
Die Lesbarkeitseinschätzung hilft, sich selbst zu helfen und ersetzt kein kreatives Denken.
Sie hilft aber eindeutig, Schwachstellen zu finden und prägnanten Text zu bauen. Dass das gelingt, dafür gibt es natürlich keine Garantie, vor allem, wenn man sich treiben und drängen lässt.

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Wie wahr, wie wahr - damit kann man am Ende eine Sache auch “verschlimmbessern” oder im extremsten Fall, so man es übertreibt aus einem Text für Erwachsene einen ganz einfachen für Kinder basteln. :wink:

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Kommt darauf an - das “damit” stört mich, und so mag ich meine Aussage nicht interpretiert sehen.
Es ist durchaus möglich, mit viel blauem Text (= hohe Lesbarkeit) gute oder eben sogar bessere Romane zu schreiben.
Chandler, Robert B. Parker und viele andere haben so eine Art zu schreiben als Stilmittel bewusst eingesetzt.

Gemeint war und ist: Man kann auch schlechte kurze Sätze schreiben, die nicht prägnant sind. Das heißt aber nur, dass die Textstelle an sich nicht gelungen ist, nicht aber, dass es an der Kürze der Sätze liegt (vermutlich im Gegenteil).
Und lange Schachtelsätze sind kein Kennzeichen von Hochliteratur (“was auch immer Hochliteratur sein soll!” (c) Andreas Eschbach :wink: ).

Je erfahrener ein Autor ist und seinen Umgang mit der Sprache stilsicher erlernt und ausgebildet hat, desto eher mögen “Kapriolen” sogar spannend und elegant lesbar bleiben.
Interessant ist aber, dass gerade Profis die Papyrus Autor Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung “einfach so” und ohne Hinterfragen einsetzen, weil die letztlich ähnliche Vorschläge machen, auf die der Profi oder Lektor auch noch von alleine gekommen wäre.
Der Einsatz nimmt dem Profi eben nur Arbeit ab, und der Anfänger kann so seinen eigenen Stil herausarbeiten und entwickeln. Die Paprus Textverbesserung ist kein Korsett, sondern eine Richtschnur von Vorschlägen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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Man kann auch mit guten Ideen schlechte Sachen machen. Will sagen: Auch die Stilanalyse, die mir schon oft geholfen hat, ist letztlich nur ein Werkzeug. Schließlich kann man mit einem Hammer Häuser bauen und Häuser niederreißen.

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Ich hatte jetzt auch nicht vor, mich sklavisch darum zu bemühen, einen Lesbarkeitsindex von über 90 zu erreichen. Ich wollte nur einfach das System verstehen.

Ich schreibe, wie Pamina22, wie mir der Schnabel gewachsen ist und überarbeite notfalls Absätze ganz, wenn sie mir nicht gefallen. Baby-Sprache ist nicht mein Ziel, aber dennoch finde ich es sehr spannend, den Lesbarkeitsindex zu erhöhen.

Manchmal fällt es mir noch schwer meine “Kinder” (= (vermeintlich) besonders gut gelungene Formulierungen) zu töten, aber ich werde zunehmend mutiger. Dabei helfen sowohl die Stilanalyse (die bei mir selten meckert), als auch der Lesbarkeitsindex sehr.

Insgesamt ein ganz dickes fettes Lob an Papyrus: das war die beste Anschaffung, die ich seit langem getätigt habe.

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Ich habe einmal eine Geschichte geschrieben, in der man sehr schön sehen konnte, wie die Lesbarkeit den Text bewertet.
Es ging um einen Lehrmeister und eine Schülerin. Und natürlich haben sie unterschiedliche Wortlaute benutzt, je nach dem wer geredet hat.

Mein Meister kommt in der Geschichte immer ein wenig verschwurbelt und fachwortlastig daher, während die Schülerin einfachere Wörter wählt. Deshalb sind seine Bemerkungen immer knallegelb - oder sogar orange - und die Sprache der Schülerin tiefblau. Trotzdem meine ich, dass man den Lehrmeister gut verstehen kann. Er ist eben nur ein bisschen schrullig und drückt sich gerne sehr oberlehrerhaft aus.

Beim Schreiben dachte ich mir da nur: Aha, alles richtig gemacht. :):kissing:

Liebe Grüße,
Vroni

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