Stilbrüche - Wie geht ihr damit um?

Hi!

Also ich hab bisher nichts zu dem Thema gefunden bzw. in der Richtung generell, finde es aber spannend, mich darüber mit anderen mal auszutauschen. Aktuell sitze ich an den Korrekturen meines Romans, der ursprünglich ja eine Kurzgeschichte werden wollte und es sich dann anders überlegt hat.
Ich bin jemand, die sowohl mit Notizbüchern in Papierform für unterwegs arbeitet, als auch Worddokumente als Textdatei anlegt, die ich dann später im Roman mit verarbeite. Oder auch nicht, je nach dem.
Dabei ist mir mit der Zeit aufgefallen, dass die handschriftlichen Notizen sich im Schreibstil unterscheiden. Meistens lässt sich das mit dem übertragen auf PC beheben. Oft stelle ich dann aber bei dem korrigieren fest, dass der Text sich nicht flüssig liest, es stilistisch kleinere oder auch größere Brüche im Erzählstil oder der Erzählstimme ergeben.
Lange hab ich mich gefragt, woran das liegen mag. Was mach ich denn anders, wenn ich mit dem Füller in mein Buch schreibe, als wenn ich am PC sitze?
Beim Lesen merkte ich dann, dass die Sätze im Notizbuch weniger ausgefeilt sind, als wenn ich es digital festhalte. Und wenn sie dann im Kontext stehen, noch mal weniger ausgefeilt sind, als wenn ich es in einem Rutsch in den Roman verbaut hab.
Interessant, fand ich. Ein weiterer Stilbruch ist mir aufgefallen, wenn ich zwischen Personen wechsel. Ich hab in der Regel keinen auktorialen Erzähler, sondern einen Personalen Erzähler. Aber die Erzählerstimmen unterscheiden sich natürlich. Schwerer wird es, wenn es mehr als 2 Perspektiven sind. Bis zu 4 hab ich in der Regel drin und die wechseln zwischen männlich und weiblicher Erzählerin.

Ich hab festgestellt, dass wenn ich vermehrt mit den Namen der Figuren arbeite, um keine Verwirrung zu stiften, liest sich der Text schnell hölzern, platter und irgendwie weniger dynamisch. Aber zwischen “Er” und “sie” zu wechseln, kann dann schwierig werden, wenn beide Erzähler aufeinander treffen.
Eine gute Lösung hab ich bisher noch nicht gefunden. Klar, man könnte sagen: “Reduziere es doch auf maximal 2 Personen oder wechsel ganz in den Auktorialen Erzähler.” Aber ersteres geht selten bei mir, weil nicht immer alle Figuren die was zu erzählen haben, zu der jeweiligen Situation anwesend sind. Und für den auktorialen Erzähler hab ich kein Händchen mehr. Ich benutz ihn nur noch sehr selten und letztlich fliegt er doch wieder ganz oft raus, weil ich ihn dann doch lese technisch und erzählerisch nicht passend finde.

Bei meinem Aktuellen Projekt versuche ich daher, beim personalen Erzähler zu bleiben, arbeite aber mit Absätzen. um die Stimmen voneinander abzuheben. Und wenn zwei aufeinander treffen, die gleichzeitig aber auch als Erzähler auftreten, entscheide ich mich in dem Absatz für eine von den beiden, die den Teil erzählt. Heißt, die Erzählerin wird mit “Er/Sie” im Text unterschieden, während die Person mit der sie zusammen ist, von mir namentlich benannt wird.
Ob das die optimale Lösung ist, weiß ich nicht. Aber im Moment funktioniert das für mich.

Wie geht ihr denn mit Stilbrüchen um? Habt ihr überhaupt welche in euren Texten und wenn ja, wie geht ihr die an, um sie zu beheben? Oder wie äußern sie sich in euren Texten? Ich bin gespannt, was ihr so aus eurem Erfahrungsschatz berichten könnt. :slight_smile:

Neugierige Grüße
Rina

Hallo Rina,

da ich auch viel unterwegs bin, mache ich mir auch oft Notizen. Schreibe eine Idee auf, was ein Charakter sagt, oder sogar ganze Kapitel.
Da sind die Sätze dann auch noch nicht so ausgereift, da ich mich nicht richtig entspannen kann. Aber da geht es mir auch eher darum, die Idee nicht zu vergessen. Zu Hause übertrage und bearbeite ich das Ganze dann gleichzeitig.
Es ist immer etwas anderes unterwegs irgendwas zu schreiben, als zu Hause, wo man wirklich Ruhe hat und sich konzentrieren kann.
Da lässt man sich ganz anders auf die Geschichte ein.

Was du beschreibst mit deinen Charakterperspektiven kann ich nicht so ganz nachvollziehen.
Es hört sich sehr kompliziert an und ich bin mir nicht sicher, ob der Leser hinterher da mitkommt.
Es ist schwierig, so viele Perspektiven unter einen Hut zu bringen und die Gefahr, dass du viele Wiederholungen von Ereignissen reinbringst, steigt. Auch wenn es dann aus einer anderen Sicht erzählt wird, wird der Leser dennoch aus dem Lesefluss gerissen.
Ich würde dir raten, dir eine Person rauszusuchen um die es ursprünglich geht und alles aus seiner Perspektive zu machen. Falls er bewusstlos wird oder etwas nicht mitbekommt, kannst du immer noch auf die andere Perspektive des allgemeinen Erzählers wechseln.

Natürlich hat jeder Charakter in einem Buch etwas zu sagen und seine ganz eigene Story. Selbst Nebencharaktere können wichtig sein, aber man sollte doch ausfiltern, was am Ende wirklich wichtig ist und was nicht.
Die Möglichkeit aus einem Nebencharakter in einem weiteren Roman einen Hauptcharakter zu machen, sollte seine Geschichte es Wert sein, erzählt zu werden, bleibt ja immer noch.

LG Tessley

Zu den Erzählperspektiven kann ich wenig sagen, ohne Beispiele zu sehen - da kommt es meiner Meinung nach sehr auf den Einzelfall an.

Dass der Text in sich selbst nicht stilistisch kohärent ist, kenne ich aber nur zu gut, vor allem, wenn man über einen sehr langen Zeitraum daran arbeitet. Was ja leider der Normalfall ist, weil im Leben noch andere spannende Dinge passieren. Oder weil man unbewusst davon beeinflusst ist, was man gerade liest. Und weil es noch die gute alte Tagesform gibt. Kurzum: Ich versuche, das dann in der Überarbeitung und Korrektur auszubügeln. Dafür nehme ich mir dann Zeit am Stück, sodass ich den Text in mehr oder weniger einem Aufwasch oder zumindest an aufeinanderfolgenden Tagen durchlesen kann. Dann fallen mir die Unterschiede besser auf und ich kann versuchen, alles anzugleichen und zu verbessern.

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