Qualifiction

Nee, kein Tippfehler, hier handelt es sich um eine ‚Software zur Analyse von Texten & Bewertung von Bucherfolgen‘, gibt es sowohl in der Version für Verlage als auch für Autoren. Hier könnt ihr’s euch anschauen.

Ich bin da gestern zufällig drüber gestolpert und war total platt - ok, einen Bestseller-Code gibts ja angeblich schon, auch ein ganzes Buch zum Thema, aber jetzt eine Software, die ein komplettes Manuskript auf Herz und Nieren prüft?
Technische Spielereien aller Art liebe ich ja und fände auch diese Idee klasse - wenn es denn funktioniert und nicht nur ein hochgehypter Gag des digitalen Zeitalters ist. Deshalb würde mich jetzt sehr interessieren,

  • ob von euch jemand damit schon irgendwelche Erfahrungen gemacht hat und
  • was ihr überhaupt davon haltet.
    Mich juckts schon in den Fingern, das mal auszuprobieren (sobald das aktuelle Manuskript fertig ist) … mal sehen.

Ich habe das Buch „Der Bestseller-Code“ (natürlich :kissing:slight_smile: gelesen, und mit dieser Lektüre ist einem klar, dass „Qualifiction“ genau dieses Konzept für die deutsche Sprache nachvollzieht. Wobei den Autoren des „Bestseller-Code“ gänzlich entgangen zu sein scheint, dass sie sich selber widersprechen: Ihr Programm identifiziert nämlich nicht den Super-Bestseller „The Da Vinci Code“ als am meisten bestsellerverdächtig, sondern den weitaus weniger erfolgreichen Roman „The Circle“ – doch anstatt zu sagen, „Ups, da müssen wir noch ein bisschen feilen“, begründen sie im letzten Teil ausführlich, warum dieser Roman so super-erfolgreich sein musste …

Da ich ja immer neugierig bin, wie ein Computer einem helfen kann, besser zu schreiben, habe ich Qualifiction auch schon lange im Blick. Bloß überzeugt mich deren Ansatz absolut nicht, muss ich sagen. Wer will, kann hier mal nachsehen, wie so eine „Analyse“ aussieht – und sich fragen, was ihm derartige Diagramme darüber sagen würden, was er besser machen soll …

Ich finde Qualifiction nicht nur nutzlos, sondern auch potenziell gefährlich: Und zwar dann, wenn Verlage in großer Zahl darauf anspringen sollten. Dann, so meine Befürchtung, werden nur noch Texte akzeptiert, die so sind wie Texte, die es schon mal gegeben hat (sofern sie erfolgreich waren) – das Me Too würde damit sozusagen institutionalisiert, und neue Geschichten hätten keine Chance mehr.

Mein Rat: Die €49,- lieber für ein paar abgefahrene Bücher ausgeben …

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Puh - das wäre in der Tat eine üble Sache! Um überhaupt eine Chance zu haben, wäre man dann gezwungen, sich nur noch hart am Meinstream zu halten, und die Vielfalt würde langsam aber sicher erheblich ausgedünnt werden …

Danke auch für den Link, der ist sehr aufschlussreich. Ich versuche gerade, mir vorzustellen, was ich dann mit so einem Haufen von Diagrammen anfangen könnte. Ein paar wesentliche Dinge hat Papyrus ja eh schon mit an Bord, und ob einen der Rest jetzt wirklich weiterbringt - wahrscheinlich eher nicht. Die Idee finde ich nach wie vor faszinierend und ich werds mal im Auge behalten, aber ein paar schick aussehende Grafiken, die mir letztendlich auch nicht explizit sagen können, was ich ändern und besser machen soll … ok, es war noch nie ein Problem, 49 Euronen auch woanders gut unterzubringen.

Ich kann mit den Diagrammen auch nicht viel anfangen. Papyrus hat schon eine Stilanalyse und Wörter zählen kann es auch.
Interessant waren für mich die Daten zu Science-Fiction Bücher. Die kann ich brauchen.

Ja, das was brauchbar ist, hat Papyrus schon, nur besser …

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Die Firma wird sicher noch ein Programm herausgeben, dass nach Vorgaben einen Roman erstellt, der die Kriterien von LISA erfüllt. Dieses Manuskript sendet man an einen Verlag mit dem Vermerk: Mit ERNEST geschrieben. Diese drucken das Buch über Nacht und schmeißen es am anderen Morgen in die Buchläden. Hurra, ein Bestseller ist geboren.

Habe mir den Beitrag in der Online Autorenmesse angeschaut.
Mein Eindruck hat sich nicht verändert. Man kann begeistert sein von diesem KI-Programm LISA, aber Glauben an das, was da herausinterpretiert wird, damit sollte man sehr vorsichtig sein.
Das Meiste der statistischen Auswertungen lassen sich genauso in Papyrus aufbereiten, sei dies mit der Wortzähl-Einrichtung oder natürlich mit der Stilanalyse.
Alles andere ist reine Interpretation, denn auch ein noch so kluges KI-Programm kann nicht wirklich die Aussage/Stimmung/Gefühlslage eines Textteiles wirklich einschätzen oder gar in den Gesamtzusammenhang der ganzen Geschichte bringen.
Ich bin auch der Meinung von @AndreasE:

Ich glaub’, die Diskussion ist dann auch müßig - hier geht’s ja schließlich um eine relevante Schreibsoftware :wink: