Gravity

Wir hatten hier mal das Thema Plausibilität.

Ich hab gestern den Film Gravity gesehen.

Der Film ist echt grauenhaft.

Dass die Astronautin ständig flennte ging mir ebenso auf die Nerven (in Apollo 13 waren die Astronauten noch mutig - und das war ein authentischer Film), wie die nervtötende Musik.

Aber schlimmer waren die unlogischen Szenen.

Beispiel: George Clooney hängt am Seil an dem auch die Hauptdarstellerin hängt. Offensichtlich zerrt sein

Körper an dem Seil und bring sie in Gefahr. Er klingt sich aus und opfert sich.

Das Ganze spielt sich aber in der Schwerelosigkeit ab (und das Seil hat den Impuls, den er anfangs hatte

schon lange gestoppt (die beiden rotieren auch nicht).

Von diesen Merkwürdigkeiten gibt es eine ganze Menge.

Also, Leute befreit euch von aller Logik, dann bekommt ihr 7 Oscars.

Aw: Gravity

Ja, die Logik in den Filmen, besonders in Aktionfilmen, geht manchmal schon ins Lächerliche.

Ein bißchen Unlogik gestehe ich den Filmemachern ja zu, aber irgendwo sollte doch mal ein Punkt gemacht werden.

Allerdings glaube ich nicht, dass es viele Leute gibt, die solche Fehler, wie du sie angemerkt hast, überhaupt bemerken. :smirk:

Aw: Gravity

Bei mir geht sofort die Spannung in die Knie, wenn ich nicht sagen kann: “So könnte es passiert sein”.

Aw: Gravity

Dann magst du gar keine Fantasy mit Magie? zwinker

Nein, im Ernst. Ich verstehe dich absolut. Deshalb (und aus anderen Gründen) hat mich in der letzten Szene der “Illuminati” die Explosion des Helikopters aufgeregt. Und da war sich schon wirklich großzügig mit einigen anderen Ungereimtheiten. Aber das war mir dann doch zu albern. (Buch hatte ich aber nicht gelesen)

Aw: Gravity

@Rabenvogel,

ich bin zwar tatsächlich kein Freund von Fantasy, aber sie funktioniert, wenn man einfach bestimmte Voraussetzungen “definiert” (z.B. ein Zauberer, der bestimmte Fähigkeiten hat) und das als Basis für eine Story nimmt.

In der SF sollte man aber den Naturgesetzen möglichst nicht widersprechen. In einem Film, der davon lebt, dass er authentisch wirkt, wie Gravity, darf das meiner Meinung nach auf keinen Falls sein - und in einer Schlüsselszene schon gar nicht.

Aw: Gravity

“In der SF sollte man aber den Naturgesetzen möglichst nicht widersprechen”

Oh je, dann darf ich eigentlich GAR KEINEN SF-Film mehr ansehen. Schon gar nicht Star Wars, Star Trek und wie sie alle heissen. Und auch keinen James-Bond-Film undundund.

Ich habe kein Problem damit, wenn ein Film nicht in allen Aspekten immer logisch oder realistisch ist. Ich schaue ja schließlich einen Film und kein Lehrvideo. Ich muss sagen daß ich mit Gravity sehr viel Spass hatte. Ich bin Raumfahrtingenieur und wir waren mit der halben Abteilung im Kino. Alle haben sich trotz der kleinen naturwissenschaftlichen Ungenauigkeiten prächtig amüsiert. Vor allem die Darstellungen von Soyuz, Shuttle und ISS fanden wir gelungen und authentisch. (Das sagte ein Kollege der selber im Cockpit des Space Shuttle gesessen hat) Bei der Feuerlöscherszene haben wir gegrölt und geklatscht. Und auch den Oscar für die Filmmusik von Steven Price fand ich verdient.

Aber seien wir ehrlich: Film und Musik sind Kunst und Kunst ist Geschmackssache. Ist bei Büchern ja auch so. Kunst kann gefallen, muss aber nicht. :wink:

Viele Grüße

Peter

Aw: Gravity

Tja, wenn man das so sieht, sehe ich keinen Unterschied mehr zwischen SF und Fantasy. Manche machen da auch keinen Unterschied. Das ist schade. Wenn ich mich nicht irre, haben bei Star Trek, Orion usw. Wissenschaftler mit gearbeitet - aus gutem Grunde. Wenn ein Mensch gebeamt wird, muss das den Naturgesetzen nicht widersprechen (auch wenn es vermutlich niemals funktionieren wird). Wenn man allerdings die Gravitationsgesetze nicht ernst nimmt, kann ich die Story nicht ernst nehmen.

Und Gravity (man beachte den Titel!) sollte noch nicht einmal SF sein und schon gar nicht Fantasy. Ich frag mich wirklich, wo die Spannung bleibt, wenn alles möglich ist. Vielleicht ist ja auch George noch mit seinem Raumanzug sauber in die Atmosphäre eingetreten und gelandet. Ich gönne es ihm. :laughing:

Aw: Gravity

Oh, danke fürs Spoilern.

Dann kann ich es mir ja schenken, den Film zu schauen, wo die Pointe gleich als erstes genannt ist. :frowning:

Mag ich gar nicht, sowas.

Das ist, als wenn die 18 Uhr Nachrichten mit den Fußballergebnissen beginnen.

Ist aber schon richtig. Science Fiction darf Annahmen über mögliche wissenschaftliche Spekulationen machen, aber nicht bekannte Gesetze der Physik mit Füßen treten (es sei denn, die Spekulationen erklären einen “Trick”, wieso das so sein darf).

Und selbst Fantasy darf nicht willkürliche Magie beinhalten.

Werden diese Regeln nicht eingehalten, passiert das gleiche, was im Kleinen mit der Papyrus Stilanalyse und der Lesbarkeitseinschätzung gefiltert werden soll:

Der Leser (oder Betrachter, bei Filmen) “stolpert”, wird aus der Geschichte herausgerissen, fängt an, auf einer Metaebene über die Geschichte nachzudenken, anstatt darin gefangen zu sein, wie sich das für eine anständige Geschichte gehört.

Aw: Gravity

… schön, dass auch andere die Sache ähnlich sehen.

Und sorry, wg. Spoiler, :cry:

aber das mit dem armen George passiert gleich am Anfang. Man kann den Film also trotzdem noch „genießen“ :slight_smile:

… und wenn man das ganze als Persiflage sieht, hat der Film durchaus seine Reize.

Vorsicht Spoiler!:

Übrigens noch eine Anekdote aus dem Film: Die Landekapsel versinkt im Wasser (keine Ahnung, warum - ich hätte gedacht, dass sie wasserdicht wäre - vielleicht hat die schlecht ausgebildete Astronautin auch den Deckel geöffnet) und der größte Gag ist dann, dass ein Frosch vor dem Fenster auftaucht und nach oben schwimmt (vermutlich ein Tiefseefrosch). Aber an dieser Stelle kann es durchaus sein, dass ich den Film einfach nur nicht richtig verstanden habe, weil ich geistig schon abgeschaltet hatte. :smiley:

Der Film Apollo 13 ist ein ganz anderes Kaliber. Die Authentizität (soweit man sie als Laie beurteilen kann) ist im wahrsten Sinne erschreckend und spannend, und das, obwohl man von vorn herein weiß, wie es ausgeht.

Aw: Gravity

Im Fall von “Gravity” stören Spoiler nicht; ich kannte die Story in groben Zügen auch schon, ehe ich ins Kino ging, und fand den Film trotzdem beeindruckend allerdings wegen der Weltraumszenen, nicht wegen der Geschichte an sich. (Ich hatte mir ein Kino ausgesucht, wo es den Film in 3D gab. Das ist bei diesem Film empfehlenswerter als bei jedem anderen!)

Bloß, wie gesagt, die Geschichte. Was sagt der Film? Im Weltraum rast dermaßen viel Zeug herum, dass es keine Raumstation lange durchhält. Kaum gehst Du an Bord, haut’s Dir schon Dach und Wände zusammen. Diese enge Verkettung von Katastrophen erschlägt in der Summe das Gefühl von “unendlicher Weite”, den man von einem im All spielenden Film eigentlich erwartet. Während des Films denkt man zwar öfters, “ah, so sieht das also aus, cool”, aber ich jedenfalls bin mit einem innerlichen Schulterzucken aus dem Kino gegangen. Es ist im Grunde fast ein “Anti-Weltraumfahrt-Film”.

Aw: Gravity

Stimmt: die Weltraumszenen sind beeindruckend. Aber es ist schwer, sich auf diesen Teilaspekt zu konzentrieren, wenn man durch die widersprüchliche Handlung und die ständigen Katastrophen ständig herausgerissen wird. Vielleicht sollte man sich den Film noch einmal ohne Ton ansehen (das meine ich fast ernst).

Was die Handlung angeht, da kenne ich einen Autor, der das besser macht. Der Name ist mir doch glatt entfallen :slight_smile:

Aw: Gravity

Haben sie? Dann aber nicht sehr erfolgreich.

Übrigens soll Gravity zu einem guten Teil realistisch sein, auch wenn die Windeln fehlen.

Wechseln wir mal zu Krimis. Überlege mal, wie häufig Miss Marple auf Tote stößt. Oder die Krimiautorin Angela Fletcher. Wie viele sterben jede Woche in deinem Umfeld?

Diese Woche bekam ich die Begründung für eine Ablehnung. Die einzelnen Teile liefen darauf hinaus, dass die realistischen Schilderungen (also vorbildgrecht!) zu konventionell (=langweilig) waren.

Mach dir darauf einen Reim.

Aw: Gravity

Wie kann man nur so missverstanden werden? :smirk:

Es geht nicht um realistisch. Es geht um widersprüchlich. Das ist ein riesiger Unterschied.

Wenn überall Leichen herumliegen, ist das kein Widerspruch, aber wenn jemand mit einer Wasserpistole erschossen wird, schon.

… und wenn sich der Protagonist opfert, obwohl die Astronautin ihn mit dem kleinen Finger zu sich hätte heranziehen können, ist das auch ein Widerspruch

(so blöd kann nämlich kein ausgebildeter Astronaut(in) sein).

… zur Story „Dunkle Energie“ … Thema war ein Krimi, der auf einer Formel basieren sollte.

Aw: Gravity

Kleine Ergänzung: Um noch ein Missverständnis zu vermeiden: Die Schwerkraft (Gravitation) ist dort “oben” fast genau so groß, wie auf der Erdoberfläche (vielleicht um 10% geringer).

Trotzdem kann man dort Massen mühelos bewegen. Natürlich muss man den Körper dazu beschleunigen. Ganz ohne Kraft geht das nicht, aber bei geringer Beschleunigung ist sie entsprechend gering - der arme George hat sich also völlig umsonst geopfert. Das ist eigentliche Tragik des Films! :frowning:

Aw: Gravity

Wieso umsonst? Er bekommt einen Darwin-Award! :wink:

Aw: Gravity

Stimmt, und eine ansehnliche Gage hat er vermutlich auch bekommen. :laughing:

Aw: Gravity

Also ich verstehe euch nicht. Da gibt es mal wieder einen fantastisch gemachten und vergleichsweise intelligenten Kino(!)film (also nichts für das Fernsehen) und schon motzen alle rum, dass dieses und jenes nicht realistisch war. Das ist zwar korrekt, aber nennt mir einen spannenden intelligenten Kinofilm, der 100% logisch ist.

Ich würde vermuten, das Problem des Films ist eher, dass er so realistisch gemacht ist, dass die Unlogiken eben besonders auffallen.

Und Apollo13 gehört zwar zu einem meiner Lieblingsfilmen, aber entschuldige bitte Katze, der Mut, so wie er dort dargestellt wird ist doch reichlich nahe am Pathos und Machotum.

Kennst Du den Tierforscher Steve Irwin? Der war real, sehr bekannt und als Forscher anerkannt. Wenn Du jemals eine seiner Sendungen gesehen hast, dann würdest Du die Darstellung der Personen in Gravity als übertrieben seriös halten.

Ich habe diesen Film (große Leinwand und 3D) jedenfalls sehr genossen und sogar Sandra Bullok gut gefunden (sonst mag ich sie überhaupt nicht)

Aw: Gravity

Ich persönlich unterscheide noch zwischen Logik und Ungenauigkeiten, aber davon abgesehen, hast du vermutlich recht mit der Aussage, dass Unlogiken hier mehr auffallen/stören, als in anderen Filmen.

Ich bin sonst eigentlich gar nicht so streng. Über die Flugzeug-Szene in Stirb Langsam 4.0 habe ich gelacht, weil sie so albern überzogen war. Aber sie war einfach unterhaltsam. Und die große Rettungsaktion aus der Airforce One in Iron Man 3 fand ich - obwohl sie selbst im Rahmen von Fantasy maßlos übertrieben war - einfach supercool gemacht. Da empfinde ich auch Achtung vor den Stuntmen.

Ich denke, es hängt einfach sehr viel mit der Erwartungshaltung zusammen, denn je ernster sich ein Film selbst nimmt, desto ernster nehmen ihn auch viele Zuschauer (oder ich zumindest).

btw: Ich fand es große Klasse, dass Sandra Bullock sich vor einigen Jahren persönlich die Goldene Himbeere abgeholt hat. :slight_smile:

Aw: Gravity

Wenn ein Film so “dokumentarisch” aufgebaut ist, setze ich in der Tat ganz andere Maßstäbe an. Für mich war das Volksverdummung. Bei einem James-Bond-Film weiß jeder, was auf ihn zukommt. Das ist absolut nicht vergleichbar.

Bei uns als Autoren, kann so etwas den Eindruck hinterlassen, das Logik völlig egal ist. Der Leser wird es schon schlucken. Ich finde das fatal.

Ich finde, jedes Story sollte (gibt natürlich Ausnahmen, Fantasy usw.) den Eindruck hinterlasse: So könnte (ggf. unter bestimmten Voraussetzungen) es gewesen sein.

Ich hab mal einen SF-Film gesehen, in dem sich die Astronauten vom Mars zur Erde in Echtzeit mit den Familien zu Hause unterhalten haben. An der Stelle hab ich abgeschaltet.

Ich bleib dabei: Spannung kann nur entstehen, wenn die Logik erhalten bleibt und nicht alles möglich ist.

Natürlich ist es oft sehr mühsam, Widersprüche zu vermeiden. Mit dem Verzicht auf Logik hat man es viel einfacher.

Ein Film der sich Gravity nennt sollte zumindest die Schwerkraft einigermaßen korrekt behandeln.

Ich bin tatsächlich etwas erstaunt hier, dass der Logik offenbar so wenig Bedeutung zukommt. :confused:

Und zu Apollo 13: So weit ich weiß ist der ziemlich authentisch gewesen (klar etwas amerikanisch überhöht). Hätten die Astronauten die ganze Zeit so gejammert, wie die Astronautin, wären sie sicher nicht heil zur Erde zurückgekehrt. :smiley:

Aw: Gravity

de.wikipedia.org

Hatten wohl ein Quantentelefon. Gibt´s 2030 im Mediamarkt. :laughing: