Fantasy-Geschichte Exposé + Kapitel 1

Guten Abend!
Ich arbeite nun schon seit einigen Monaten an diesem Programm (vor allem seit einem Monat sehr intensiv) und habe mich jetzt zur Probe an einem Exposé versucht, da ich ohnehin eines für den Verlag benötige. Dazu gibt es noch das erste Kapitel, einen Hintergrund, da alles in eigener Welt mit unter anderem eigenen Völkern spielt. Eine Namensliste mit den wichtigsten Personen gibt es auch noch. Und solange die Kritik konstruktiv ist, könnt ihr soviel daran herummeckern, wie ihr wollt, dadurch werde ich ja nur besser ^^ Wenn noch irgendwelche Fragen offen sind, scheut euch nicht, sie zu stellen.

DGvVN-01-Exposé.pdf (118 KB)

Eria, gute Arbeit. Ich bin beeindruckt. Mach weiter so.

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Im Exposé neigst du zu Begründungen (da, weil, deswegen…), Füllwörter und “dann”. Dadurch werden deine Sätze recht lang und die zeitliche Abfolge ist vertauscht. Das macht deine Sätze etwas schwerfällig.

Beispiel:
Da die Nemřan dieses Volk aber hassen, nimmt er den Auftrag nur an, weil er darauf vertraute, dass seine Göttin das Richtige tut. Da eine andere Nemřa ihn jedoch erwischt und er befürchtet, bestraft zu werden, sieht er sich gezwungen, mit Juram zu flüchten.

Beispiel für Umformulierung:
Eine andere Nemřa erwischt ihn dabei, wie er den Menschen versorgt. Renĵe Sei fürchtet die Strafe und flieht mit Juram.

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Hallo Eria,

Ich hab mir deinen Text angeschaut, was das Exposé angeht, stimme ich Nina zu. Da ließe sich noch so einiges kürzen und verbessern.

Jetzt zum eigentlichen Text. Die Idee deiner Story gefällt mir schon ziemlich gut, der Anfang dafür noch überhaupt nicht. Das liegt in erster Linie daran, dass du praktisch von Anfang an einen Haufen Erklärungen und Informationen bringst.
Dass man die Menschen nicht mag und warum, die Sache mit dem verschwundenen Mädchen, wer was erzählt hat u.s.w., all das braucht man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht näher zu wissen, es interessiert hier auch noch niemanden. Dafür bremst es die Handlung an einer der wichtigsten Stellen überhaupt aus: Den Anfang.
An dieser Stelle gehts eigentlich nur um eines: Den potenziellen Leser soweit zu ködern, dass er unbedingt wissen will, wie die Sache weitergeht. Ihn mit diversen Infos und Hintergrundmaterial zuzuschütten, ist da eher kontraproduktiv. Viel effektiver wäre es, erst mal etwas Spannendes passieren zu lassen und ihn da reinzuschubsen. Keine Sorge, Leser sind hart im Nehmen und kapieren mehr, als man als Autor meist annimmt ;).
Sämtliche Erklärungen, wer da jetzt wann, wie, wo, mit wem, warum und überhaupt, kann man häppchenweise und so nach und nach in die Handlung eingebettet nachreichen. Dadurch wird die Sache viel organischer und man wächst als Leser quasi mit der Handlung mit, anstatt dass man gleich zu Anfang einen Haufen Fakten um die Ohren gefetzt bekommt, mit denen man noch gar nichts Richtiges anfangen kann.

(*Dieses Thema behandelt auch Stephan Waldscheidt in seinem Schreibratgeberpaket ‘Schreiben! Hoch 3’](‘https://www.amazon.de/Schreiben-hoch-Schreibratgeber-Paket-Roman-Autoren-Bessere-ebook/dp/B00PYEPVIS/ref=sr_1_6?__mk_de_DE=ÅMÅŽÕÑ&crid=211Y34ERRF66Y&keywords=stephan+waldscheidt&qid=1555161939&s=gateway&sprefix=waldscheid%2Caps%2C237&sr=8-6’) wirklich ganz ausgezeichnet und mit Beispielen, warum das so schlecht ist, warum es die meisten Anfänger machen – und wie man es vermeidet. Unbedingt empfehlenswert, schau mal in die Leseprobe. Ich denke, das Buch würde dir was bringen.

Zitat Waldscheidt:
„Überflüssige Erklärungen sind eins der augenfälligsten Kennzeichen, die den Amateurschreiber vom Profiautor unterscheiden. Sie sind auch einer der Hauptgründe, warum Manuskripte abgelehnt werden …“)*

  • Sätze wie ‘stammelte er erschüttert’ würde ich rigoros rausschmeißen. Dass er stammelt, wurde in der wörtlichen Rede bereits gezeigt, dass er erschüttert ist, genauso. Ein Adverb, was man guten Gewissens schlachten darf ;).

  • Du drückst dich manchmal ein wenig umständlich aus. Z.B. ‘ohne meine und deine Hilfe … ‘ Ginge nicht stattdessen auch ‘ohne unsere Hilfe …’?
    Mal macht das nichts, aber es sind einige Stellen, die man straffen könnte.

-Renjes Reaktion finde ich nicht ganz nachvollziehbar. Als ihm die Göttin erklärt, er müsse mithelfen, jemanden zu retten, ist seine erste Frage: „Wo ist er?“
Ich hätte eher gefragt, warum ausgerechnet ich, oder auch, um wen es sich eigentlich handelt.

  • Renje fährt die Stimme in seinem Kopf an. Würde er sich das bei einer Gottheit wirklich trauen?

  • „Versprechen bricht man nicht, vor allem nicht die meinen.“
    Da nicht die Göttin, sondern Renje das Versprechen abgegeben hat, müsste es heißen, ‘… vor allem nicht die mir gegebenen.’

  • Die Göttin manifestiert sich lediglich als eine Stimme. Wie schafft sie es, trotzdem den Schnee zu verwehen? Ich würde stattdessen Renje eine absichtlich gelegte Spur entdecken lassen.

  • Wofür stehen hier die Accents auf den Namen, einfach nur, damit es exotischer aussieht? Der Circonflexe ^ ist ja eigentlich ein Auslassungszeichen für ein fehlendes s, der nur auf Vokalen angewendet wird. ok, kann man in der Fantasy draufsetzen, wo und wie man möchte, ich stolpere halt immer drüber und frage mich, was es soll. Aber das ist mein Problem!

Mein Fazit: Die Idee ist vielversprechend und hat Potenzial, ich würde da aber noch einige Arbeit investieren. So, wie es jetzt ist, würde ich den Roman nach zwei Seiten wieder weglegen und nicht weiterlesen wollen, weil es mir zu umständlich formuliert ist, irgendwie noch zuwenig Zug hat und ich den Anfang so einfach noch nicht gut finde. Aber bitte nicht entmutigen lassen, da geht noch viel mehr, bleib unbedingt dran, das wird schon!

Bitte jetzt nicht angefressen oder beleidigt sein, ich kritisiere meistens ziemlich gnadenlos, meine es aber wirklich nicht böse, und es geht auch nicht gegen dich.
Ich schreibe immer das auf, was mir auffällt und wie es bei mir ankommt, und wenn mir was dazu einfällt, auch wie man es anders machen könnte.
Selbstverständlich ist das nur meine persönliche Meinung!

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Also, erstmal danke für die viele Rückmeldung.

Das finde ich eine gute Umformulierung, das übernehme ich! Und dann werde ich noch nach anderen solchen Stellen ausschau halten

Ja, das ist tatsächlich so einer meiner Fehler …

Danke für die Empfehlung. Ich habe es schon in einem neuen Tab geöffnet und lese es mir nachher mal durch.

Ja … soweit habe ich tatsächlich noch nicht gedacht.

Tatsächlich hat das so seinen Grund. Das liegt daran, dass das J und das R zwei unterschiedliche Aussprachen haben in der Sprache der Nemřan … das gilt da nur zur Unterscheidung.

Danke sehr. Ich möchte sagen, dass ich zwar jemanden habe, der da drüberguckt, aber bisher hat er keine so sinnvolle Kritik gegeben, die so viel beinhaltet hat - und der hat alles, was es bisher gibt, gelesen! Deswegen bin ich da schon ein wenig dankbar für diese Art der Kritik. Mir war schon klar, dass ich noch viel Arbeit vor mir habe, und ich freue mich schon darauf, die Geschichte zu verbessern, da ich sie schließlich so gut machen möchte, wie es mir möglich ist.

Tatsächlich ist das genau das, worauf ich gehofft hatte! Es soll natürlich begründet sein, aber um besser zu werden, muss man eben jedwede konstruktive Kritik beachten. Und so ziemlich bei allen Punkten, die du genannt hast, ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Das ist es, das habe ich falsch gemacht! Vielen Dank noch mal an dieser Stelle, dass du dich so intensiv damit beschäftigt hast.

Wenn ich es überarbeitet habe, kann ich es ja gerne noch einmal posten.

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Gern geschehen, und ich bin echt froh, dass du es so professionell aufnimmst.
Ich finde, einen fremden Text zu analysieren, bringt einem für die eigene ‘Schreibe’ auch sehr viel, denn oft ist es gar nicht so einfach zu sagen, was genau man daran jetzt gut oder auch nicht so gelungen findet.
Wenn man bei anderen oft genug über einen bestimmten ‘Störfaktor’ gestolpert ist, passiert einem selbst genau dieser nicht mehr so ohne weiteres (geht mir zumindest so). Dafür macht man dann einen Haufen eigene, die Auswahl ist ja weiß Gott groß genug :D, und wird hoffentlich von jemand anderem genauso gnadenlos zerpflückt.
Irgendwie ist es ein Geben und Nehmen, und das ist toll so!

Du sagst, du hast schon jemanden, der dir drüberguckt, ist das ein sehr guter Freund/Freundin oder sogar dein Lebensgefährte? Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass beides für einen Betraleser die denkbar schlechteste Wahl ist.
Die meisten Menschen meinen nämlich nach wie vor, dass Kritik etwas Schlechtes sei, etwas, was man nach Möglichkeit verhindern muss und, falls es sich wirklich nicht umgehen lässt, so weichgespült wie nur möglich anbringen darf. Eine Freundin will man schließlich nicht verletzen.
Dabei übesehen sie gerne, dass in solchen Fällen Kritik essentiell für jegliche Weiterentwicklung ist und man dem Schreiber keinen Gefallen tut, wenn man sein Werk nur lobt und nicht auf Schwachstellen hinweist.

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Auch wenn ich im ersten Moment manchmal etwas demotiviert bin, freue ich mich doch über echte Kritik, weil viele Leute es halt einfach nur lesen und das war’s dann.

Ja, ich verstehe, was du meinst. Das kenne ich selber, dann fällt es mir meistens eher auf, wenn ich irgendwelchen Stuss fabriziere.

Schwester. Sie weiß aber, dass sie so hart kritisieren darf, wie sie möchte. Ich habe nur eher die Befürchtung, dass sie sich freut, eine gute Geschichte zum Lesen zu haben und nicht allzu tief in die Materie geht. Aber klar bringt es mehr, Kritik von jemandem zu erhalten, zu dem mein keine so große emotionale Bindung hat.

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So, da bin ich wieder, mit überarbeitetem Exposé und Kapitel im Gepäck. Ich hoffe, ich habe nichts übersehen … :unamused: Das wäre dann doch etwas ärgerlich :smiley: Jedenfalls könnt ihr es gerne weiter bekritteln. Ich bin auch am Überlegen, ob ich noch ein, zwei andere Kapitel teilen sollen, wo ich gerade in der Überarbeitungsphase bin … Jedenfalls freue ich mich auf die Kritik (wobei es natürlich schön wäre, wenn ich alle Fehler ausgemerzt hätte …). Übrigens habe ich Renĵes Charakter ein bisschen mehr hervorgehoben und etwas über sein normales Leben durchblicken lassen. Gut so oder löschen?

DGvVN-01-Exposé_1.pdf (124 KB)

Soll ich dir den Text durchgehen? (Ja sagen auf eigene Gefahr :wink: :D)

Übrigens, nicht alles, was ein Beta anmerkt, muß ein Fehler sein, sehr oft spielt da der persönliche Geschmack eine Rolle.

Tu, was du nicht lassen kannst ^^ Nein, also, wann immer ich etwas poste, kannst du davon ausgehen, dass ich Kritik wünsche. Das ist ja der Grund, warum ich es überhaupt teile.

Das ist mir klar. Wenn mir eine Formulierung von mir selbst besser passt, ignoriere ich das, was meine Schwester sagt, gerne mal.

alles klar, dann here we go. Nicht erschrecken, das wird jetzt ne etwas längere Angelegenheit. Zum besseren Durchblick:

  • Zitate aus deinem Text sind schwarz.
    - Anmerkungen von mir sind blau & kursiv
    - Änderungsvorschläge sind grün & kursiv

Renĵe saß lange dort. Draußen in der Kälte, im Licht der Göttin der Sonne fühlte er sich am wohlsten.
Guter Start, zwar nicht hochdramatisch, kann man aber ohne weiteres lassen. Allerdings sollte jetzt ziemlich flott etwas passieren.

Er kannte ihre zerstörerische Kraft und wusste, dass sie ihn zu schmelzen vermochte, doch die Herrin des Eises sorgte dafür, dass sie hier, in ihrem Revier nicht dazu fähig war, genug Macht zu erlangen, um es tatsächlich zu können.
Das ist so ein Satz, der viel zu geschraubt und in sich viel zu sehr ‘verschwurbelt’ ist, formuliere es lieber einfacher, z.B.:
Er wusste natürlich um ihre zerstörerische Kraft, doch hier, im Reich der Herrin des Eises, hatte sie nur wenig Macht und er nichts zu befürchten.

Dennoch waren die Nemřan gezwungen, sich zu verstecken – nicht vor der Sonnengöttin selbst, sondern vor einem zerstörerischen Volk, das man Menschen nannte. Sogar, wenn er nur ihren Namen hörte, erschauderte der Mann. Doch nicht vor Kälte – Renĵe war es nicht möglich, zu frieren. Er erschauderte, weil allein ihr Name sich so schrecklich anhörte. Menschen – dieses Wort verhieß eine nicht enden wollende Qual, wie sie blumig und blutig in den alten Geschichten geschildert wurde. Wenn Renĵe jemals einen von ihnen sehen sollte, würde er ihn umbringen.
Auch hier würde ich radikal kürzen, du erklärst viel mehr, als es an dieser Stelle nötig ist. Vorschlag:
Dennoch waren die Nemřan gezwungen, sich zu verstecken – nicht vor der Sonnengöttin selbst, es gab da eine viel größere Gefahr. Ein Volk voller Grausamkeit und Zerstörungswut, schon der Name verbreitete blankes Entsetzen: Menschen.
Mehr brauchts erst mal nicht, der Leser ist jetzt angefixt und möchte wissen, was da dahintersteckt. Alles Weitere würde ich später bringen, wenn es wirklich gebraucht wird.

Plötzlich stellten sich alle Härchen auf seinen Armen auf. Ein seltsames Knistern lief durch die Luft, und er riss die Augen auf. Sein Blick huschte hin und her, doch er sah nichts Ungewöhnliches.
Falls sich die Nemřan in irgendeiner Form körperlich von den Menschen unterscheiden, wäre hier eine gute Gelegenheit, etwas davon anklingen zu lassen, könnte ja auch sein, dass der das Knistern bis in die kleinsten Schuppen oder Federn spürt.

Sein Kopf dröhnte von ihr, …
Sein Kopf dröhnte wie eine geschlagene Glocke

…, fragte Renĵe verwirrt.
Weglassen! Es ist völlig klar, wer das sagt und auch, dass er etwas verwirrt ist.
Redebegleitsätze (= sagte er, dachte sie etc.) sparsam verwenden, wirklich nur dann, wenn nicht ganz sicher ist, wer das jetzt von sich gibt.

»Es geht nicht immer um Status, Dummerchen.«
Normalerweise pflegen Götter ihre Anliegen nicht ausführlich zu erklären :wink:
„Ich habe aber dich ausgewählt und meine Gründe dafür.“
Das ‘Dummerchen’ würde ich weglassen, klingt sehr überheblich. (Falls das so gewollt ist, lass es drinne).

… erklärte er.
Hier genauso, weg damit.

Seine Schwester, seinen Vater, vermutlich selbst seine Mutter, obwohl sie immer sagte, dass sie an ihn glaubte.
Interessiert hier niemanden, kann weg und, falls nötig, später erwähnt und/oder vertieft werden.

»Bei meinem Auftrag handelt es sich vielmehr um eine Sache des Charakters, nicht um Machtspielchen«,
Die ‘Machtspielchen’ finde ich eher unglücklich ausgedrückt, sie treffen imho nicht so ganz den eigentlichen Sinn. Wie wärs alternativ mit etwas wie ‘Titel’ oder ‘Ansehen’? Auch der ‘Status’ würde hier gut passen.

… erklärte sei Eřla mit einem Anflug von Verärgerung in der Stimme.
Und noch mal: Weg mit dem Begleitsatz, stattdessen kurz und knapp:
Jetzt klang sie ein wenig verärgert.

… und antwortete rasch …
Streichen!

„… also, trotz meines Charakters.“
Diesen letzten Zusatz würde ich auch weglassen, er weiß ja nicht so genau, welche Charaktereigenschaften sie sich wünscht.

»Du weißt doch nicht einmal, worum es geht!«
Er zog den Kopf ein. Verdammt, jetzt war sie wütend.
»Kind?«, fragte sie jetzt sanfter.
»Ja?«
Man erreicht im Leben nichts, wenn man keine Risiken eingeht«, belehrte Sei Eřla ihn.
»Ich bin zufrieden, wie es jetzt ist«, erklärte er selbstsicherer, als er sich fühlte.
»Das kannst du dir gerne weiter einreden«, meinte Sei Eřla.
Streichen, das alles bläht den Text mit unnötigem Ballast auf. Falls du es doch behalten willst, schmeiß auch hier zumindest die Begleitsätze raus. Und bitte lass sie nicht dauernd ‘Kind’ sagen, vielleicht gehts ja nur mir so, aber mich nervt das total.

Renĵe war zwar immer noch nicht zufrieden mit der Wendung des Gesprächs, …
… immer noch nicht überzeugt von seiner Eignung, …

„Du sollst dem Mann, den ich in deine Obhut übergebe, das Leben retten und seine Existenz vor den anderen Nemřan geheim hältst. Und wenn er geht, …“
Da hängt die Grammatik, ist wahrscheinlich beim Ändern des Satzes passiert. Ich würde auch ein kleines bisschen ändern:
… seine Existenz vor den anderen deines Volkes verbergen. Wenn er dich verlässt, …

Renĵe war sprachlos. Zu den Städten der Menschen?
Hier wäre jetzt ein guter Moment, die ‘schrecklichen Menschen’ ein klitzekleines bisschen zu vertiefen, z.B.

  • Zu den Städten der Menschen? Niemand, der seinen Verstand beisammen hatte, ging freiwillig zu den Menschen, was bei allen Göttern hatte sein Schützling dort zu schaffen?*
    Auch hier auf keinen Fall mehr erklären, das würde die frisch aufgebaute Spannung wieder killen. Heb dir das für später auf, Leser sind begeisterte Entdecker, sie wollen mitfiebern und Geheimnisse und Zusammenhänge selber erforschen, und sie keinesfalls zu früh und einfach so nebenbei fertig aufbereitet vorgesetzt bekommen.

Lianë Sei …
Seiner Lebensgefährtin (oder was sie halt ist)
… würde es nicht gefallen, wenn er ihr etwas verheimlichte, doch es stand Renĵe umso weniger zu, die Wünsche der Herrin des Eises abzuschlagen, oder etwa nicht?
Der Satz ist auch sehr in sich verschraubt und irgendwie seltsam. Machs doch nicht so kompliziert, z.B.
„… doch es stand weder Renje noch sonst einem Sterblichen zu, der Herrin des Eises einen Wunsch abzuschlagen.“

Deshalb senkte er den Kopf und verneigte sich vor der knisternden
Präsenz, die ihn umgab. »Ich verspreche es, Sei Eřla.«
Renĵe spürte, wie die Präsenz verblasste, als die Herrin bedeutete:
»Versprechen bricht man nicht, mein Kind – vor allem nicht die mir gegebenen.«
Dann war ihre Präsenz verschwunden.

Die dreimalige ‘Präsenz’ in diesem Abschnitt solltest du entschärfen:
„… ich verspreche es, Sei Erla.“
Die Stimme schien zu verwehen wie eine Schneeflocke im Wind, nur ihre letzten Worte hallten eindringlich durch seinen Verstand: „Vergiss nicht, dass man ein mir gegebenes Versprechen niemals bricht!“
Dann war alles totenstill.

… das die Herrin Pfeile in den Schnee gegraben hatte.
Machs ruhig ein bisschen mystischer, so denkt man, sie hätte Straßenschilder ausgelegt:
… dass die Herrin eine leuchtende Spur in den Schnee gebrannt hatte.

… obgleich es hier oben nur einmal alle Jubeljahre taute.
Kann weg, uninteressantes Füllmaterial.

… einer Stätte aus schwarzen, gefrorenen Kiefernnadeln …
Eines der Adjektive oder sogar beide streichen, die Kiefernnadeln alleine reichen schon völlig aus. Da sie nicht weiter wichtig sind, würde ich sie nicht so ausführlich ausschmücken.

Es war ein Mensch.
*Ausgezeichneter Abschluss des Einleitungskapitels, damit ist die Geschichte gestartet und kann Fahrt aufnehmen. *

Der Leser hat die nötigen Appetithäppchen bekommen, die Lust auf mehr machen:
- Was sind die Nemran für ein Volk?
- Warum sind dort die Menschen so gefürchtet und verhasst?
- Was ist Renje für ein Typ? Er scheint ja mit sich und der Welt ein paar Probleme zu haben.
- Was hat es mit dem Schützling der Göttin auf sich?

Damit ist schon mal die Basis für jede Menge an wunderbaren Konflikten gelegt, genau das, was eine gute Story braucht.
*Als Nächstes könntest du ein bisschen mehr über Renje erzählen, wie, wo und mit wem er lebt. (Vorher, also im oben besprochenen Kapitel, wäre es zu früh, zuerst muss sichergestellt werden, dass sich der Leser überhaupt für ihn interessiert). Dadurch bekäme man auch einen ersten Eindruck vom Volk der Nemran. *
Was sagt Renjes Freundin zu alledem? Und wie stellt Renje es an, damit sein Schützling nicht entdeckt wird?
*Das ist viel Raum, um die Charaktere deiner Protagonisten interessant herauszuarbeiten, bevor du ihn (oder beide) dann auf große Fahrt schickst. *
Ich bin gespannt!

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Uff. Okay, ich setze mich dann morgen dran. Das ist schon ein ziemliches Stück … Aber na ja, solange sich meine Geschichte dadurch verbessert, freue ich mich über die Kritik. Und es ist ja nicht so, als hätte ich keine Zeit, von daher … Dann melde ich mich wieder, sobald ich mich darum gekümmert habe.

Hallo Eria,

beim Durchlesen des Textes stelle ich fest, dass ich an einzelnen Passagen hängen bleibe, mein Lesefluss ins Stocken gerät. Das liegt auch zum Teil an der Interpunktion, die noch nachgebessert werden muss.
Hier nur ein paar Beispiele:
*“Er kannte ihre zerstörerische Kraft und wusste, dass sie ihn zu schmelzen vermochte, doch die Herrin des Eises sorgte dafür, dass sie hier, in ihrem Revier nicht dazu fähig war, genug Macht zu erlangen, um es tatsächlich zu können.” *Nach Revier kommt ein Komma.
Den Satz würde ich trennen und den zweiten Teil einfacher formulieren.
“Er kannte ihre zerstörerische Kraft und wusste, dass sie ihn zu schmelzen vermochte. Doch die Herrin des Eises sorgte dafür, dass es hier, in ihrem Revier, nicht passieren konnte.”
Und im nächsten Satz vielleicht etwas glatter: “… nicht vor der Sonnengöttin selbst, sondern vor dem zerstörerischen Volk, den Menschen.”

“Sogar, wenn er nur ihren Namen hörte, erschauderte der Mann.”
Sogar
streichen und *der Mann ersetzen durch er. *
Das erste er würde ich durch den Namen Renĵe ersetzen.
Somit also: Wenn Renĵe nur dieses Wort hörte - Menschen - erschauerte er.

Auch würde ich nicht von dem Namen “Menschen” sprechen, es ist eine Gattungsbezeichnung. Und ich denke, vor dem Begriff erschauert er, nicht vor dem Namen.
Und er erschauert nicht, weil sich der “Name” Menschen so schrecklich “anhört”, sondern weil er mit dem Begriff eine schreckliche Erfahrung verbindet.

Blumig und blutig ist zwar ein schönes Wortspiel, scheint mir aber in diesem Zusammenhang nicht recht passend.
Eine Qual blumig schildern … :confused:
Schau mal, ob sich nicht ein passenderes Wort findet.

Im nächsten Absatz würde ich “Sie erzählte” wegstreichen. Einfach nur: Menschen waren aufgetaucht und hatten das Mädchen vor ihren Augen getötet, diese grausamen Barbaren.
Und nicht zu viele Einzelheiten des Kampfes aufzählen, weniger ist mehr.

Plötzlich stellten sich alle Härchen auf seinen Armen auf. Ein seltsames Knistern lief durch die Luft, und er riss die Augen auf. Sein Blick huschte hin und her, doch er sah nichts Ungewöhnliches.
Statt “alle Härchen” einfach nur “die …”, denn es stellt sich ja nicht nur ein Haar auf, sondern immer alle. Daher ist es selbstverständlich und muss nicht unbedingt erwähnt werden, dass es alle sind. Ich würde auch das Knistern zuerst benennen, dann die Reaktion, das Aufstellen der Härchen.
Ein entsetzliches Knistern lief durch die Luft und ließ die Härchen auf seinen Armen aufrichten. Ängstlich riss er die Augen auf, konnte aber nichts wahrnehmen. (Ein Knistern kann man ja nicht sehen.)

»Mein Kind …« Es war die Stimme einer Frau, und sie klang, als käme sie nicht von dieser Welt. Etwas in ihr vermittelte die klirrende Kälte, die Renĵe umgab. Durchdringend waren ihre Töne, laut und leise zugleich. Sein Kopf dröhnte von ihr, doch war die Stimme wunderschön.
Die Eindrücke, die Du hier schilderst, sind doch sehr gegensätzlich. Laut und leise zugleich, das geht eigentlich nicht. Dann dröhnt sein Kopf, ich nehme mal an, von der durchdringenden Art der Töne, und im nächsten Moment ist es eine schöne Stimme.

»W-was wollt Ihr, sei?«, stammelte er erschüttert. »Warum sprecht Ihr zu solch einem niederen Diener wie mir?« Er sah sich um, doch sie war nirgends zu sehen.
Die Zitatsergänzung kannst Du weglassen. Das er spricht, ergibt sich aus dem Folgesatz. Und das Stammeln wird schon durch die Rede selbst deutlich.
Den zweiten Teil würde ich etwas anders formulieren: *»Warum sprecht Ihr mir, Eurem unwürdigen Diener?« *Nicht “wie mir”, das ist grammatikalisch unsauber.

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Und hier ein weiteres Pusslesteinchen:

Die Häufung der „Als“ kann man straffen. Was hältst Du bei unverändertem ersten Satz von:

„In der Hauptstadt der Nemřan werden sie nur durchgelassen, weil … Renĵe nimmt die Essenz an und wird er zum neuen Gott des Eises.“

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Wenn man annimmt, man hätte sorgfältig gelesen …

Es muss natürlich heißen
„Renĵe nimmt die Essenz an und dadurch wird er zum neuen Gott des Eises.“
oder
„Renĵe nimmt die Essenz an und wird dadurch zum neuen Gott des Eises.“
Wobei man das „dadurch“ auch noch weglassen kann.

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Soo, das sah nach mehr Arbeit aus als es war, also habe ich es ein wenig vor mir hergeschoben … Jedenfalls habe ich es jetzt gemacht und das Kapitel bzw das Exposé überarbeitet. Da ich es von oben nach unten abgearbeitet habe, waren manche Vorschläge von @Theophilos dann doch nicht mehr ganz aktuell. Zwei Sachen habe ich jedoch anzumerken:

Nun, um ehrlich zu sein, ist es doch eine Gattungsbezeichnung. Die Nemřan (eine Gattung, die sich aus den Menschen entwickelt haben, aber keine sind) haben Vorurteile gegen die Gattung Mensch. Hast du die Nemřan als … ich weiß nicht, als Bewohner eines Landes, die Menschen sind, gesehen? Anders verstände ich deinen Einwand nicht.

Inwiefern ist das grammatikalisch unsauber? Das ist doch ein Vergleich? Und außerdem ist es gedacht, dass Renĵe sich hier selbst herabwürdigt, was mit „einem solch niederen Diener wie mir“ besser erfüllt wird als mit „mir, eurem unwürdigen Diener“. Aber ich denke, das ist etwas, das jeder anders sieht.

Hat jemand noch irgendwelche Änderungsvorschläge? Ich nehme jegliche begründete Kritik gerne an.

DGvVN-01-Exposé+Kapitel1.pdf (119 KB)