Feinschliff für aktuelle Szene aus meinem Fantasy-Zyklus

Ich bin mal so frei, euch die aktuellste (fertige) Szene aus meinem Fantasy-Zyklus angedeihen zu lassen, möchte/muss aber wohl ein paar Takte vorausschicken:

  1. Da das hier ein „offener“ Lesezirkel ist und ich entsprechend nicht weiß, ob vielleicht Minderjährige mitlesen, habe ich vorsichtshalber einige Stellen herausgekürzt, in denen Beischlafhandlungen zwar nicht notwendigerweise explizit, aber doch „zusammenreimbar“ geschildert werden. Ich habe jedoch aus Gründen, die ich auf Nachfrage gern erkläre, nicht alles „entschärft“.

  2. Es ist die erste Szene des vierten Bands und die Geschichte hat inzwischen über 400 Figuren. Ihr könnt also zwangsläufig nicht wissen, wer wer ist und was es mit wem auf sich hat. Größtenteils wird es sich erschließen, ansonsten gilt auch hier: Bitte nachfragen.

  3. Ich stelle diese Szene ein, weil meiner Meinung nach irgendwie noch der (ganz feine?) Feinschliff fehlt. Irgendwas knirscht noch, irgendwas holpert, ich weiß aber nicht, was. Deshalb hoffe ich, dass ihr mich mit möglichst vielen Fragen herausfordert.

Das Albenfehl.pdf (60.5 KB)

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Es gibt hier auch einen geschlossenen Lesezirkel, @Ulli nimmt dich gerne dort auf, wenn du hinein möchtest :slight_smile:

Zu deinem Text:
Mh, mir fällt dein Hang zu Inquits auf. Ich weiß, es gibt ganz viele Artikel zu “said is dead”, aber (wie wir seid Tyrion Lannister wissen, kann man alles vor einem “Aber” ignorieren) du benutzt diese Inquits schon sehr ausschweifend. Gerade an solchen Stellen: »Wirklich, es gefällt mir, wie erfahren du bist«, versicherte er Arrika lächelnd; ist ein “versichern” nicht notwendig. Die Aussage versichert doch schon, es reicht, wenn sie ihre Aussage mit einem Lächeln abschließt.
https://www.deutschmeisterei.de/33010-2/

Dann ist mir noch ein bisschen Headhopping aufgefallen. Du bist eigentlich die ganze Zeit bei Arrika, aber hier nicht: “Graf Bodial sah Arrika nachdenklich an. Sie war so jung, so zierlich, so wunderschön, und doch machte sie sich solche alten Gedanken.”
Hatte das in meinen Texten auch, habe dann nach und nach alles davon gestrichen (war gar nicht so einfach, weil man doch immer wieder mal einen Satz in der falschen Perspektive überliest) und fand es danach einfach um Welten besser. Obwohl ich anfangs dachte, es wäre wichtig (deswegen war es ja auch drin), weil es ja schon wichtig ist, was alle Beteiligten so eigentlich denken. Zumindest für meinen Text lag ich falsch.

Letzte Anmerkung von mir:
Ich habe gelernt, dass ein Text wirkungsvoller wird, wenn alle Sinne darin einfließen. Oft packen wir nur das sehen in einen Text, aber gerade bei deiner Szene würde sich Geruch (Schweiß und anderes), und Fühlen (Bartstoppel) anbieten.

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Hallo Nina,

danke für deine Rückmeldung. Ich gestehe, den Begriff “Inquits” hatte ich bis dato noch nie gehört. Und ich hätte deine Kritik vermutlich eher angenommen, wenn du den Artikel von der Deutschmeisterei nicht verlinkt hättest. :wink: Den finde ich nämlich gar fürchterbarlich schulmeisterlich. Man kann doch auch mal mit Sprache spielen und ein Adjektiv erfinden, ohne dass es gleich “Faulheit” ist. Ich habe zum Beispiel an anderer Stelle in dieser Geschichte mal geschrieben: “Die Hunde sprangen krurrwinselkläffend um ihn herum.” Und das aus dem einen einzigen, simplen Grund, dass ich es konnte. In diesem Fantasy-Kontext mache ich das aber nur, ganz, ganz sporadisch.

Ansonsten bin ich wohl - gerade, weil ich vom Übersetzen und vom Englischen her komme - tatsächlich ein Verfechter von “said is dead”. “He said”, “said she”, “he said”, das ist mir zu angelsächsisch. Zu den Gründen, warum ich damals mit dieser Geschichte angefangen habe, gehörte, dass sie “Technicolor” sein sollte.

Damit will ich deinen Hinweis nicht abtun. Ich werde ihn vielmehr in Zukunft garantiert um Hinterkopf haben.

Was das “Headhopping” angeht (noch so ein mir bis jetzt unbekannter Begriff), gebe ich dir absolut Recht. Ich fand es wichtig, ein Streiflicht darauf zu werfen, warum sich Bodial so verhält, wie er sich verhält. Er will Dinge von Arrika weghalten. Es ist also ein Ausdruck von Zuneigung. Aber es ist vermutlich wirklich besser und stringenter, wenn ich ihn den fraglichen Satz in wörtlicher Rede sagen lasse.

Später mehr, Physiotherapie ruft!

Danke noch mal. :slight_smile:

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Was die Sinneseindrücke angeht, hast du natürlich recht. Und es gibt andere Stellen in der Geschichte, in denen ich umfassender auf Hören, Fühlen, Tasten, Riechen abstelle - meiner Meinung nach übrigens durchaus auch schon in dieser Szene, denn immerhin hört Arrika ja die Schritte der Albenfehle, bevor sie sie sieht, und sie fühlt die Schmerzen ihrer wunden Brustwarzen. Wobei diese vielleicht ein gutes Beispiel dafür sind, meine Gedankengänge und ein Stück weit auch mein Dilemma zu verdeutlichen. Denn für mich persönlich finde ich dieses Detail schon grenzwertig und frage mich, ist das vielleicht schon voyeuristisch?

In dieser Szene gibt es letztlich drei relativ unverblümt beschriebene Geschlechtsakte. Und wenn ich die explizit zum Gegenstand einer Szene mache, muss das für mich gerechtfertigt sein. Es muss die Geschichte voranbringen, sonst ist es nur Sex oder ich muss mich sogar mit dem Vorwurf der Pornografie auseinandersetzen. Daher schildere ich die eigentlichen Akte sehr lakonisch.

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Hallo Mario,
ich bin Nina´s Meinung was die Häufigkeit der Inquits betrifft. Dadurch wurde der Text für mich etwas sperrig und gleichzeitig die Szenen an sich zu lang. Mitunter will ich als Leser etwas schneller ans Ziel kommen. Ich würde sogar noch etwas weitergehen und nicht nur die Inquits kürzen sondern auch an verschiedenen Stellen die Hinweise auf den Sprecher, sofern es sich aus dem Dialog oder der Handlung von selbst erklärt. Bei lediglich zwei Anwesenden bzw. Sprechern finde ich persönlich das Aneinanderreichen der einzelnen Aussagen eines Dialogs auch ohne Begleitsatz “lesbarer” (allerdings nicht zu häufig). Da reichen oft neue Anführungszeichen und ggf. ein neuer Zeilenbeginn.

Die Wechsel der Erzählperspektiven sind mir nicht negativ aufgefallen. Stattdessen aber:

An der ein oder anderen Stelle “gackerten” die Albenfehle etwas häufig. Vielleicht wird der Text durch Synonyme gefälliger.
Das Ende der Kampfszene mit den Albenfehlen kam für mich auch etwas abrupt (wieso griff der verbliebene Fehl nicht weiter an? Arrika war erschöpft, es wäre doch ein Kinderspiel für ihn gewesen, sie abzumurksen). Die Stelle mit der plötzlich daliegenden und genauso plötzlich wieder verschwundenen Doired könnte erklärt werden. Sind die Vögel Gestaltenwandler oder halluzinierte Arrika hier nur? Es kann natürlich gut sein, dass sich die Fragen aus dem Kontext des ganzen Buches beantworten, dann kannst du diese Anmerkungen von mir gerne wieder streichen.

Insgesamt für mich aber ein Text, der mich reizt, ihn bis zum Ende zu lesen :slight_smile:

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Hallo Mario,

Die Sache klingt soweit spannend und interessant, auch die Charaktere haben offensichtlich Persönlichkeit und agieren lebendig. Zur Handlung selbst kann ich nicht viel sagen, da fehlt das ganze Hintergrundwissen, macht hier aber nichts.

Was mich aber auch immens stört, sind die schon erwähnten Inquits.
Es ist nicht nur ein ständiges ‘sagte er’, deine Leute zischen, versetzen, widersprechen, behaupten, schnauben, rufen knurren und so weiter. Für mein Leseempfinden kann man das ab und zu bringen, wenn es aber zur Regel wird, nervt es sehr schnell.
Beinahe jeden Dialog, selbst wenn sich nur zwei Leute unterhalten und man problemlos weiß, wer gerade spricht, schließt du auf diese Weise ab, für meinen Geschmack ist das einfach viel zu viel des Guten. Dann werden diese Aussagen auch fast immer noch näher erklärt, nicht selten mit einem Adverb (fragte er unwirsch, entgegnete sie patzig u.s.w.).

Das ist jetzt wirklich nicht böse gemeint oder gegen dich gerichtet, aber ganz ehrlich, wenn ich einen derartig gestalteten Text lese, ist mein Lesespaß erstmal im Keller.
Man muss mir nicht jedes Mal erklären, wer jetzt was gesagt hat, wenn es auch ohne Erklärung absolut verständlich ist, ich fühle mich da immer etwas bevormundet. Noch schlimmer finde ich es, wenn ein Autor meint, er müsste zusätzlich erwähnen, wie eine Figur ihren Satz gemeint hat oder in welcher Stimmung sie dabei ist.

»Ich werde dafür sorgen, dass dir dein Titel aberkannt wird!«, zischte Doired voller Wut.
Dass sie wütend ist, geht aus dem Satz hervor und ist völlig klar, genauso, dass Doired das sagt. Warum es also noch extra erwähnen?
Ich würde diese Zusätze erstmal brutal streichen und nur die behalten, die wirklich absolut notwendig sind.

Mit etwas Überarbeitung denke ich auch, das wäre eine Story, die ich gerne lesen würde.

Ich schließe mich meinen Vorrednerinnen an. Zu viele Inquits und zu viele Erklärungen dazu. Und, wie ich finde, ein paar seltsame Sprünge in den Szenen, mag auch an den Auslassungen liegen.

Ich finde Arrika etwas zwiespältig. Einerseits beschreibt sie sich als mit vielen Wassern gewaschene Mörderin/Intrigantin (?), aber sie kann mit Zauberei/Magie anscheinend nicht viel anfangen (obwohl sie eine Stickerei von Doired in der Hand hält, was will sie sonst damit?), derer Doired anscheinend mächtig ist. Da fehlen anscheinend etliche Hintergrundinfos.
Eine Magd mit einer leichten, eleganten Klinge und einer wenig glaubhaften Geschichte findet sie nicht seltsam. Ein Schwert ist eine solche Klinge aber nicht.
Vorne im Text betrachtet Bodial seine Frau, später ist sie die künftige Frau?

Wie viele Seiten haben denn die ersten drei Bände?

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Ich nehme das mit den Inquits jetzt erst mal so zur Kenntnis, lasse es aber mal bis morgen ruhen, weil ich mich im Moment zu sehr über diesen Herrn Michael Lohmann ärgere.

Ja, Arrika ist zwiespältig. Mir ist sehr daran gelegen, Menschen mit ihren Brüchen und Zwiespalten darzustellen. Ich finde, Menschen vereinen oft sehr viele (vermeintliche) Widersprüche in sich, und Menschen sind eigentlich auch nur selten artikuliert oder reflektiert. Deshalb reden sie auch meist nicht klar und stringent aufgebaut und auf den Punkt kommend und logisch.

Arrika ist eine ausgebildete Meuchlerin bzw. zumindest insgeheim zu Wehrhaftigkeit erzogen. Das konntet ihr jetzt nicht wissen, aber es ist klar, wenn man die ganze Geschichte kennt. Ob sie deshalb auch notwendigerweise an Magie bzw. an magische Geschöpfe glauben muss, die sie nicht kennt, weiß ich nicht. Die Stickerei jedenfalls hat Doired, die ja gerade sprichwörtlich vom Hof gejagt wurde, als Botschaft hinterlassen, dass die Sache noch nicht vorbei ist und sie noch mal zurückkommt.

Die bewaffnete Magd war einer der Punkte, von denen ich wissen wollte, ob ihr darüber stolpert. Das muss ich wohl in eine höhergestellte Person ändern. Das Auftauchen der Magd findet sie aber deshalb nicht seltsam, weil sie ja just auf der Suche nach anderen Frauen mit ihrem speziellen Hintergrund war.

Aus Arrikas geheimer Ausbildung erklärt sich auch, warum sie die Schere so gut werfen kann, warum sie den Stuhl vor sich stellt (als Abstandhalter/Hindernis) und warum sie sich das Nadelkissen zurechtlegt (um die Nadeln als Waffe zu nutzen nämlich). Und, richtig, ihre Erfolgsaussichten wären gering. Aber sie improvisiert ja auch. Und sie ist eben nicht mit allen Wassern gewaschen. :wink:

Das gegen die Wand geprallte Albenfehl muss konsequenter ausgeknockt werden; das sehe ich ein.

Die Albenfehle sind eine Reminiszenz an meine Zeit in der Pfalz und meine Version des “Elwetritsch”, dessen Bezeichnung ja möglicherweise von “Elfen-Tritt” herrührt, wobei mit “Tritt” eben ein Fehltritt gemeint ist. Sie sind in meiner Version Stimmenimitatoren bzw. Gestaltwandler. Hintergrund: Gestaltwandelnde Kinderräuber finden sich in Kulturen weltweit.

Die im Turmzimmer auftauchende Doired ist also ein Albenfehl, ebenso die Viralin, auf die Arrika zunächst trifft. Und das Viralin-Albenfehl bietet sich ja an, Malifet zu nehmen. Arrika wird also im Nachgang bewusst, dass es ihr ihre Tochter rauben wollte.

Bodial und Arrika werden erst heiraten, insofern sollte ich dann wohl konsequent von ihr als seiner “zukünftigen Frau” sprechen.

Zum Umfang: 626 Normseiten in Teil 1 (»Die Mächte der Mitte – Daradwain«), 594 Normseiten in Teil 2 (»Die Spirale dreht sich – Segwathan«), 702 Normseiten in Teil 3 (»Südwege – Veldalur«)

Ach Herrje, da habe ich ja was angerichtet. Ich mag Herrn Lohmann und musste bei seinem Blog nicht lange suchen. Aber ich mochte auch in der Schule und im Studium eher die strengen Lehrer.
Hier gemäßigtere Blogposts
https://philippbobrowski.wordpress.com/2010/12/05/gedanken-zur-inquitformel/
https://www.texpertin.de/dialoge-5-tipps/

Mir ist die Geschichte mit der schmalen, leichten Klinge, die dann ein Schwert ist aufgefallen, da hatte ich eher einen Dolch vor Augen, die Magd selbst hat mich jedoch nicht irritiert, es scheint ja Geldmäßig nicht mehr so zu passen und wenn einem die Wachen fehlen kann man ja schon auch den Verbliebenen Waffen in die Hand drücken.

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Okay, das sind schon zwei sehr deutliche Unterschiede. Der eine mordet, der andere ist in der Lage sich zu verteidigen. Was davon ist sie wirklich?

Sie wurde insgeheim (in so einem Turmzimmer nämlich, wie sie es auch bei Bodial vorfindet) in allerlei Praktiken ausgebildet, die sich unter dem Deckmantel von Handarbeiten, Tanzen und sonstigen Tätigkeiten von “Damen der Gesellschaft” verbergen ließen. Streng genommen hat sie noch niemanden umgebracht, aber ihren Verlobten (den Kronprinzen, dessen Tochter Malifet offiziell ist) an Sklavenhändler verkauft. Insofern wurde sie also zur Wehrhaftigkeit erzogen, aber dass sie das dann in der Form um- und einsetzt, war so, sagen wir mal, vielleicht nicht unbedingt vorgesehen.

Arrika ist (wie in einem mittelalterlichen Kontext üblich) gläubig. Das heißt, sie glaubt ganz selbstverständlich, dass sie von Gott (Hargroth) dazu bestimmt ist, zu herrschen, und dass es ganz natürlich ist, dass sie über anderen Menschen steht. Deshalb hat sie auch überhaupt keine Skrupel, Viralin mit dem Albenfehl allein zu lassen. Sie ist ja nur eine Magd.

Ansonsten wird sich jetzt nach und nach herausstellen, dass Arrika mit ihren Gefühlen für Malifet und in geringerem Maße auch mit denen für Bodial überfordert ist. Sie liebt Malifet abgöttisch, was an sich ihrem Naturell und ihrer Erziehung vollkommen widerspricht.

Über Herrn Lohmann mach dir ansonsten mal keine Gedanken, alles gut. Ich möchte über ihn bewusst nicht sprechen, weil das dann allzu leicht so wirkt, als meinte ich mit Kritik an ihm in Wahrheit dich oder andere, die meinen Gebrauch von Inquits kritisieren.

Ich sehe ein, dass man nicht “doppelt moppeln” muss und etwa “zischen” in Kombination mit dem Gesagten schon genug Ausdruck von “voller Wut” ist. Ich sehe auch ein, dass, wenn nur zwei Personen sprechen, eigentlich der reine Dialog genügt. Halte ich an manchen Stellen durchaus auch so, just an dieser aber nicht, und das im Übrigen ironischerweise, weil ich mir nicht, wie Herr Lohmann es ausdrückt, “Faulheit” vorhalten lassen will.

Ich bin als Kassettenkind einfach sehr vom Hören geprägt. Beim Schreiben sehe ich die Szenen weit weniger vor mir, als ich sie höre. Und für mich ist es relevant, wie die Figuren reden, weil sie sich darüber charakterisieren.

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Diesen Denkansatz finde ich gut, nur, auf die ‘Inquit - Weise’ erreichst du genau das Gegenteil. Ich versuche mal, zu erklären, was ich meine:

Solange die Figuren handeln und miteinander sprechen, ist man als Leser in der Story drinne. Im Idealfall läuft das Kopfkino mit, man (Leser) hat ein genaues Bild vor Augen, wie eine Szene abläuft, ‘hört’ die Figuren reden u.s.w., kurz, die Sache ist in sich stimmig, der Lesefluss wird nicht unterbrochen. Das sind dann die Bücher, in die man völlig abtauchen und den Alltag darüber komplett vergessen kann.

So, und damit sind wir bei den Inquits gelandet. Diese Dinger zählen zu den zuverlässigsten Lesefluss – Killern überhaupt, denn eigentlich sind sie kein echter Bestandteil einer Story, mit ihnen meldet sich vielmehr der Autor zu Wort. Als Leser wird man so ziemlich unsanft aus dem Lesefluss gerissen und stellt fest, hier redet jetzt eine weitere Person, nämlich der Autor.
Er ist der Architekt der Story und muss sie mir spannend, unterhaltsam und lebendig vermitteln, der Autor ist quasi die graue Eminenz im Hintergrund, von der aber weder etwas zu hören noch zu sehen sein sollte.

Praktisches Beispiel aus deinem Text:

»Tu, was du nicht lassen kannst, meine Liebe«, erwiderte Bodial lächelnd.
Du (Autor) erzählst mir (Leser) hier, dass Bodial lächelt. Ich will es aber nicht erzählt bekommen, ich möchte es miterleben.

Mögliche Alternative auf die Schnelle (geht garantiert besser):

»Tu, was du nicht lassen kannst, meine Liebe«, erwiderte Bodial, wofür ihm Doired am liebsten das selbstgefällige Lächeln aus dem Gesicht geprügelt hätte.
Auch hier erfahre ich (Leser), dass Bodial lächelt, es wird mir aber nicht von dir (Autor) vermittelt, sondern aus der Sicht von Doired. Mein Lesefluss bleibt intakt und ich habe ein wunderbares Bild der Szene vor Augen, wie Bodial von oben herab die wutschäumende Doired abkanzelt.
All das sagt zusätzlich eine Menge sowohl über die Charaktere, als auch über ihre momentane Stimmung aus – und zwar, ohne dass der Autor darüber auch nur ein erklärendes Wort verlieren musste.

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Okay, ich sehe schon, ich stehe auf verlorenem Posten, und ehe ich dann als der Depp dastehe, der hier um Kritik bittet, sich dann aber nichts sagen lässt - es sei. Ich habe ja erklärt, bis wohin ich die Kritik mitgehe. Und ich selbst habe in einem meiner Blogs mal geschrieben: “Das Adjektiv macht die Phrase.” Ich bin also selbst der Erste, der beim “schnellen Konter” oder der “Flanke nach innen” entsprechende Kürzungen vornimmt. Es ist also nicht so, dass ich es nicht verstünde. Ich nehme mir nur raus, dem in dieser Absolutheit nicht zuzustimmen. :wink: Man kann sich an meinen Inquits sicherlich stören, muss es aber nicht, erst recht nicht, wenn es sich nur um ein einziges Wort als Zusatz handelt. Du hast hier meiner Meinung nach schon rein quantitativ die minimalistische Lösung (ein Adverb) durch einen ganzen Satz ersetzt, der noch dazu etliches transportiert, was ich gar nicht transportieren möchte. Ich persönlich fühle mich durch die von dir gewählte Konstruktion wesentlich mehr “bevormundet”, als durch meine; mir ist das zu viel Information, zu viel Wertung, zu viel Charakterisierung zu bemüht in einen Satz gequetscht.

Aber es passt insofern ganz gut, als ich als Zwischenfazit aus dieser Diskussion erst mal (durchaus verwundert) mitnehme, dass Inquits als “zu erklärend” empfunden werden, während ich an anderer Stelle gebeten werde, inhaltliche Punkte auszubuchstabieren, die ich ganz bewusst an dieser Stelle offen gelassen habe.

Das ist Dir unbenommen. Schließlich haben die anderen und ich unsere Meinung, um die Du gebeten hattest, hier kundgetan - und einige haben auch betont, dass das kein Absolut ist - auf diesen Seiten fiel es aber auf.

ooops, mein Satz war wirklich nur als Beispiel gedacht, selbstverständlich kann man ihn auch kürzen, umbauen oder sonstwie auf den gewünschten Effekt trimmen. Es geht dabei nicht nur um das Erklärende an sich, sondern auch darum, wer erklärt und wie das abläuft.

Minimalismus ist auch nicht immer das Optimale, es kommt halt immer drauf an. Die ganze Schreiberei ist eine permanente Gratwanderung zwischen zuviel und zu wenig, gut verständlich und unterhaltsam und so weiter, Patentrezepte gibts so gut wie keine, bestenfalls Näherungswerte.

Anyway, die Inquit-Adverb-Lösung finde ich persönlich die mit Abstand ungünstigste, aber du kannst das selbstverständlich gerne anders sehen und handhaben.

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Ich gebe hier nur mal moderierend meinen Senf dazu, damit der Ton und das Miteinander friedlich bleibt (was es ja noch ist):

NIE etwas hier persönlich nehmen. Das ist nicht weiterführend, und genau das aber soll Kritik ja sein.

Kritik ist IMMER wohlwollend, auch, wenn sie scharf ist (wenn nicht, löschen wir sie eh >-) ). Ob man sich danach richtet, ist IMMER jedem selbst überlassen.

Kritik ist allerdings auch immer anstrengend und verletzend, wenn sie gut ist! Ich erinnere mich gern daran, wie man mit einem Male als Hilfsschüler in der Runde der Schreibkurse in Wolfenbüttel sitzt, wenn dann Klaus N. Frick, Uwe Anton und Olaf Kutzmutz einen rundrühren, und nach einer Weile auch die anderen Teilnehmer - wenn man nämlich gemerkt hat, dass Zuhören - oder auch sich erfolgreich verteidigen - etwas bringt, und die eigenen Texte besser werden.

Und da saßen so einige mit knallrotem Kopf, nachdem sie sich die Kritik angehört hatten - und wurden dann von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag besser.
Mir hat solche Kritik immer viel gebracht, und ich freue mich schon drauf, hier mal eigene Texte einzustellen, wenn ich die Zeit dazu finden sollte (sicher leider noch die nächsten Monate nicht X-) ).

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Und ich würde gerne noch einen anderen Kontrapunkt setzen: der Ton in diesem Thread ist doch angenehm freundlich. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass NowaksMario sich persönlich angegriffen fühlt. Mein Eindruck ist eher, dass er etwas überrascht ist ob der Rückmeldungen. Und ich bin es ehrlich gesagt auch ein wenig. Aber Überraschung ist ja eines der kreativsten Elemente überhaupt. Wenn Dinge eben nicht so laufen wie man sie sich vorgestellt hat. Beim Lesen u n d Schreiben. Nimmt man die Summe der Rückmeldungen zu diesem Textangebot, so drängt sich mir der Eindruck auf, dass es in der Kritik schwerpunktmäßig um die Inquits geht, man könnte auch sagen, letztlich um eine Randerscheinung und nicht um das große Ganze der uns (in Auszügen) vorgestellten Geschichte. Mag sein, dass das tatsächlich so auch gerechtfertigt ist, ich kenne mich schreibend mit diesem Genre garnicht aus. Aber ist es denn tatsächlich so, dass dieser Text hauptsächlich Spuren bezüglich der Inquits bei uns Lesenden hinterlässt? Bei mir war das jedenfalls nicht so. Es gab ganz viel anderes, das mich interessiert (und auch nicht immer überzeugt) hat, doch soviel mehr als nur diese blöden Inquits. Warum also nicht auch in groben Zügen alles andere benennen? Das gehört für mich @Ulli zu einer wohlwollenden Kritik genauso dazu. Erst reht, wenn jemand ganz neu in einem Forum ist. Erst dann werden wir, so glaube ich, zu wirklichen KollegInnen und brauchen nicht miteinander zu konkurrieren. Feiern, was schon da ist (genau da fängt konstruktive Kritik und die Lust am weitermachen nämlich an) und dann kritisieren, was noch fehlt. Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass es sich ganz unabhängig von diesem Forum geradezu um ein gesellschaftliches Phänomen handelt. Dass Menschen sich auch im Alltag immer schwerer damit tun, mal zu loben, statt zu meckern, niederzureissen, statt aufzubauen. Ich habe mal einen Theaterworkshop mit Führungskräften eines wirklich großen Unternehmens geleitet. Ich begann den Workshop mit der Frage, wann diese Führungskräfte das letzte Mal im Unternehmen gelobt worden seien. Betretendes, ratloses Schweigen und verunsicherte Blicke zu Boden. Dann habe ich sie gefragt, wann s i e das letzte Mal MitarbeiterInnen im Unternehmen gelobt hätten. Das Schweigen noch ratloser und betretener, die Blicke noch verunsicherter. Da wurde mir sehr klar, dass dieses Problem längst ein gesellschaftliches geworden ist. Hier haben wir glücklicherweise die Freiheit, beides zu tun, Texte zu feiern und zu kritisieren. Prost!@NowaksMario und allen, die zwischendurch auch gerne feiern, um dann mit frischer Kraft weiterzuarbeiten an dem, was uns alle antreibt, sagte ich im Brustton meiner festen Überzeugung :wink:

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Das war jetzt auch allgemein und nicht auf ihn gemünzt, was ich da oben schrieb.

Das allerdings bringt erfahrungsgemäß für ein Vorankommen GAR nichts. Auch loben, bzw. besser “Stärken herausstreichen” und dazu auch argumentieren - ja.

Nichts aber leitet Autoren mehr in eine falsche Richtung, als wenn eine als Kritiker aufgesuchte Gemeinde nur eine “Wohlfühl”-Athmosphäre vermittelt - und man dann “im richtigen Markt” staunt, warum man dann - echte - Kritik erntet.
Typisches Phänomen, warum gute Freunde und die Familie selten als gute Kritiker taugen.

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Storydiver, du hast eigentlich recht, trotzden, und ich kann da nur für mich sprechen, wenn sich ein Punkt (wie hier die Inquits) so dermaßen in den Vordergrund drängt, erschlägt er viele von den positiven Dingen.
Hier gefallen mir die Figuren, und die Handlung erscheint mir, soweit man es aus dem herausgerissenen Fragment beurteilen kann, auch vielversprechend.
Sicher spielt da auch der eigene Geschmack eine Rolle, beim Lesen stören mich persönlich diese mit Adverbien garnierten Inquits halt ganz besonders und machen in meinen Augen auch einen sonst guten Text ziemlich kaputt. Vermutlich hat da jeder seine persönliche Hass-Liste mit Formulierungen, die die Schmerzgrenze beim Lesespaß überschreiten.

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@Ulli: Wie gesagt: Alles gut. Ich hatte mal einen Redakteur, der antwortete auf “Guten Morgen!” auch schon mal mit: “Halt die Fresse!” :wink: Ich betrachte das hier gewissermaßen als Verteidigung meiner Masterarbeit. Oder als Testlauf dazu. Ich finde es spannend zu sehen, auf was wird geachtet, und auf was nicht, wozu kommen Fragen, und wozu nicht, werden die Anspielungen bemerkt oder nicht. Da hätte ich wirklich größtenteils mit ganz anderen Ergebnissen gerechnet. Ja, ich finde es ein bisschen traurig, dass einige Dinge anscheinend überlesen werden, aber andererseits freue ich mich auch, dass einige den Eisberg zu erkennen scheinen, den diese Geschichte darstellt. Und wenn es so sein sollte, dass ich ganz einfach eine eigene Herangehensweise habe, weil ich Stilfragen wie Inquits absolut nachrangig finde (kann man nachträglich ändern und gut ist), ist auch das eine Erkenntnis.

@storydriver: Einfach mal nur danke.

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