Gekürztes Lichtjahr

Ich möchte euch mal meine kürzeste Kurzgeschichte vorstellen. Leider bin ich nicht schuld an der „Länge“, sondern die Akteure. :laughing: Bin offen für Feedback:

Der Flug zum nächstgelegenen, vermutlich bewohnbaren Planeten war gerade einmal vor 15 Sekunden gestartet worden. Es war der denkwürdige 15.09.2272. Endlich hatte die jahrelang vorbereitete Mission, mit der Anna ihren Traum von der Entdeckung unbekannter Welten und fremdartigen Lebens zu erfüllen hoffte, begonnen. Noch wusste sie nicht, wer oder was sie nach der langen Reise von circa 25 Jahren auf Kepler-438b, einem 470 Lichtjahre von der Erde entfernten Exoplaneten, erwarten würde. Doch sie schrieben heute eindeutig Geschichte.

Das Denken und Atmen fiel ihr angesichts der Wirkung sehr starker Beschleunigungskräfte, die auf ihren Brustkorb drückten, noch schwer. Dadurch achtete sie nicht richtig darauf, wie weit sie den Regler zur Flugbahnanpassung gerade nach rechts drehte. Ihre Reaktionsfähigkeit war vermindert. Mist, zu weit. Es knirschte grässlich im Pilotstand. Sie versuchte eine Korrektur. Angesichts eines fehlenden Redundanzsystems war sie die Einzige, auf der die Verantwortung der Steuerfrau lastete. Die gesamte Konstruktion des Schiffs geriet trotz Sonderlegierung und Innenwandverstärkung hörbar an ihre Grenzen. „Was …?!“

Der sich innerhalb von Sekundenbruchteilen auftuende Riss entlang der Längsachse des Generationen-Raumschiffs war nicht vorgesehen. Er lieferte sie und ihre rund 500 Teamkameraden als Erbrochenes dem Triumvirat von Kälte, Vakuum und Dunkelheit aus - eine Veränderung, die sie nach ihrem kurzen Ausruf schon nicht mehr spürte.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Hallo lieber Frank, die Geschichte finde ich gut. Lässt Action uns Spannung vermuten. Vermuten sage ich deshalb, weil du es erzählst, anstatt es zu zeigen. Die Geschichte fühlt sich an wie unter der Decke gehalten. Show, don’t tell. Der Satz ist sicher bekannt. Allerdings war mir die Umsetzung auch lange Zeit ein Rätsel. Wünsche dir alles Gute.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Ja, ich wollte zeigen, wie schnell eine Geschichte zu Ende ist, wenn die Figuren den Autor durch einen großen Fehler am Fortgang der Geschichte hindern.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Frohes neues Jahr!

Zu Deiner Geschichte:

Das ist unlogisch und unglaubwürdig und der eigentliche Fehler in Deiner Geschichte.

Wenn ich bedenke, dass Autopilot und mehrfache Redundanz schon seit Jahrzehnten Standard im Luftverkehr sind, fällt es mir äußerst schwer zu glauben, dass man in 250 Jahren Generationenschiffe ohne jegliche Sicherheit konstruieren soll.

Für die Konstruktion des Schiffes ist aber nicht Anna verantwortlich, sondern Du. Von daher kann ich Deiner Aussage, die Figuren würden Dich am Fortgang der Geschichte hindern, nicht unterschreiben.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Danke für den Hinweis auf den logischen Fehler. Mist :slight_smile:

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Wieso muß die Geschichte hier enden? Viele gute Geschichten fangen mit solchen Szenarien erst an.

Genug offene Fragen hast Du ja hinterlassen.

Wieso starten auch in 250 Jahren selbst große Schiffe noch von der Erde?

Wieso saß ein Mensch am Steuer? (Anm.: Ist heute schon nicht üblich)

Wieso wurden die Sicherheitssysteme, die ja nach der Überarbeitung auftauchen werden,

vor dem Start nicht eingehend getestet?

Wenn doch, warum haben sie in einem kritischen Moment versagt?

Es muß ja kein Krimi werden, aber wenn der Erbsenzähler, der dafür verantwortlich ist,

gerade für einen Senatssitz kandidiert, hast Du genug Spannung durch eine großangelegte

Vertuschungsaffäre.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Hallo Füllwort,

klar kann ich aus dem Plot viel mehr machen. Es soll jedoch eine Art Scherz sein: der Autor will eine tolle Kurzgeschichte schreiben, aber ein früher Fehler eines seiner Figuren macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Nach der Explosion gibt es keinen Gegenstand des Schreibens mehr. Es wurde quasi eine zu kurze Kurzgeschichte.

Kommt meine Intention nicht herüber?

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Hallo Turtle,

ich als Autor kann natürlich eingreifen umd alles bestimmen. Ich stellte mir halt mal die Situation vor, dass eben keine lange Geschichte, keine Erfolgsstory geschrieben werden kann. Die Romane und Erzählungen, in denen es um Spacee Operas und viele Abenteuer geht, blenden die Möglichkeit aus, dass eine Expedition am Anfang scheitert. Was nicht passiert, kann nicht erzählt werden. Daher reizte mich das Schreiben einer Kurztgeschichte, die das Gegenteil einer sich fortschreibenden Handlung andeutet.

Aw: Gekürztes Lichtjahr

Du hast recht. Was nicht ist, kann nicht erzählt werden. Aber du hast Unrecht, wenn du behauptest, dass hier nichts ist. Hier hat immerhin ein Unglück stattgefunden und genau DARÜBER kann sehr wohl erzählt werden. Deshalb muss nicht gleich eine Space Opera daraus werden (oder ein Fortsetzungsroman) 20 Zeilen mehr könnten genügen, um diesem Ereignis mehr Tiefe und vor allem Inhalt zu verschaffen.

Genau daran fehlt es nämlich hier. Diese Zeilen (eine Kurzgeschichte würde ich das nicht nennen wollen) lösen keine Emotionen aus, enthalten keine Konflikte und keine Anreize, sich nach dem Beenden des Lesens auch nur einen winzigen Gedanken um den Text zu machen (wenn du ihn nicht zur Kritik gestellt hättest). Sie gleichen eher einem Gedankenblitz, den es auszuarbeiten gilt. Einfach ein wenig mehr Drumherum über die gescheiterte Mission wäre nicht schlecht. Keine Fakten wie in einer Zeitungsnachricht, sondern Dinge, die den Leser über den Tod der Menschen grübeln/traurig sein oder sich erschrecken lassen. Waren “Mist, zu weit!” wirklich Annas letzte Gedanken? etc. etc.

Im Grunde ist es ja wie das Leben selbst: Man schmiedet Pläne, begibt sich auf eine Reise und manchmal kann alles aber im Bruchteil einer Sekunde vorbei sein, alle Pläne dahin, und das Ziel bleibt unerreicht. Man geht irgendwie immer davon aus, dass die Reise irgendwie weitergeht und ich finde den Ansatz hier gut, dass es einfach mal nicht so ist :wink: Muss aber meinen Vorrednern zustimmen, dass es das Potential für eine gute Geschichte gehabt hätte.

Also ich find die Idee extrem witzig :smiley:
Allerdings kommt das eben erst durch deine Zusatzerklärung so richtig zur Geltung.
Ich frage mich, ob man die Info, dass die Kürze durch die Akteure “verbrochen” wurde, nicht noch als Absatz in die Geschichte einbauen könnte.

So a la:

“470 Lichtjahre entfernt starrte Mrkrsxsk, der Admiral von Kepler-438b, fassungslos auf den Radar. Auch er hatte bereits jahrelang in Vorbereitungen auf dieses Ereignis investiert: Komitees waren einberufen worden und hatten getagt, eine Flottenakademie war gegründet worden und die Auswahl der besten Nachwuchskämpfer bereits angelaufen, der diplomatische Dienst arbeitete ebenso wie die Abwehr seit Monaten auf Hochtouren, der Ausbau der Planeten-Verteidigung hatte schon Unsummen verschlungen, ganz zu schweigen von den Umbauten, Umsiedlungen, Verschönerungen und Aufrüstungen der Zivilbevölkerung. Sie alle harrten der Ankunft der Fremden gleichermaßen mit Spannung und Ingrimm. Und nun hatten die Erdlinge es einfach versemmelt. Mrkrsxsk war fassungslos. Das große Spektakel – dessen Pracht ganze Bände hätte füllen können! – musste abgesagt werden. Seufzend hievte er sich aus seinem Sessel und schickte sich an, dem Herrscher zu berichten, dass die Geschichte enden würde, bevor sie überhaupt begonnen hatte.”