Brutalität im Roman

In meinen Roman kommt es zwischen der Hauptfigur und ihren Widersacher zu ein paar äusserst unschönen Szenen.

Es geht um Streiterei und verbale und körperliche Attacken.

Zum Schluss mündet das ganze in eine Geiselnahme.

Jetzt meine Frage

Wieviel Gewalt und Brutalität sollte man in einen Roman direkt reinschreiben.
Oder wäre es besser das ganze nur zu umschreiben.

Bsp.

Die Faust krachte in ihr Gesicht und man hörte die Knochen krachen. Blut lief ihr aus der aufplatzten Lippe runter.
oder
Sie sah die Faust auf sich zu kommen und duckte sich bzw. wehrte sie ab.

Was meint ihr ?

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Hi Sandra,
das kommt ganz drauf an ;).
Ich würde derartige Szenen so konzipieren, dass sie sprach- und stilistisch zum Rest der Story passen. Also wenns da sonst auch schon etwas deftiger zur Sache geht - und wenn die Szene sehr wichtig ist - , kannst du es auch direkt und ausführlich beschreiben, wenn nicht, lieber etwas ‘weichspülen’ und umschreiben.
Vertrau auf dein Bauchgefühl und schreib es so, dass es sich für dich richtig anfühlt.

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Das hängt vom Genre und von der Zielgruppe ab.
Beide Beispiele haben ja einen unterschiedlichen Effekt, einmal wehrt sie sich, einmal nicht. Das kann man eigentlich nicht vergleichen.
Mich schockiert das erste Beispiel nicht sonderlich, weil ihre Empfindungen außen vor bleiben. Da bin ich emotional nicht involviert.
LG
Pamina

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naja morgaine (hauptperson) flucht schon hin und wieder gerne und sie ist keineswegs das liebe mädchen von nebenan eher das gegenteil. und die szene gehört zum abschluss des ersten kapitels.
also kurz gesagt morgaine ist sicherheitsdienstmitarbeiterin (dort wo der roman spielt die polizei) ihr vater auch
vater wird wegen verdachts von weitergabe vertraulicher dateien verhaftet. dadurch kommt es zu einer schlägerei mit dem stellvertreter.

die emotionen werden noch beschrieben wie zum bsp.
mit einen blick der einen auf der stelle auslöschen könnte wenn man laserstrahlen statt augen hatte wischte sie sich das blut von den lippen und knurrte das wirst du noch bereuen.

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Du musst das Buch so schreiben, wie es dir am besten gefällt. Wenn du Knochensplitter drin haben möchtest, dann schreibe Knochensplitter hinein. Mir persönlich gefallen solche Beschreibungen nicht. Es ist für mich nur Effekthascherei, wenn es keinen weiteren Zweck erfüllt. Wenn die Gewaltszene für Morgaine aber eine Schlüsselszene ist, bei der sie zum Beispiel an eine vergangene Situation erinnert wird oder in ihr Emotionen geweckt werden, die sie schon lange verdrängt hat, dann ist die Szene wichtig. Und in diesem Fall finde ich eine solch brachiale Beschreibung auch gerechtfertigt. Aber nur für Gewaltdarstellung… ? Nein, das wäre mir zu wenig.

Übrigens scheint deine Shift-Taste kaputt gegangen zu sein. Schau mal nach deiner Tastatur, repariere sie bzw. wechsle sie aus.

Viele Grüße,
Vroni

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meine shift taste ? warum ?

Stell dir doch selbst ein paar Frage: Wer wird das Buch lesen? Was gewinnen diese Leser bzw. der Roman durch die genaue Darstellung von Gewallt? Ist das wirklich passend, oder mache ich es, weil mir nichts “besseres” einfällt?

Ich persönlich kann detaillierten Gewaltdarstellungen nichts abgewinnen. Sie machen für mich ein Buch weder spannender noch kann ich mir etwas besser vorstellen dadurch. Aber das ist natürlich Geschmackssache und wie oben schon einige schreiben, vom Genre abhängig.

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naja ich bin ja auch nicht wirklich der typ dafür aber ich wollte mal eure meinung hören.

denn eigentlich kann ich die szene auch ohne ausserordentliche beschreibung von gewalt schreiben

Danke an allen für die schnelle Antworten.

Eine gute Frage die ich mir auch schon gestellt habe.
Das Wort Effekthascherei ist ja schon gefallen. Auch in Filmen mag ich es nicht, wenn Brutalität und grausame Szenen reine Effekthascherei sind, um einen dünnen Plot zu kaschieren.
Ich habe mal einen Text gelesen, wo ich das Gefühl hatte, jedesmal wenn die Autorin nicht weiter wusste, dann hat sie eine weitere, grausam zugerichtete Leiche abgelegt. Es hat den Karren aber nicht mehr aus dem Sumpf der Langeweile heraus gezogen, sondern nur noch genervt.
Andererseits ist ja die Beschreibung, wie Sandor Clegane als kleiner Junge von seinem eignen Bruder brutal verstümmelt wurde, absolut zentral zum Verständnis dieser Figur.

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Weil Du nur in Kleinbuchstaben schreibst …:wink:

Mir sind brutale Szenen eher unangenehm, aber wenn sie wichtig für die Story sind, müssen sie halt rein.

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Ich schließe mich meinen Kollegen an: Wenn es zur Story gehört, ist es okay. Ich persönlich halte mich da meist etwas zurück und beschreibe eher subtil. Die Details darf sich der geneigte Leser - je nach persönlichem Gewaltpotential - selbst denken.
Aber es geht auch anders. Bestes Beispiel für mich ist “Der Hollywood-Mord” von Joseph Wambaugh. Da wird gemetzelt, verstümmelt, ins Gesicht geschossen und ein Polizist tanzt mit dem Torso einer Leiche einen Tango Argentino. Man darf das Buch auch nicht ins Regal legen, es sollte schon stehend gelagert werden, weil sonst das ganze Blut rausläuft… Und in diesem Fall gehört es zur Story. Die brutalen, ausführlich beschriebenen Details produzieren ein Emotions-Ambiente, dass sich durch den ganzen Krimi zieht. Brutal, rücksichtslos und krank. Dazu muß man allerdings erwähnen, dass der Autor viele Jahre als Polizist in Hollywood tätig war.

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Hannibal Lector musste man auch bei seinen Taten zeigen, damit der Schrecken unmissverständlich deutlich wird, wenn wir erfahren, dass sein Puls bei solchen Taten nicht über 80 steigt. Hier war absehbar, dass der “normale” Mensch (Leser) sich das nicht von alleine würde ausmalen können. Es brauchte die Darstellung. Und doch: Jede Gewaltszene, an die ich mich erinnere, war doch für die Story von Nöten.
Also alles wie immer: Egal ob Gewalt oder nicht, man schreibe, was die Geschichte wirklich braucht.

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Also ich hab nix dagegen, wenn es etwas heftiger zur Sache geht. Für einen guten Kampf bin ich immer zu haben.
Schlachtplatte ohne Hirn mag ich allerdings nicht :wink:

Spaß beiseite. Ich sehe es wie die anderen auch. Wenn es passt, rein damit. Und wie du schon schreibst: Man bekommt eine Faust ins Gesicht, die Nase bricht und das Blut läuft. Das muss man nicht besonders ausführlich beschreiben, noch umschreiben.
Es ist halt einfach so …

Wenn ich es recht bedenke, war Kill Bill schon eine ganz schöne Schlachtplatte … :smiley:
Und wenn es um Krone und Vaterland geht, darf man auch nicht zimperlich sein ;):slight_smile:

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Wenn wir schon bei Filmen sind… Die Szene aus “Die Passion Christi” von Mel Gibson, in der der Heiland etwa eine Viertelstunde übelst zusammengeschlagen wird, ist schon heftig. Macht aber den lapidaren Satz “Er ist für unsere Sünden gestorben” schon greifbarer. Man starb eben nicht einfach so unter römischem Protektorat, das war schon komplizierter und das möglichst lange Leiden des Verurteilten gehörte mit dazu.
Ich erinnere mich an einen deutschen Film - Titel ist mir entfallen -, in der eine Frau in einer echt langen, brutalen Szene vergewaltigt wird. Ich empfinde diese Szene allerdings für vollkommen überflüssig. Für mich. Für andere mag das der Untertitel zu einer Vergewaltigung sein. Mir muß man das nicht mehr beipulen.

Ich glaube, es war Paolo Pasolini, der gesagt haben soll:

Ist sicher Ansichtssache (ich hab ‘die 120 Tage von Sodom’ nie angeschaut, werde ich freiwillig auch nicht), aber normalerweise stellt das wohl nicht so unbedingt die erstrebenswerte Publikumsreaktion auf ein Werk dar, egal ob Filmemacher oder Schriftsteller.

In manchen Stories ist eine gewisse Brutalität notwendig, damits ein stimmiges Ganzes wird (die Game of Thrones - Reihe ist dafür ein tolles Beispiel). Brutalität als Selbstzweck finde ich aber so überflüssig wie nur was und ich habs auch nie kapiert, wie man sowas dann zur Kunstform erheben kann.

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Vielleicht ist auch anzumerken, dass die Definition von Gewalt oder Grausamkeit bei jeder Person sehr unterschiedlich sein kann.
Mir hat einmal eine Freundin ein Buch zurückgegeben, weil sie die Brutalität darin nicht ertragen konnte. Sie hatte nur bis zum zweiten Kapitel gelesen, wo einem kleinen Jungen sein Haustier weggenommen wurde. (Zum Glück, denn später im Buch kam durchaus noch „richtige“ Gewalt vor). Man sieht hier, wie wichtig das Genre ist. Diese Frau liest sicher niemals Krimis oder Thriller. (Allerdings weiß ich nicht, wie sie mit dieser Feinfühligkeit überhaupt im normalen Leben zurechtkommt. Ich kam mir in diesem Moment ziemlich abgestumpft vor :see_no_evil: )

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Ja. Und Filme über Verbrechen bzw. Verbrecher (z.B. Sektenführer, Serienmörder, Rebellen), die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind auf einmal “Meisterwerke”.

Deine beiden Beispiele zeigen unterschiedliche Handlungsverläufe.
Einmal mit ausgeführter Gewalt und im zweiten mit versuchter.
Von daher nicht Unbedingt vergleichbar.

Grundsätzlich sollte es zum Genre passen und zur gedachten Zielgruppe.

Die Frage ist auch, passt die geschilderte Gewalt zum Protagonisten/Antagonisten.

Genauer zu zeigen, wie die Verletzungen zustande gekommen sind, kann ja auch wichtig für den weiteren Verlauf, wenn die verletzte Person unter den Verletzungen leidet oder eingeschränkt ist.
Der Leser kann dann besser mitleiden ;-).

Grundsätzlich ist es ja auch besser zu zeigen, als zu schildern.

Es ist aber nicht nur wichtig, die physischen Auswirkungen, sondern auch die psychischen zu schildern. Was läuft gerade im Kopf ab etc…

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Die SchreibDilettanten
“Folge 271 - Ist mein Roman zu harmlos?”

https://www.youtube.com/watch?v=4KJmKoMYndY

→ Soweit ich mich erinnern kann, ging es in dieser Folge auch um die Frage, die wir hier im Topic besprechen.

Ich denke, man sollte bei der Gewaltfrage wie immer die Faustregel anwenden: Dient etwas dem Selbstzweck oder gehört es zu meiner Geschichte / zu meinen Figuren?

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Danke @Jan :thumbsup:
Die Folge der Schreib Dilettanten hat das bestätigt, was ich mich bei der Überarbeitung meines Romans gefragt habe. Drum habe ich ein paar Szenen in meiner Geschichte umgeschrieben, entschärft und auch gestrichen.
Weniger ist oft mehr.
Recht machen kann man es eh nicht allen. Also so schreiben, dass es für einen passt und wie man es selbst gern lesen würde.

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