Die Einsamkeit des Schreibens

Hallo, ist da jemand?

Schreiben hat viele Seiten. Und viele Seiten wollen beschrieben werden. Das braucht Zeit, viel Zeit. Da erzähl ich euch nichts Neues. Zeit, die wir meist fast nur mit uns selbst, unseren Geschichten und Figuren verbringen. Ich kenne kaum einen Beruf, der so einsam, aber auch so schön ist wie das Schreiben. Ok, vielleicht noch Leuchtturmwärter. Schön einsam. Gesprochen wird darüber untereinander interessanterweise selten, finde ich. Vielleicht geht es euch ja anders. Daher mal eine Frage in die Runde: Kennt ihr diese verdammt schöne Einsamkeit des Schreibens auch, oder sollte ich besser mal zum Doc?
Cheerio
storydiver

Hallo storydiver,
ja, kenne ich schon. Andererseits wünschte ich mir manchmal mehr Einsamkeit, als meine Familie mir zugesteht, damit ich meine Sachen endlich mal zuende bringen kann. :wink:
Außerdem habe ich das Glück, dass ich auch während des “Schaffungsprozesses” sehr viel mit meiner Tochter diskutieren kann. Also sind meine Figuren nicht nur alleine mit mir. :stuck_out_tongue:

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Das mit der gewünschten Einsamkeit kenne ich. Entweder die Familie ( will ich aber auf keinen Fall missen), oder die Arbeit, welche ich brauche um die Familie mitzuernähren. Ich kann ja schlecht sagen, mein Buch wird der Hit, ich konzentriere mich jetzt nur darauf.
Aber die Einsamkeit nur ich meine Gedanken und die Tastatur ist schon ein schöner Zustand, den ich gerne öfter hätte.

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Ich bin glücklich und dankbar für dieses Forum und allen, die sich darin mitteilen und zuhören. Es nimmt mir ein großes Stück von der angesprochenen “Einsamkeit des Schreibens”.

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Das finde ich total interessant! Bisher finden zwei von drei eurer Antworten das Drumherum beim Schreiben eher als hinderlich (nur in diesem Moment Schreibens). Das kenne ich auch. Aber im Augenblick des Schreibens selbst - so geht es jedenfalls mir - bin ich so sehr bei/in der Sache, dass ich um mich herum nichts mehr mitbekomme. Das ist ein sehr schönes Gefühl einerseits, wie @Lusmore auch in seinem letzten Satz sagt, aber da fängt für mich gleichzeitig auch die Einsamkeit an, egal ob und was um mich herum ist. Hinzu kommt, dass wir, so glaube ich, erstmal mehr oder weniger lange alleine sein mit Idee, Geschichte, Figuren. Erstmal ist alles nur in unserem Kopf. Das ist auch eine Form von Einsamkeit und nicht abhängig davon, wer oder was um mich herum ist. @monaL, das ist natürlich großartig, wenn du mit deiner Tochter während des Schaffensprozesses über das Schaffen sprechen kannst. Wie muss ich mir das konkret vorstellen? Ihr sprecht erst und dann schreibst du weiter, oder du liest ihr etwas vor und dann redet ihr darüber? In der Tat @Raya, wie schön, dass es ein Forum wie dieses gibt, in dem man auch über Themen sprechen kann, die nicht technischer Natur sind.

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Stimmt, die Einsamkeit mit der Geschichte und den Ideen, bevor man sich wem anvertraut. Obwohl da ist ja noch der Dialog mit sich selber, was man wann und wie macht. und ob man sich wem anvertraut. Und wem? Und was ist wenn die Reaktion nicht annähernd weiterhilft? Mache ich mir zuviel Gedanken? Oder zu wenig?

Die Einsamkeit des Schreibens schätze ich besonders im fortgeschrittenen Schreibprozess, bei Recherchen, Überarbeitung, Korrektur.

Ideen, Handlungen, Figuren finde ich in der Einsamkeit eher selten. Ich bin wohl eher ein kommunikativer Mensch. Wenn ich über ein Thema spreche, oder mit anderen im Austausch darüber bin, scheint meine Kreativität stärker angeregt als im stillen Gedanken.

Vielleicht käme ich mit Selbstgesprächen zu ähnlichen Erfolgen, doch die Annahme, mich eines Tages murmelnd in der Öffentlichkeit vorzufinden, vielleicht gerade im spannenden Dialog mit einer dem Tourette-Syndrom behafteten Figur schreckt mich ein wenig davor ab.

Ich habe es noch nie ausprobiert, in einer Gruppe zu arbeiten. Das würde mich zum Beispiel sehr interessieren.

Ich habe mich heute gerade gefragt warum es, meines Wissens nach, so wenig Gruppenarbeiten gibt a la Diebeswelt, Wildcards habe ich noch nicht gelesen und mehr kenne ich bewusst auch nicht.

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Ich persönlich sehe in Gemeinschaftsarbeiten ein großes Potential. Doch das liegt eben in meiner Persönlichkeit, da ich im gedanklichen Austausch kreativer und effizienter Arbeiten kann. Dabei geht es weniger um die Kritik am eigenen Stil und Gedanken, sondern um gegenseitige konstruktive Wertschätzung, wechselseitige Anregungen und Perspektiven. Auf der Stelle über den eigenen Tellerrand gehoben zu werden regt meine streng geschützten Gehirnzellen ungemein an.

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Zuerst schreibe ich natürlich eine Weile, bis die erste Version steht. Dann gebe ich es ihr zum Lesen. Da sie ein sehr ehrlicher und kritischer Mensch ist, kommen dann Vorschläge, Rechtschreibkorrekturen und Wünsche. Das letzte Manuskript war ihr zum Beispiel viel zu kurz. „Da muss noch was kommen. Das Ende liest sich ja wie ein sehr langer Nachspann!“ Dann setze ich mich noch mal hin und schreibe weiter :slight_smile: Manchmal kommt auch ein: „Naaa jaaah …“ Dann setze ich mich hin, und schreibe weiter …
Erst viel, viel später kommen dann die anderen Testleser und Testleserinnen dran. (Inzwischen schon sorgfältig ausgesucht, damit ich über das Stadium: „Das ist ja toll, du kannst ja richtig schreiben!!!“ langsam hinauskomme und auch dort richtige Kritik erhalte :wink: )

Das Stimmt nicht immer, ich schreibe meistens in der Öffentlichkeit, in der Bahn oder in Café´s mit geräuschunterdrückenden Kopfhörern. Zuhause mach ich manchmal im Nebenraum den Fernseher an, auch das hilft etwas ;-).

Mich schreckt der Gedanke etwas ab, um ehrlich zu sein. Ich denke, es kommt viel darauf an, ob die Schreibstile kompatibel sind. Wenn ich mir vorstelle das Jemand mit einem actiongeladenen Schreibstil, sich mit einem Autor von romantischen Romanen zusammen rottet, sehe ich da großes Konfliktpotential. Gerade für den Leser.

Dennoch bin ich offen für neue Erfahrungen :wink: Ein Papyrus Community Buch wäre vielleicht auch außerhalb des eigentlichen Schreibens interessant, weil wir alle an unterschiedlichen Punkten stehen und so auch unsere Erfahrungen im Bereich Marketing usw teilen können.

Vielleicht sollten wir mal was machen wie Wichteln, bloß halt das Teams zusammengeworfen werden und eine Geschichte abliefern dürfen. :coffee:
Jetzt mag ich die Idee irgendwie, aber der skeptische Text oben bleibt stehen, aus Prinzip.

Zurück zu Storydivers Ausgangspunkt. Das Thema verwirrt mich immer mehr.
Ist Einsamkeit die Voraussetzung für das Schreiben oder ist sie die Folge des Schreibens?
Ist Einsamkeit der Stoff, aus dem Bücher entstehen?
Ist Einsamkeit der Preis, den wir für die Schriftstellerei bezahlen?
Oder ist Einsamkeit bloß die “notwendige Arbeitsumgebung” für Autoren, Lokführer, Fernfahrer, Nachtwächter und andere?

Ich habe beim Stöbern vor einiger Zeit Auszüge aus einem Buch gelesen, dessen Autor und Titel mir leider entfallen ist. Da ging es unter anderem um die Frage, ob der ganze Hype um Teamwork nicht eine große Blase sei. Denn Erfindungen und Kunstwerke, so der Autor, seien meist die Leistungen einzelner gewesen. Bei Licht betrachtet stimmt es m.E. Womit wir wieder bei der Einsamkeit wären.

Verstehe ich das richtig, öffentlich schreiben bedeutet für dich, die Akustik auszublenden, aber auf visuelle Reize beim Schreiben zurückgreifen zu können?

Teamarbeit soll nicht zielführend sein, das erlaubt die Logik gar nicht. Vielmehr geht es darum sich gegenseitig weiter zu entwickeln (Zitat meiner Deutschlehrerin.)

Ja, ich sehe mich gerne um, während ich tippe. Menschen können eine großartige Inspiration sein, wenn man sie nur kurz beobachtet und ein bisschen Vorstellungskraft übrig hat. Viel meiner Arbeit basiert auf Beobachtungen in der Bahn, die ich weiter gesponnen habe.

Das habe ich noch nie ‚live’ ausprobiert, sondern Eindrücke immer erst vor Ort ‚abgespeichert‘ und dann zuhause verarbeitet. Muss ich mal ausprobieren und sehen, ob es das Schreiben verändert.

Ich bin dabei.

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Ganz herzlichen Dank @Raya Mann , deine Fragen treffen genau das Herz meiner Frage. Auf deine Fragen unterschiedlichste Antworten zu hören und zu geben, wäre schon ein magischer Beginn des von @mathies, @Lusmore und @DoJiMoDa angeregten assoziativen Kollektivschreibens. Wollen wir es mal in einem eigenen Thread ausprobieren und schauen, ob und wohin es uns führt? Vielleicht ein Thread im Autorenclub?

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Es ist am Anfang schwierig, vor allem den Blick vom Bildschirm zu lösen und nicht immer zu schauen ob ein Tippfehler passiert ist.
Aber für mich persönlich nimmt es Stress aus der Sache. Einfach aus der Bahn schauen oder auf Leute, den Blick schweifen lassen und tippen.
Das muss man trainieren, habe mal von Leuten gehört die auf dem Laufband schreiben. :wink: Das ist bestimmt auch nicht einfach.