IT Projektmanagement und das Schreiben

Mal was ein wenig abseits und doch auch wieder nicht.

Ich persönlich habe noch keine für mich passende Variante gefunden eine Geschichte zu planen aka eine Struktur, Charakterbögen, Szenenplan, Plotzusammenfassung, und was es da noch so gibt zu erstellen.

Wenn ich drauf los schreibe, gerät meine Geschichte vielleicht in Schieflage, so etwas wie eine Schreibblockade kenne ich jedoch erst, seitdem ich versuche zu planen, bevor ich loschreibe. Ich habe es mit verschiedenen Ansätzen versucht und mit der Snowflake-Methode bin ich auch wenigstens zu einem Absatz für Anfang, pro Desaster und für den Schluss gekommen. Wenn ich mich jedoch mit den Ziel eine meiner Geschichten zu planen hinsetze, dann hängen meine Finger über den Tasten, und obwohl ich eigentlich recht gut weiß, was ich zu tun habe und auch genug Ideen hätte um sie hinzuschreiben, geht es nicht.

Da allerdings das Schieflagen-Thema doch wirklich nervt

  • bei einer meiner Geschichten bin ich gerade beim dritten Anlauf -

https://www.youtube.com/watch?v=qOC_ig7ezp8

und selbst wenn ich wie Edison denke (“ich habe nicht einen Weg gefunden eine funktionierende Glühbirne zu bauen, sondern 1000 wie es nicht geht”), bin ich doch hoch motiviert einen Weg der Planung für mich zu finden.

Jetzt mache ich gerade meinen Scrum Master und bei Product Backlog, Sprint Backlog, User Stories und Tasks habe ich mich gefragt, ob schon mal jemand versucht hat, seine Planung so aufzuziehen.

Was mich am Scrum-Verfahren reizt ist der agile Ansatz. Denn im Gegensatz zu den üblichen Verfahren bewegen wir uns hier ja nicht im “wir planen alles bis zum ende durch”-Sektor - selbst beim Snowflake geht es ja darum alles von anfang bis ende vorzubereiten, auch wenn die Detailtiefe fehlt -, sondern im “wir nähern uns durch inkrementelle Lieferung immer weiter dem Produkt an, das wir im Laufe der Inkrements als Ziel ausmachen”-Sektor. Auch muss ich dazu ja nicht alles vordefinieren, denn das Product Backlog ist ja eine dynamische Liste, zu der ich wann immer es mir gefällt neue Elemente hinzufügen kann.

Ich habe das im Titel mit IT Projektmanagement benannt, weil das ja doch sehr stark aus der IT kommt und daher wahrscheinlich auch nur ITlern bekannt ist.

Deswegen die gezielte Frage an die ITler unter uns: hat das jemand von euch schon mal ausprobiert? Wer findet diesen Ansatz ebenfalls reizvoll?

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Vorher zu plotten und mit einem genauen Plan zu starten ist nicht der einzig mögliche Weg, einen Roman zu schreiben. Wenn einen das Planen blockiert, dann sollte man ruhig auch mal probieren, ohne all das zu schreiben. Mir macht das Grübeln und Entwickeln und Planen meistens am meisten Spaß von allem, aber ich habe auch schon Romane “im Blindflug” geschrieben, wie ich das nenne (eigentlich inkorrekt, “auf Sicht” wäre der bessere Begriff, denn da hatte ich immer nur die nächsten paar Szenen vor dem inneren Auge, dahinter war das große Überraschungsland). Meinen Roman “BLACK*OUT” z.B. habe ich begonnen ohne die leiseste Ahnung, wie er enden würde, und als ich in der Mitte war, wusste ich es immer noch nicht.

Was den Vergleich zur IT anbelangt, muss ich aber zugeben, dass mir als gealtertem Ex-IT-ler diese “Scrum”-Verfahren suspekt sind. Ich sehe immer noch nicht den Unterschied zu dem, was man früher “Quick and Dirty” genannt hat; nur die Bezeichnungen sind gesellschaftsfähiger geworden.

Kann man einen Roman “ungefähr” beginnen und inkrementell verbessern? Antwort: Ja, klar – so hat man das früher gemacht, in der Zeit der Schreibmaschinen und davor. Damals haben Schriftsteller ihre Manuskript umffzich mal neu geschrieben, immer ein bisschen anders, immer ein bisschen besser. Agil war das nicht, aber damals ging’s auch noch nicht so hektisch zu; der Roman in vierzehn Tagen war noch kein Muss.

Ich glaube, eine Analogie zu SCRUM zu suchen führt in die Irre. Wenn Planen und Plotten nicht funzen, dann ist die bessere Metapher die, den Roman als Entdeckungsreise zu sehen. Was man braucht, um losschreiben zu können, sind folgende Dinge:

  1. Die Figuren sollten einem vertraut sein.
  2. Man sollte die möglichen Schauplätze deutlich und lebhaft vor Augen haben.
  3. Der grundlegende Konflikt sollte klar sein.
  4. Man sollte eine Menge über die Vorgeschichte wissen, also über das, was passiert ist, ehe Szene 1 des Romans beginnt.

Wenn man das alles hat, kann man es den Figuren überlassen, ihren Weg zu finden, und die Geschichte sich aus sich selbst heraus entwickeln lassen.

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Bei Scrum geht es nicht darum das komplette Produkt im ersten Increment abzubilden und dann das was man schlampig gelöst hat zu verbessern, sondern nach und nach mehr Features (Business Value) hinzuzufügen. Nehmen wir ein einfaches Beispiel (eigentlich schon fast zu einfach um es wirklich in die Entwicklung zu nehmen), wir entwickeln ein Kontaktformular.
Das erste Increment wäre nicht ein Quick and Dirty Kontaktformular, sondern erstmal die Weboberfläche mit einem Formularbereich und der nötigen Technik im Hintergrund. Dann der Button und die benötigten Felder mit dem richtigen Verhalten auf den verschienden Anzeige-Geräten. Dann DSGVO-Optimierung etc, bis man letztendlich das wirkliche Produkt hat.
Der Unterschied zur “alten” Projektplanung ist lediglich, dass wir nicht davor überlegen was wie alles an Features im Endprodukt haben wollen, eine detaillierte Ressourcenplanung und Vorgangplanung mit Abhängigkeiten etc pp machen, sondern die vollumfänglichen Features erst nach und nach erarbeiten. Jedes Increment ist zwar releasable, aber das bedeutet nicht, dass es bereits das fertige Produkt ist.

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Hmmm. All das weiß ich erst, nachdem ich geplant habe … Also komme ich wohl ums Planen nicht herum. :slight_smile:

LG
Pamina

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Keine schlechte Methode, aber all das erfordert bereits einiges an Planung, denn wie Pamina schon sagt, vorher weiß man das alles noch nicht. Wobei es eine hochinteressante Frage wäre, was und wieviel man als Autor beim einfach Drauflosschreiben bereits vorher weiß bzw. wissen muss.

Nina, wenn ich Scrum in diesem Zusammenhang richtig verstanden habe, würde das z.B. bedeuten, man hat sein Genre und ein wirklich nur ganz grobes Handlungsgerüst, alles andere einschließlich des Schlusses ist noch völlig offen.
So viel anders als das pure Drauflosschreiben ist das doch gar nicht, oder?

Die Handlung braucht man noch nicht zu wissen. Die entwickelt sich daraus.

Man muss auch nicht alle Figuren kennen. Und nicht alle Schauplätze. Nur die, die man für den Anfang braucht. (Einen Startpunkt muss man freilich haben.) Aus dem, was sich ergibt, kann man weitere Figuren entwickeln. Schauplätze dito.

Auch die Vorgeschichte kann lediglich aus groben Zügen bestehen, man “baut dann an”, während man weiterschreibt. Der springende Punkt ist, dass die Vorgeschichte alles verbindet – Figuren, Konflikt, Handlung, die “Welt” der Geschichte … Wenn einem eine Wendung einfällt, die eine andere Vorgeschichte braucht als das, was man bisher geschrieben hat, dann muss man entweder die Vorgeschichte anpassen oder auf die Wendung verzichten. (Eine Figur kann nicht gleichzeitig ein Kind aus erster Ehe haben und noch nie verheiratet gewesen sein, um ein plattes Beispiel zu nennen.)

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Scrum vs. Waterfall - und ich wähle immer den Waterfall Approach. Liegt aber eher daran, dass meist kein Platz für abweichende Spezifikationen bleibt (z.B. wenn die Anforderungen direkt vom Gesetzgeber kommen) und agile Überraschungen daher auszuschließen sind. Sonst wäre es ganz interessant in diesem Sprints zu arbeiten.
Fürs Schreiben habe ich die beste Methode für mich bisher nicht entdeckt, würde aber keines von beiden adaptieren dafür.

Ich mag noch Kanban Boards. Man könnte sich ja mal für alle Themen eine Karte basteln und jeden Tag eben das Stückchen basteln, was einem gerade gut liegt. Wenn alle Karten durch sind, schreibt man los.

Edit:
Auch wenn es aus dem Kontext hervorgeht - zu deiner Frage: Nein, nicht ausprobiert.
Ich befürchte auch, dass Sprints eher dazu führen würden, wesentlich mehr zu Überarbeiten als man es eh schon macht.

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Ja, und nein.
Mit Scrum werden Features durch den Product Owner im Product Backlog eingetragen. Diese Liste wird anschließend von ihm sortiert. Normalerweise nach Business Value, kann aber auch nach Wichtigkeit oä sein.
Das Dev-Team plant seinen Sprint aus den obersten Einträgen des Product Backlogs und zwar so vielen, wie sie glauben (anhand Story Points z. B.) im Zeitfenster des Sprints umsetzen zu können. Am Ende des Sprints werden die fertiggestellten Features dem Inkrement hinzugefügt, die nicht fertiggestellten Features kommen zurück in das Backlog. Dann plant man den nächsten Sprint (Review und Retrospektive lassen wir mal unerwähnt).
Übertragen auf das Schreiben wäre es also dem losschreiben nicht unähnlich, weil man früh anfangen kann. Durch das ständige Weiterbefüllen und umsortieren des Product Backlogs, dessen Refinement und die Sprints hat man jedoch Leitlinien und Struktur, die Planung zum einfach losschreiben hinzufügt. Man schreibt, reviewed in Abhängigkeit der gewählten Sprintlänge das Ergebnis des Sprints und das neue Inkrement (alle Umsetzungen vor dem Sprint plus des aktuellen Sprints) und entscheidet darauf basierend wie man weiter schreiben soll.
So meine Idee zumindest.

Ne, ich schreibe einfach Szene nach Szene nach Szene. Mehr habe ich dann nicht im Kopf. Brauche ich Vorgeschichte, weitere Charaktere, etc, fallen mir diese Details dann ein, wenn ich sie brauche, bzw denk sie mir dann halt aus.
Ich habe kein Backlog mit zu schreibenden Szenen (was eine gewisse Auseinandersetzung mit der Geschichte bedeuten würde).
Bei “Das Geheimnis der Wolkenkrieger” habe ich nach dem ersten Teil mal eine kurze Pause eingelegt, um mir über die Geschichte klar zu werden. Mit der Frage: was schreibe ich hier denn eigentlich?
Da hatte ich Glück, dass die Geschichte sich, obwohl ich keine klare Antwort finden konnte, sondern nur etwas mehr Weg voraus aufgetan hat, toll hat freilegen lassen. Da musste ich nur den Anfang umschreiben, um das Thema aufzugreifen.
Bei ner anderen habe ich die freizulegende Gestalt bereits drei Mal zerbröselt.
Wie Andreas es aber oben schon richtig erkannt hat, blockiert mich Planung beim Schreiben.
Sonst nicht, sonst bin ich für Plan a, b und c bekannt, und immer drei Schritte voraus. Wahrscheinlich nervt es mich deswegen auch nochmal extra, dass die üblichen Wege der Planung bei mir zum Schreiben nicht funktionieren.
Und ich verlasse mich halt ungern auf Glück.

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Oh, Entschuldigung. Ich hatte meine Frage gelöscht, weil ich einige Infos aus deinen Vorpostings nicht erfasst hatte und, als ich beim zweiten Lesen besser verstanden habe, sich die Frage schon erledigte.

Ich verstehe, dass du was eigenes für dich entwickeln willst. Ich glaube nur, du bist selbst ohne Scrum schon besser als mit einem “Writing-Scrum”, dass in Form gepresst wird.
Weil: Was auch immer deine Geschichte freilegte, es hat für einen 600 Seiten Brocken gereicht. Das alleine ist ein Erfolg, denke ich.

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Wahrscheinlich mußt Du nachher viel Arbeit investieren, damit “ergänzte” Dinge nicht aufgesetzt wirken.
Sprich: sinnvoll verknüpfen. Scrum kann Entwickler wahnsinnig machen, wenn der Owner immer neue Sachen
einfordert. Das geht nur dann gut, wenn Features voneinander unabhängig sind.
Das ist nicht die typische Situation für Romane.

Wie schon gesagt wurde, es liegt nur an Dir wieviel Du planst. Manche Autoren planen alles, manche nichts
und der Rest liegt dazwischen. Es gibt auch Leute die planen Anfang, Ende und wenige Plotpoints und
zwischen den Wendepunkten schreiben sie frei.

Wenn Du freies Schreiben probieren möchtest, versuch mal eine Kurzgeschichte. 5000 Worte oder so,
vielleicht überraschst Du Dich selbst.

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Mir geht es wie dir.
Ich denke, wenn man etwas mit Leidenschaft tut, ist Planung wohl eher nicht so entscheident. Strukturierter ist man wohl eher bei Dingen, die man nicht so gern tut.

Im klassischen IT-Projektmanagement (in der Zeit der Saurier, als man noch “EDV” sagte und ich dabei war) hat man zuerst das “ideale” System konzipiert (“wenn wir unendlich viel Geld, Zeit und Manpower hätten”) und dann heruntergestrippt auf das kleinste, einfachste System, das schon einen konkreten Nutzen bot – aber eben mit dem Bild des “Großen Ziels” am Horizont, was dann dazu führte, dass man bestimmte Funktionen, die man hätte einfach so hinschreiben können, parametrisierbar gemacht hat o.dgl., damit man später … und das “später” kam dann nie, weil das Geld ausging und/oder weil das “Große Ziel” sich als ohnehin nicht so sinnvoll herausgestellt hat, wie man anfangs dachte. Das war die eigentliche Schwachstelle dieses Ansatzes: Dass man vorher am grünen Tisch meistens nicht richtig einschätzen kann, was man wirklich braucht und was nicht.

Scrum macht es anders, aber das birgt, denke ich (als Außenstehender), auch Gefahren. Nimm zum Beispiel an, Du programmierst eine Textverarbeitung für Autoren (da zumindest kann ich mitreden, das hab ich mal gemacht). Du fängst an mit dem Gedanken, “eine Textverarbeitung für Autoren, das ist ein Editor plus Kursivsetzung”, und programmierst das im ersten Lauf. Dann taucht jemand auf und sagt: “Ich brauch aber auch Unterstreichung”. Kein Problem, das lässt sich noch easy einbauen.

Aber dann kommt jemand und sagt: “Oh, schön, aber ich schreibe wissenschaftliche Arbeiten und brauche Fußnoten!”, und dann merkst Du, oh, wäre besser gewesen, Du hättest an so etwas von Anfang an gedacht, denn dafür brauchst Du nun eine ganz andere Datenstruktur und musst quasi ganz von vorne anfangen, weil Du die Engine im Herz Deines Programms ganz neu schreiben musst dafür.

Scrum mag mit seinem eher “evolutionären” Ansatz fürs Programmieren bzw. dafür, zu Systemen zu gelangen, die wirklich den Bedürfnissen entsprechen, die bessere Methode sein. Aber die Parallelen zwischen Programmieren und Romaneschreiben sollte man, denke ich, nicht übertreiben. Scrum ist nicht das Gegenteil des Ablaufs “Pflichtenheft - Implementierung – Test – Rollout”, sondern dessen Verfeinerung. Plotten und Drauflosschreiben hingegen sind durchaus gegenteilige Ansätze.

Und beide haben ihre Berechtigung! Einen Kriminalroman im Stil von Agatha Christi, wo am Schluss irgendein klug verstecktes Detail alles entscheidet, muss man sicher präzise planen, sonst hat die Geschichte nachher logische Löcher und enttäuscht. Aber einen Roman, der inneren Bildern entspringt, die man womöglich selber anfangs gar nicht einordnen kann, dem mag Planung eher schaden, weil die Logik dann die Intuition, das flüchtige Traumbild, vertreibt.

In jedem Fall entsteht das eigentliche Werk, wie immer, in der Überarbeitung. Die erfordert beim intuitiven Schreiben eben mehr Zeit – Zeit, die der Plotter dafür im Vorfeld aufgewandt hat.

tl;dr:
Wenn einen das Planen und Plotten blockiert, muss man es halt lassen. Schadet nicht, große Werke der Weltliteratur sind ungeplottet entstanden. Andere Methoden des Projektmanagements sind meiner Ansicht nach aber keine wirkliche Alternative.

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Ich habe während meiner Ausbildung zum Informatiker die klassische Wasserfall-Methode gelernt und finde die auch heute noch – zumindest für mich – ideal. Mit Scrum konnte ich offen gesagt nie etwas anfangen (was durchaus daran liegen kann, dass mein späterer Chef Scrum planlos implementiert und zum Evangelium erhoben hatte). Derzeit arbeite ich an meinem ersten Roman und versuche gleichzeitig, einen zu mir passenden Workflow zu finden. Gar nicht so einfach, denn ich tendiere dazu, alles zu überplanen und mich auch in der Planung zu verlieren. An manchen Tagen denke ich sogar, dass mir die Planung mehr Spaß und Freude bereitet als das Schreiben selbst :wink: Mit dem Manuskript geht’s aber dennoch gut voran. Nach der Lektüre von @AndreasE 's Artikel in der Zeitschrift Mac&i habe ich meine Toolbox sogar noch erweitert und ein ziemlich komplexes (und für einen Neuling wie mich wohl übertrieben ausgeklügeltes) System aufgesetzt. Aber ich fühle mich wohl damit und ich habe das Gefühl, meine Geschichte im Griff zu haben.

Sehr wahrscheinlich bin ich der Albtraum eines jeden Pantsers :zipper_mouth_face: Und ich frage mich manchmal, ob eine Wäscheleine und ein Stapel Karteikarten nicht genau so nützlich wären und mich schneller ans Ziel bringen würden. Aber schlussendlich geht es beim Schreiben – so hoffe ich zumindest – auch um den Genuss am Prozess selbst. Darum bleiben die Wäscheleine und die Karteikarten vorerst noch in der Schublade.

PS: Die IT-Projekte, die ich heute umsetze (vorwiegend Websites und Webshops), sind in ihrer Komplexität absolut überschaubar, und dennoch bleibe ich dem Wasserfall treu: Das Design ist noch nicht fertig? Okay, dann schreibe ich auch keine einzige Zeile Code … Und tüftle in der „freien“ Zeit eben weiter an meiner Roman-Toolbox herum :wink:

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Genau so etwas ist mir ebenfalls passiert. Seit ich die vielen schlauen Ratgeber konsumiert hatte, die einem suggerieren, dass man erst professionell schreibt, wenn man zuvor ausgiebig geplottet hat, war ich blockiert.
Ich stelle für mich fest, dass das detailreiche planen am Konstruktionstisch nichts für mich ist.
Nachdem ich das von Andreas gelesen habe, ist mir mein Weg, wie ich vorgehe wieder klar geworden und macht mir auch wieder Freude.

Bei mir beginnt es mit Punkt 1. Fast gleichzeitig schmiegt sich dabei Punkt 3 an.
Auch das mindest Notwendige zu Punkt 4 ‘ergibt’ sich dann aus meiner Vorstellung über 1 und 3.
Punkt 4 ergibt sich jedoch vorwiegend aus dem folgenden Drauflosschreiben.

Auch wenn ich sonst eher der Logiker bin und mir vieles durchdacht zurechtlege, klappt dieses Vorgehen beim Schreiben nicht. Hier muss es intuitiv erfolgen, das macht mir Spass und dabei freue ich mich auch noch auf die Überarbeitungsphase, weil da dann ein gewisses Mass an Logik notwendig wird.

Aber wie schon oft geschrieben wurde, jeder Autor ist da anders gestrickt und muss seinen persönlichen Weg finden.

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:thumbsup:
@Waba @AndreasE Ihr sprecht mir aus der Seele! :thumbsup:

Ich denke auch, dass es ‘den’ perfekten Weg sowieso nicht gibt, jeder muss für sich selbst herausfinden, was für ihn funktioniert - und was nicht.

Das finde ich an diversen Schreibratgebern so nervig, wenn sie auftreten wie das Evangelium, den einzig seligmachenden Weg predigen und alle, die davon auch nur ein Stück abweichen, als Amateure und Hobbyschreiber belächeln, die den Schritt zur Professionalität sowieso niemals schaffen werden.
Bloß weg mit dem Bullshit, Mut zum Ausprobieren, erlaubt, gut und richtig ist alles, was funktioniert.
Vermutlich verwendet eh jeder einen ganz persönlichen Mix aus verschiedenen Methoden, die Kunst ist halt dabei, genau die Methode herauszukriegen, mit der man arbeiten kann und die Sache Spaß macht.

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@NinaW

“Scrum Master und bei Product Backlog, Sprint Backlog, User Stories und Tasks”.
Nette Benamsungen und Sinngebungen … nein, ich kannte das noch nicht, ich lerne hier im Forum doch ernsthaft dazu.

Sicher, zu wem es passt, für den ist auch diese Methodik fürs Planen und Schreiben geeignet. Aber nach der Beschreibung deiner Autoren-Arbeitsweise scheint mir selbst das für dich zu formalisiert. Tun es nicht, je nach Fortschritt der Geschichte, ein paar mehr oder weniger dicht gesetzte 'Gedanken’striche? Die schreibt man ja auch mit bestimmten Absichten hin. Und manche durchdenkt man intensiv …

Im übrigen kann ich AndreasE mit seinen Punkten 1 und 2 nur beipflichten: die Figur(en) usw. sollten so gewählt und attributiert sein, dass sie einem vertraut und dass sie entwicklungsfähig sind. Und als Paintser muss man sich dann selbst vertrauen, dass man was draus macht.

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@NinaW : Du schreibst, dass Du kein Planer bist. Jetzt versuchst Du mit einem Technikmonster zu planen, dass nicht zum Romanschreiben entwickelt wurde. Ich würde sagen, der Misserfolg ist vorprogrammiert und Deine Annahme, dass Du kein Planer bist, bestätigen. Ich habe die Beschreibung zu SCRUM kurz überflogen. Ich würde es nicht zum Romanschreiben benutzen. Wenn Du mit einem Programm planen willst, würde ich eins wählen, dass speziell dazu entwickelt wurde. Eines davon hast Du schon.
Du solltest das Ganze entspannter angehen. Wenn Du sagst, ich will einen Fantasyroman schreiben, dann hast Du schon einen Plan. Wenn in der Geschichte eine Hexe vorkommen soll, hast Du einen weiteren Plan. Niemand schreibt wirklich eine Geschichte ohne Plan. Man hat immer irgendwelche Ideen im Kopf. Man entscheidet, was drin sein soll und was nicht. Da beginnt die Planung schon. Der Planer füllt mit diesen Ideen zuerst Kärtchen, den Organizer, das Denkbrett, eine Exceltabelle oder sonstwas, der Nichtplaner fängt direkt mit dem Schreiben an. Das ist der Unterschied.
Was ich auch hier im Forum merke ist, dass Kreativität und Planung als Gegensatz angesehen wird. Ich habe auch schon den Spruch gehört, ich bin kreativ, kein Planer. Ich bin der Planertyp und fühle mich in der Kreativität nicht eingeschränkt. Die Bilder der alten Meister wurden nicht kreativ hingepinselt, sondern genau geplant, Christo hätte ohne Planung kein Werk realisieren können. Auch ein Film oder eine Oper haben einen großen Planungsaufwand. Kreativität ist gut, mit Planung wird es besser.

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Zu meiner Schande nicht, obwohl der Gedanke naheliegt und reizvoll erscheint.

Wobei der offensichtliche Unterschied schon im „setup“ liegt. Agile Methoden für IT-Projekte in großen oder vielen kleinen Teams. Doch wer hat schon einen Roman im Kollektiv mit fünf bis sieben Kollegen geschrieben? Hmm…

Eine wichtige Zutat bei allen agilen Methoden ist der Einfluß eines Korrektives. Es entscheidet, wie viele Betriebsmittel es wert sind, für die Implementierung verbraucht zu werden. Es entscheidet, wann der Ergebnis gut genug ist. Bei Scrum ist es der „product owner“, bei XP der „customer“. Beides nicht-technische Rollen, deren Ziel es ist, ein ausreichend gutes Produkt so schnell wie möglich unter Einsatz geringer Mittel zu erhalten.

Übertragen auf das Schreiben eines Romans entspricht der „product owner“ letztlich einem unvoreingenommenen Käufer, der für den Roman sein Geld ausgegeben hätte und sich vorzugsweise nicht mit den handwerklichen Herausforderungen des Schreibens auskennt. Schwierig…

Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass ein paar Techniken anwendbar sind Z.B. die ständige Bereitschaft des Autors, sein Erzeugnis regelmäßig schonungslos kritisieren zu lassen, es wiederholt zu verwerfen und von Grund auf neu zu erstellen. Ständige Kontrolle über den Fortschritt…

Ganz wichtig: ein persönlicher Scrum Master. Es sorgt für die angenehmen Arbeitsbedingungen. Erfüllt unsere Bedürfnisse, bevor wir sie wahrnehmen. Reicht uns heißen Tee, wenn der Kopf raucht. Öffnet das Fenster, damit unerträgliches Vogelgezwitscher inspiriert. Reicht den feuchten Lappen, wenn wir in Selbstmitleid zerfließen. Vermutlich ist das die Rolle unsere Lebenspartner… :kissing:

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